Definitionen Was ist GAIA-X?
Mit GAIA-X soll auf Anregung des deutschen Wirtschaftsministeriums eine europäische Cloud-Lösung entstehen, um vor allem von amerikanischen Cloud-Anbietern unabhängig zu werden. Erste Tests für das technische Konzept sind für 2020 geplant.
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Wer bisher Daten in der Cloud speichern wollte, sei es als Privatperson oder als Unternehmen, kam nicht um große amerikanische Konzerne wie Amazon, Microsoft, Google oder Dropbox herum. Analysen zufolge haben sie mit ihren Clouddiensten einen Marktanteil von rund 75 Prozent.
Mit GAIA-X soll ein Stück Souveränität für Deutschland und Europa zurückgewonnen werden, statt die Macht über die Daten weiterhin bei Unternehmen außerhalb des europäischen Raumes liegen zu lassen. Als besonders bedenklich gilt der US-amerikanische Cloud Act, der es dortigen Behörden erlaubt, auch auf Daten zuzugreifen, die im Ausland gespeichert wurden. GAIA-X ist deshalb nicht nur ein Anliegen europäischer Politiker, sondern auch von Unternehmen, die sich mehr Cloud-Anbieter im EU-Rechtsgebiet mit entsprechend hohen Standards für den Datenschutz wünschen.
Große Unternehmen sollen eingebunden werden
In einem vorab veröffentlichten Informationspapier zu dem Projekt heißt es, dass die neue Datencloud unter anderem Ressourcen von europäischen Firmen zusammenfassen und eine Dateninfrastruktur für Europa schaffen soll, die sicher, vertrauenswürdig sowie leistungsfähig und wettbewerbstauglich ist.
Geplant ist die Einbindung deutscher Großkonzerne wie Siemens, SAP, Bosch, Telekom und Deutsche Bank und weiterer Partner aus ganz Europa, vor allem aus Frankreich. Die Unternehmen sollen ein "Hyperscaler" genanntes System aufbauen, bei dem die Serverkapazitäten von verschiedenen Firmen zusammengeschlossen werden, um ein skalierbares und leistungsstarkes IT-Netz entstehen zu lassen. Geplant ist, dass sich Unternehmen jeglicher Größe vernetzen - vom Start-up über kleine und mittelständische Unternehmen bis hin zu großen Industrie- und Handelskonzernen.
Experten sehen das Projekt mit gemischten Gefühlen
Die Motivation für GAIA-X liegt klar auf der Hand. Weniger klar sind jedoch die Details zur Umsetzung des Projekts. In dem erwähnten Info-Papier wird festgehalten, dass zunächst eine zentrale Organisation unter europäischer Trägerschaft geschaffen werden müsse. Diese solle verantwortlich sein für die Spezifizierung und Definition technischer Anforderungen sowie für das Regelwerk der Dateninfrastruktur.
Experten sind skeptisch, dass schon in 2020 ein Regelwerk vorliegen wird - angesichts der bekannten langwierigen Beratungs- und Entscheidungsprozesse auf Europaebene. Auch seien die bisherigen Ideen eher vage und noch längst nicht kundenorientiert genug. Zudem muss eine gelungene Cloud-Infrastruktur nicht nur europäische Datenschutzrichtlinien befolgen. Fragen der Sicherheit, der Verschlüsselung, des Betriebs und Supports und nicht zuletzt der Finanzierung sind noch längst nicht geklärt. Und schließlich muss GAIA-X mindestens so leistungsfähig sein wie die amerikanische Konkurrenz.
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