Kommentar „Und ob es ohne Microsoft 365 geht!“
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Die obersten Datenschützer haben gesprochen: Microsoft Office 365 ist mit der DSGVO unvereinbar. Aber ohne geht es doch gar nicht, meinen Kritiker. Das ist Unsinn. Für sämtliche Anwendungen der Suite gibt es vollwertige Alternativen, meint unser Gastkommentator Tobias Gerlinger.

Es ist längst kein Geheimnis mehr, dass sich Microsoft 365 und die DSGVO nicht vertragen. Datenschützer schlagen schließlich schon seit geraumer Zeit Alarm. So wies der Datenschutzbeauftragte von Baden-Württemberg die Schulen seines Landes an, den Einsatz von Microsoft 365 zu beenden oder einen datenschutzkonformen Betrieb eindeutig nachzuweisen. Ähnlich in Rheinland-Pfalz: Das Bildungsministerium und der Datenschutzbeauftrage untersagten den Schulen des Landes, Microsoft Teams für Videokonferenzen zu nutzen, weil dabei Nutzerdaten in die USA übertragen werden.
Was die Datenschutzkonferenz von Bund und Ländern (DSK) Ende vergangenes Jahr festlegte, hat aber eine neue Qualität. In diesem Gremium sind die Datenschutzaufsichtsbehörden des Bundes und sämtlicher Länder vertreten – und sie erklärten gemeinsam den Einsatz von Microsoft Office 365 für unvereinbar mit der DSGVO. Es fehle an der nötigen Transparenz, welche personenbezogenen Daten Microsoft für seine eigenen Zwecke verarbeitet, und auch an einem Beleg für die Rechtmäßigkeit dieser Verarbeitung. Ein Nachweis für den datenschutzrechtskonformen Betrieb könne nicht geführt werden.
Unsere obersten Datenschützer bestätigten also unisono, dass Microsoft 365 gegen geltendes Recht verstößt. Dass insbesondere Behörden und staatliche Organisationen so ein Tool nicht länger nutzen sollten, versteht sich praktisch von selbst. Ein Verzicht sei aber gar nicht praktikabel, monieren Kritiker der DSK-Festlegung. Weil es an Alternativen mangelt, würde das digitale Leben ohne den weit verbreiteten Public-Cloud-Dienst zum Stillstand kommen.
„Selbstverständlich gibt es Alternativen“
Diese Behauptung ist abenteuerlich und entbehrt jeglicher Grundlage. Selbstverständlich gibt es für sämtliche Anwendungen und Einsatzgebiete der Microsoft-Suite vollwertige Alternativen. Der Markt bietet beispielsweise komplette Kollaborationslösungen inklusive Cloud-Speicher, Web Office, Video und Chat aus einer Hand, die sich in Sachen Komfort und Funktionalität nicht hinter Office 365 verstecken müssen. Solche Lösungen können Behörden in ihren IT-Zentren betreiben, bei einem IT-Dienstleister ihrer Wahl hosten lassen oder – noch bequemer und einfacher – als Software-as-a-Service aus der Cloud eines europäischen Anbieters beziehen. So oder so haben sie die DSGVO-Konformität unter eigener Kontrolle.
Open-Source-Alternativen
Unter den Microsoft-Alternativen befinden sich auch zahlreiche Open-Source-Lösungen. Sie bieten nicht nur maximale Transparenz sondern auch große Flexibilität. Da diese Lösungen offene Standards unterstützen, können Behörden ihre Daten unkompliziert in andere Systeme transferieren und dadurch eine Software bei Bedarf jederzeit durch eine andere ersetzen. Das gibt ihnen die Möglichkeit, sich aus ihrem fatalen „Lock-in“ zu befreien. Da Microsoft proprietäre Technologien einsetzt, ist es für sie extrem schwer, größere Datenmengen aus den Systemen heraus zu bekommen, wodurch sie immer abhängiger vom US-Konzern werden. Eine Anfrage der Partei „Die Linke“ an die Bundesregierung brachte zutage, dass sich die Ausgaben des Bundes für Microsoft-Produkte zwischen 2015 und 2020 fast vervierfachten. Diese Kostenexplosion kommt nicht von ungefähr.
Ein digitales Leben ohne Microsoft 365 ist jederzeit möglich. Und damit auch ohne Verstöße gegen Datenschutzrecht und ohne Preisgabe der digitalen Souveränität.
Tobias Gerlinger
Tobias Gerlinger ist CEO und Managing Director von ownCloud in Nürnberg
Bildquelle: ownCloud
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