eHealth: Mobile IT-Anwendungen revolutionieren das Gesundheitswesen Vom Telenotarzt bis zu Blutkonserven mit Köpfchen

Redakteur: Gerald Viola

Mehr als 4,6 Millionen Menschen sind in Deutschland in der Gesundheitswirtschaft beschäftigt. Mit Gesamtausgaben von 236,2 Milliarden Euro ist die Branche eine der größten. Selbst die Wirtschaftskrise hat hier nicht so ausgeprägte Spuren hinterlassen wie in anderen Bereichen. Der Sektor verzeichnet stetiges Wachstum.

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Wie in anderen Industrien spielt auch im Gesundheitswesen die Informationstechnologie eine immer entscheidendere Rolle, wenn es um die Zukunftsfähigkeit geht. „Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie fördert daher im Rahmen des Programms ‚SimoBIT — sichere mobile Informationstechnik zur Wertschöpfungssteigerung in Mittelstand und Verwaltung’ unter anderem drei Projekte, die die Entwicklung mobiler IT-Lösungen in der Gesundheitswirtschaft vorantreiben“, sagt Dr. Karl-Heinz Neumann, Direktor der SimoBIT-Begleitforschung.

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„Im Mittelpunkt stehen die dynamische Entfaltung des Potenzials mobiler Multimedia-Dienste für Produktivitäts- und Qualitätssteigerungen sowie Kosten- und Zeiteinsparungen.“ Einen besonders hohen Stellenwert haben Konzepte zur Gewährleistung von IT-Sicherheit.

Allzeit bereiter Telenotarzt

Im Bereich der Notfallmedizin werden neue technologische Ansätze dringend benötigt, da zu befürchten ist, dass in Zukunft die ständige Verfügbarkeit von Notfallmedizin nicht mehr gewährleistet werden kann. Vor allem in ländlichen und strukturschwachen Gebieten verschärfen steigende Einsatzzahlen und Ärztemangel die Situation. Seit 1985 hat sich die Zahl der Notarzt-Einsätze in Deutschland verdoppelt. Rund 6.000 Mal werden Notärzte hierzulande inzwischen pro Tag alarmiert.

Um dennoch eine flächendeckende Versorgung bereitstellen zu können, entwickelt das Förderprojekt Med-on-@ix ein neuartiges telemedizinisches Rettungsassistenzsystem, mit dem direkt von der Einsatzstelle Daten, Messwerte und Live-Bilder an ein Kompetenzzentrum, das mit sehr erfahrenen Notärzten besetzt ist, gesendet werden. Mithilfe dieser übertragenen Informationen kann der Arzt in der Telenotarztzentrale den Rettungsassistenten oder den Notarzt vor Ort bei der Versorgung des Patienten optimal unterstützen. Damit will Med-on-@ix aber keineswegs Notärzte einsparen.

Im Gegenteil: Dort, wo sie rar sind oder besonderes Fachwissen brauchen, gibt das Projekt Hilfestellung.

Kurz vor Ende der dreijährigen Laufzeit zieht das Projekt eine sehr positive Bilanz. „Seit Ende letzten Jahres ist das System in der Evaluationsphase im Rahmen des Regelrettungsbetriebes der Stadt Aachen werktags im Einsatz“, sagt Tadeusz Brodziak, Leiter der P3-Communications-Arbeitsgruppe im Projekt Med-on-@ix.

„Neben den wissenschaftlichen Auswertungen zur medizinischen Versorgungsqualität können wir so die technischen Komponenten und die Vorgehensweisen weiter optimieren.“ Mediziner und Techniker müssen dabei den Spagat zwischen den schnelllebigen Prozessen der Rettungsmediziner im zeit- und lebenskritischen Einsatz und der notwendigen Erprobungszeit neuer Technik bewältigen.

Tadeusz Brodziak sieht in der Lösung des Telenotarztes auch Potenzial für andere Bereiche des Gesundheitswesens. „Ein Szenario ist die Ansprechbarkeit eines Notfallmediziners zu jeder Zeit für alle Dienste, die mit möglichen Notfallsituationen in Kontakt kommen. Neben dem Rettungsdienst sind das beispielsweise Pflegedienste, Hausärzte und kassenärztliche Bereitschaftsdienste sowie betriebliche Gesundheitseinrichtungen.“

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