Digitale Identität Was uns E-Perso und E-ID bringen

Quelle: dpa Lesedauer: 5 min |

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Die Online-Ausweisfunktion (E-ID) des Personalausweises hat bislang kaum Beachtung gefunden. Smartphone-Integration und EU könnten das bald ändern. Doch wie nützlich ist die E-ID jetzt schon?

Ausweise verfügen über eine Reihe digitaler Fähigkeiten – doch die Einsatzmöglichkeiten sind oftmals unklar.
Ausweise verfügen über eine Reihe digitaler Fähigkeiten – doch die Einsatzmöglichkeiten sind oftmals unklar.
(© Sergey - stock.adobe.com)

Die Geschichte des E-Persos ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Seit seiner Einführung Ende 2010 ist das digitale Ausweisen, das er ermöglicht, nie richtig in die Gänge gekommen. Andere Verfahren der Online-Identifikation, etwa das komplizierte Videoident, haben den E-Perso im Alltag sogar überholt.

Zwar geben 40 Prozent der E-Perso-Besitzerinnen und -Besitzer in der D21-Umfrage E-Government-Monitor 2022 an, die E-ID-Funktion aktiviert zu haben. Aber erst 10 Prozent haben E-ID auch schon einmal genutzt. Lohnt sich das Online-Ausweisen und wie geht es mit der digitalen Identität weiter? Ein Überblick:

Ist denn E-ID in meinem E-Perso aktiviert?

Die Online-Ausweisfunktion (E-ID) ist bei allen seit Mitte Juli 2017 ausgestellten E-Persos standardmäßig aktiviert, kann aber auch bei vielen E-Persos jüngeren Datums bereits aktiv sein. Den Status zeigt die Ausweisapp 2 an (Gerät und Ausweis prüfen), die auf fast jedem Smartphone mit NFC-Chip läuft. Ist die Funktion deaktiviert, kann man sie kostenlos beim Bürgeramt einschalten lassen.

Die App fordert eine PIN – wo finde ich die?

Um die E-ID nutzen zu können, braucht es auch eine PIN, mit der man jede Identifikation freigeben muss. Kann man weder die temporäre Transport-PIN (fünf Stellen) noch die dann selbst gesetzte PIN (sechs Stellen) finden, muss man die PIN zurücksetzen lassen. Das geht über eine eigene Webseite. Danach kommt eine neue Transport-PIN per Brief, die man etwa in der Ausweisapp 2 in die reguläre PIN ändert.

„Es ist keine Lösung, diese PIN in den Notizen auf dem Smartphone abzulegen oder sie auf einem Zettel an den Bildschirm zu kleben, wie es leider viel zu häufig passiert“, warnt Maximilian Heitkämper von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.

Für die Handhabung der PIN brauche man eine sichere Strategie, wie für all die anderen Passwörter, sagt Heitkämper: „Für die meisten empfiehlt es sich, einen Passwortmanager einzusetzen, weil sie nicht mit einem fotografischen Gedächtnis gesegnet sind.“

Brauche ich nicht auch noch so ein richtiges Kartenlesegerät?

Nein. Kaum verfügbare Anwendungen und teils unsichere Lesegeräte verhagelten dem E-Perso einst den Start und ließen Bürgerinnen und Bürger skeptisch zurück, erinnert sich Heitkämper.

Längst können NFC-fähige Smartphones den E-Perso durch einfaches «Dranhalten» auslesen, die Daten sogar an Windows- und Mac-Rechner weitergeben. Mobilgerät und Computer koppeln sich übers WLAN. Nur die kostenlose Ausweisapp 2 muss auf Telefon und Rechner installiert sein.

Wer ein Kartenlesegerät besitzt oder lieber nutzen möchte, kann das weiterhin tun, auch in Verbindung mit der Ausweisapp 2. Als Alternative für Linux-Rechner, die die Ausweisapp 2 nicht unterstützt, empfiehlt die Stiftung Warentest das Programm Open-E-Card. Auch das kostet nichts, arbeitet aber nur mit einem Kartenlesegerät zusammen.

Was kann ich mit der E-ID überhaupt machen?

Fürs Online-Ausweisen listet der Bund derzeit 250 Anwendungen: Etwa Rentenauskunft, Führungszeugnis-Antrag, Fahrzeugzulassung, Elster-Steuer-Portal, Punkte-Abfrage in Flensburg, Kontoeröffnung bei Banken oder das Aktivieren von Prepaid-SIM-Karten.

Weitere wichtige E-ID-Projekte seien bereits am Horizont sichtbar, sagt Maximiliam Heitkämper, etwa das Behördenpostfach (Bund-ID), das für jeden Bürger und jede Bürgerin eingerichtet wird oder die ab Ende 2024 verbindliche elektronische Patientenakte: „Das sind Anwendungen, die auf den elektronischen Personalausweis aufsetzen und das Ganze eben deutlich attraktiver machen.“ Erst für weitere E-ID-Nutzer und in der Folge für Unternehmen, die neue E-ID-Anwendungen anbieten.

Was ist mit anderen Anbietern für Identifizierungslösungen?

Das Identifizieren von Menschen über die Online-Ausweisfunktion ist nicht nur der offiziellen, im Auftrag des Bundes entwickelten Ausweisapp 2 vorbehalten. Der Zugriff auf die E-ID ist EU-weit offen für zertifizierte und zugelassene Lösungen anderer Dienstleister wie etwa Authada, IDnow (vormals Identity), Postident oder Verimi, die auch eigene Apps zum Auslesen des E-Persos über NFC-Smartphones anbieten.

Verbraucherschützer Heitkämper rät aber dazu, alternative Identifizierungslösungen nur dann einzusetzen, wenn man mit der Ausweisapp 2 nicht weiterkommt: „Unter dem Gesichtspunkt der Datensparsamkeit würde ich versuchen, das Ganze mit so wenigen betroffenen Unternehmen in einer Kette abzuwickeln wie nur irgendwie möglich.“

Was hat es mit Smart-E-ID auf sich?

Es soll noch einfacher werden, irgendwann: Smart-E-ID nennt sich die geplante Integration der Online-Ausweisfunktion ins Smartphone, die seit September 2021 sogar Gesetzesrang hat. Smart-E-ID bedeutet, dass die Ausweisdaten im – falls vorhanden – Sicherheitschip (Secure Element) des Smartphones gespeichert werden.

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Das macht es überflüssig, den E-Perso von außen ans Telefon zu halten, das digitale Ausweisen soll also noch schneller gehen. Seit Ende März 2022 läuft in Regie des zuständigen Bundesinnenministeriums ein Pilotprojekt unter Berücksichtigung einer möglichen Wallet-App, in die auch ein digitales Abbild des Führerscheins wandern könnte.

Bringt Smart-E-ID den Durchbruch fürs Online-Ausweisen?

„Also ich kann mir durchaus vorstellen, dass das angenommen wird“, sagt Maximilian Heitkämper, warnt aber gleichzeitig schon vor möglichen Folgeproblemen, etwa weil man etwa mit einem defekten Telefon nicht mehr ins künftige Behördenpostfach kommt.

„Je abhängiger wir vom Smartphone sind, desto schwieriger wird es ja auch, wenn uns das Gerät einmal verloren oder kaputt geht“, sagt der Verbraucherschützer. Aktuell gebe es die Problematik schon bei Online-Banking-Apps, die fest ans Gerät gekoppelt werden. Hier könnten etwa parallel registrierte Smartphones oder Tablets helfen.

Auf der nächsten Seite: Was mit der EU-Wallet gemeint ist und wie sicher die eigenen Ausweisdaten wirklich sind.

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