Digitale Transformation Zeit für ein Open Source Ökosystem in der öffentlichen Verwaltung
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Die digitale Transformation in deutschen Behörden hat in den letzten Jahren große Schritte getan. Strukturen wurden geschaffen, Wege der Zusammenarbeit ausgehandelt und erfolgreich erprobt, zahlreiche Dienste sind in den Produktivbetrieb gegangen und vieles ist für Bürger nun digital möglich. Doch natürlich ist die To-Do-Liste noch immer lang. Eine der wichtigsten Richtungsentscheidungen: Der Einsatz von Open Source, um die großen Baustellen anzugehen.

Die gute Nachricht zuerst: Deutschland ist digitaler als man denkt. Die digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung hat in den letzten Jahren große Schritte nach vorn gemacht. Strukturen und Standards wurden geschaffen, Wege der Zusammenarbeit ausgehandelt und erprobt, zahlreiche Dienste sind in den Produktivbetrieb gegangen. Kfz-Anmeldung, Wohngeldantrag, Gewerbeanmeldung, Baugenehmigung und Melderegisterauskunft – diese zentralen Dienste lassen sich heute im Schnitt doppelt so oft digital erledigen als noch vor zwei Jahren. Das zeigt der Deutschland-Index des Kompetenzzentrums für Öffentliche IT. Insgesamt 127 OZGLeistungen sind inzwischen flächendeckend verfügbar. Zahlreiche weitere Dienste warten allerdings noch auf ihren bundesweiten Rollout.
Für Bürger und Bürgerinnen, Unternehmen sowie Verwaltungsmitarbeitende sind viele dieser Fortschritte noch nicht sichtbar. Zurecht erwarten sie mehr Tempo und vor allem spürbare Entlastungen durch nutzerzentrierte Angebote. Die To-Do-Liste der Digitalisierer in der Verwaltung und bei ihren Dienstleistern ist noch lang. In der Praxis zeigten sich vor allem beim „Einer für alle“-Prinzip, das eine schnelle Verbreitung digitaler Services ermöglichen sollte, hohe Hürden. Umso mehr müssen nun Verwaltung und Digitalisierungs-Spezialisten gemeinsam alles für schnelle, sichtbare Fortschritte tun. Die zentrale Frage: Wie kann es gelingen, mehr Tempo in die Digitalisierung der Verwaltung zu bringen und gleichzeitig aus den Erfahrungen des ersten OZG-Anlaufs zu lernen?
Wichtige Entscheidungen für eine zukunftsfähige Verwaltung
Die letzten Jahre haben gezeigt: Der Weg zum digitalen Deutschland ist gepflastert mit intensiven Diskussionen. Aber öffentlicher Diskurs ist kein Bremsklotz, sondern unverzichtbar. Denn es geht – bei allem Fokus auf mehr Tempo – um Entscheidungen von enormer Tragweite. Die Strukturen, die wir heute aufbauen, entscheiden darüber, ob und wie gut unsere Ämter und Verwaltungen für die Zukunft gerüstet sind.
Eine der wichtigsten Richtungsentscheidungen, die erforderlich ist: Ein klares Commitment von Politik und Verwaltungsentscheider:innen, bei den zentralen Bauteilen des digitalen Deutschlands konsequent auf Open Source zu setzen, die gerade in Konzeption oder Entwicklung sind – von Registern über OZG-Komponenten und Ende-zu-Ende digitalisierten Verfahren bis zur Verwaltungscloud.
Open Source Software kann den Knoten lösen
Open Source Software bringt entscheidende Vorteile mit sich und verhindert, dass wir über die gleichen Fallstricke stolpern, die die Umsetzung des OZG 1.0 gebremst haben:
Open Source sorgt für echte Nachnutzbarkeit – die Schwierigkeiten beim flächendeckenden Rollout von OZG-Lösungen zeigen, dass das EfA-Prinzip bei proprietärer Software oft an seine Grenzen stößt. Lizenzrechtliche Fallstricke, hohe Kosten, Abhängigkeiten bei SaaS-Angeboten und die Gefahr eine Monopolbildung bei privaten oder auch öffentlichen Anbietern verhindern die schnelle Übernahme von entwickelten Lösungen in weiteren Kommunen und Ländern. Open Source Lösungen verbleiben dagegen nicht beim Entwickler oder der auftraggebenden Behörde bis die Modalitäten der Nachnutzung ausgehandelt sind, sondern stehen nach dem Prinzip „Public Money – Public Code“ verbunden mit entsprechenden freien Lizenzen allen zur Verfügung. Sie können schnell und kostengünstig übernommen, erweitert und an neue Kontexte angepasst werden. Damit kommt Tempo in den Digitalisierungsprozess.
Open Source sorgt für Entscheidungsfreiheit – der Staat behält die Hoheit darüber, die besten Anbieter und Lösungen zu beauftragen, sie von den besten Experten und Expertinnen weiterentwickeln und im Support betreuen zu lassen und wenn nötig Komponenten auszutauschen oder Dienstleister zu wechseln.
Open Source fördert Interoperabilität – offene Software, Standards und Schnittstellen gehen Hand in Hand. Damit bewegen wir uns weg von inkompatiblen Insellösungen und hin zur vernetzten Verwaltung. So rückt die Vision eines modernen Staats näher, der den Bürgern und Bürgerinnen proaktiv seine Leistungen anbietet und Verwaltungsmitarbeitende spürbar entlastet. Und das, ohne dass alle Komponenten vom selben Anbieter stammen müssen.
Open Source fördert Transparenz – digitale Dienste bringen nur einen Mehrwert für Verwaltung und Gesellschaft, wenn sie auch breit genutzt werden. Datenschutz- und Sicherheitsbedenken halten immer noch zu viele Menschen davon ab, digitale Möglichkeiten zu nutzen. Transparent zu zeigen, was mit Daten passiert, schafft Vertrauen – wie ginge das besser als mit einem offenen Code, den Akteure der Zivilgesellschaft sowie alle Bürger und Bürgerinnen selbst prüfen können? Das trägt auch zur Sicherheit der Software bei: Mögliche Schwachstellen werden bereits im Entwicklungsprozess erkannt, da viele Entwickler weltweit gemeinsam den Code überprüfen und verbessern.
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