Diversity Day Was versteht die Öffentliche Verwaltung unter divers?

Von Johannes Kapfer Lesedauer: 5 min

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Am heutigen Diversity Day haben wir uns die Frage nach dem Verständnis von Diversität innerhalb deutscher Verwaltungen gestellt und im Zuge dessen die Webseiten von drei deutschen Kommunen unter die Lupe genommen. Welche Möglichkeiten geboten werden und was wir vermisst haben.

Diversität wird viel in den Medien diskutiert
Diversität wird viel in den Medien diskutiert
(© PhotographrIncognito - stock.adobe.com)

Kein Thema hat die Medienlandschaft der vergangenen Dekade derart geprägt wie die Diversität. Obwohl man im Jahre 2023 davon ausgehen könnte, dass Abweichungen von heteronormativen Weltbildern als völlig „normal“ angesehen werden und die gesellschaftliche Akzeptanz weitläufig vorherrscht, gibt es dennoch immer wieder kleinere und größere Aufreger. So wurde beispielsweise der Entwurf zum Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag (SBGG) oder kurz SelbstID, welcher erst vor wenigen Tagen vom Bundesgleichstellungsministerium und dem Bundesjustizministerium unter der Führung von Marco Buschmann (FDP) vorgestellt wurde, besonders in den sozialen Medien scharf kritisiert und die Protagonistinnen und Protagonisten teilweise deutlich unterhalb der Gürtellinie angegangen. Im Rahmen des heutigen 11. deutschen Diversity Days haben wir uns daher die Verwaltungswebseiten dreier deutscher Kommunen in Hinblick auf deren Verständnis von Diversität und die – bereits jetzt vorhandenen – Möglichkeiten zur Selbstbestimmung angesehen.

Berlin: Chatbot Bobbi hilft, wo er kann

Die Webseite der Berliner Verwaltung ist auf den ersten Blick relativ unspektakulär gestaltet. Auf den zweiten Blick kann man den Verwaltungs-Chatbot der Stadt Berlin namens Bobbi, der in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin entwickelt und betrieben wird, entdecken. Bobbi, der einem Zeichentrick-Bären nachempfunden ist, ist in der Lage, (Volltext-) Eingaben in 11 verschiedenen Sprachen zu erkennen und zu verarbeiten. Dazu zählen neben Deutsch, Englisch und Französisch auch Polnisch, Portugiesisch oder Türkisch. Selbstverständlich kann man sich auch auf Ukrainisch mit Bobbi unterhalten und Verwaltungsleistungen in Anspruch nehmen. Stand heute sind die Verwaltungsleistungen rund um den Bereich „Geschlechtsangabe und Vornamensführung“ verhältnismäßig begrenzt und beschränken sich im Wesentlichen auf Information und die Möglichkeit, Angleichungen im Geburtenregister der Stadt durchführen zu lassen. Auch die Gebühren werden von Bobbi relativ transparent dargestellt. So berechnet die Berliner Verwaltung für eine Erklärung über die Änderung der Geschlechtsangabe nichts, während für eine Erklärung zur Vornamensführung mit 15 Euro und eine Bescheinigung über die Namensführung mit 12 Euro zu Buche schlagen. Bei einer Änderung der Gesetzeslage kann Bobbi in kurzer Zeit auf entsprechende Sprachausgaben trainiert werden. An manchen Ecken und Enden hapert die Kommunikation mit dem Berliner Bären zwar noch etwas; für eine Beta-Version ist Bobbi – in unseren Augen – jedoch schon recht fortschrittlich.

Essen: Gute Digitalisierungsstrategie – mäßige Umsetzung durch die Verwaltung

Die Essener Digitalisierungsstrategie ist noch nicht all zu lange veröffentlicht. Obwohl die Webseite sehr inklusiv und niederschwellig aufgebaut ist, enden Suchanfragen zu Wörtern wie „Geschlecht“ oder „divers“ schnell im unübersichtlichen Chaos. Auf ein und der selben Seite werden parallel Webseiten und Dokumente, verschiedene Medienartikel sowie zusätzlich noch die Ergebnisse aus der Mitarbeiterdatenbank ausgespielt. Man muss der Verwaltung jedoch zugute halten, dass – insofern man die entsprechende Webseite ohne Umwege erreicht hat – Informationen sehr transparent angezeigt werden. Weniger schön ist jedoch, dass für eine „Erklärung zur Geschlechtsangabe und Vornamensführung bei Personen mit Varianten der Geschlechtsentwicklung“ 30 Euro berechnet werden. Im deutschen Durchschnitt bewegt sich Essen damit im oberen Drittel. Besonders positiv ist uns aufgefallen, dass die Essener Stadtverwaltung mit dem Wegweiser „Essen.International“ im Speziellen auch Mitglieder der LGBTQIA+-Community anspricht, die des Deutschen nicht oder nur in begrenztem Umfang mächtig sind.

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