Digitalisierung Digitalstrategie für die Stadt Essen
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Nach längerer Vorbereitungszeit wurde in der vergangenen Woche die Digitalisierungsstrategie der Stadt Essen vorgestellt. Welche Punkte besonders gut umgesetzt worden sind und wo noch Handlungsbedarf vorherrscht.

Das Thema Digitalisierung wurde insbesondere auf kommunaler Ebene lange Zeit stiefmütterlich behandelt. In Essen, das immerhin auf Platz zehn der größten Städte Deutschlands rankt, fiel bereits 2019 die Entscheidung, die umfassende Digitalisierung der städtischen Verwaltungsstrukturen schnellstmöglich und unter Berücksichtigung eines störungsfreien Betriebs der etablierten Strukturen und Abläufe der Verwaltung voranzutreiben. Nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie hat sich das Vorhaben der Stadt jedoch bis Anfang diesen Jahres hingezogen. In der Stadtratssitzung vom 15. Februar 2023 wurde schließlich die Digitalstrategie mit dem Titel „Zukunft sichern – Gemeinsam.Modern.Bürgernah.“ beschlossen und in der vergangenen Woche – als modern gelayoutete Webseite – den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Essen frei zugänglich gemacht.
Der Bürger im Mittelpunkt
Laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung über die Digitalisierung der Bürgerämter in Deutschland aus dem Jahr 2019 nutzen die wenigsten Bürgerinnen und Bürger in Deutschland auf regelmäßiger Basis die Services der kommunalen Verwaltung. Mit zunehmendem Alter beschränken sich – laut dieser Studie – die Besuche bei Bürgerämtern vermehrt auf die regelmäßige Verlängerung des Personalausweises oder den Umtausch von Fahrerlaubnissen. Demnach ist es nicht ungewöhnlich, dass zwischen zwei Besuchen auf dem Bürgeramt mehrere Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte verstreichen.
Dass innerhalb dieser Zeitspanne diverse technologische und verfahrenstechnische Änderungen umgesetzt werden, ist gleichermaßen selbsterklärend wie erforderlich. Einer der wichtigsten Aspekte der Digitalisierung muss daher der barrierefreie sowie relativ niederschwellige Zugang zu digitalen Angeboten darstellen. Schließlich soll die Digitalisierung nicht dem Selbstzweck der Transformation und Erhaltung des Verwaltungsapparates, sondern dem Bedürfniskatalog der Bürger dienen – und auch digitale Endgeräte haben in manchen Haushalten noch keinen Einzug gehalten.
In Essen wurde genau dieser Aspekt als große Prämisse für die Erarbeitung des Digitalisierungsprozesses herangezogen. Um den Bürgern der Stadt einen besonders leichten Zugang zu den digitalen Angeboten zu bieten, besteht bereits seit einiger Zeit die Möglichkeit, auf der Homepage der Stadt verschiedene Bedienhilfen, wie etwa die Möglichkeit, sich den Text unkompliziert vorlesen zu lassen oder verschiedene Farbkorrekturen zum Ausgleich von Sehschwächen anzuwenden, zuzuschalten.
Das ist von Seiten der Stadt Essen geplant
Thomas Kufen (CDU), der Oberbürgermeister der Stadt Essen, betont, dass die Stadt Essen aus den vergangenen Jahren gelernt habe, dass man sich als Großstadt zukünftig – auch kurzfristig – auf unbekanntes Terrain begeben wird und man mit einer starken Digitalisierung im Rücken diverse Arbeitsabläufe und Verwaltungsservices optimieren und krisensicher auslegen kann. Weiterhin führt Kufen aus, dass es sein persönlicher Wunsch sei, die Digitalisierung innerhalb der nächsten fünf Jahre – also bis zum Ende des Jahres 2028 – so umzusetzen, dass ein Mehrwert für alle Beteiligten der Stadtverwaltung sowie der Bürgerschaft generiert werde.
Wenngleich die Digitalisierungsstrategie den digitalen Raum als Hauptaugenmerk behandelt, soll auch die „Vor-Ort-Verfügbarkeit“ von Verwaltungsleistungen, also das klassische Bürgerbüro, dennoch weiterhin erhalten bleiben. Der Grundsatz „Vor Ort und Digital“ wurde demnach auch in Hinblick auf eine soziale Komponente der städtischen Verwaltung gewählt. Schließlich stellt der Aufbau von Vertrauen in die digitale Welt eine Herkulesaufgabe dar, mit der sich mitnichten nur die kommunalen Verwaltungen konfrontiert sehen.
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