Digitaler Wirtschaftsindex Gesundheitsbranche ist Schlusslicht der Digitalisierung
Der Digitalisierungsgrad der der deutschen Chemie- und Pharmabranche ist nur schwach ausgeprägt. Noch schlechter ist es allerdings um die Unternehmen des Gesundheitswesen bestellt, die das Schlusslicht aller untersuchten Branchen bilden. So das Ergebnis der Studie Wirtschaftsindex Digital von Infratest.
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Die Studie, die TNS Infratest im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie durchführte, kommt dabei für die Gesundheitsbranche zu folgendem Ergebnis: „Im Jahr 2015 ist das Gesundheitswesen noch stark unterdurchschnittlich digitalisiert. Bis 2020 wird die Branche mit 44 von 100 möglichen Punkten weiterhin stark unterdurchschnittlich digitalisiert sein. Das Digitalisierungstempo im Gesundheitswesen ist aber hoch, sodass der Digitalisierungsindex in der Branche von 36 Punkten im Jahr 2015 auf 44 Punkte im Jahr 2020 zulegen wird.“
Zudem würden immer mehr Unternehmen des Gesundheitswesens bis 2020 die Digitalisierung stärker in ihre Unternehmensstrategie einbinden als 2015. Allerdings erfolge die strategische Ausrichtung auf die Digitalisierung eher langsam.
Allgemein sei die Nutzung digitaler Dienste deutlich ausbaufähig sowie die Nutzungsintensität digitaler Geräte und Infrastrukturen verbesserungsfähig. Treiber der Digitalisierung seien aber die zu erwartenden Effizienzsteigerungen.
So sind die befragten Gesundheits-Unternehmen
- von der Wichtigkeit zur Digitalisierung überzeugt und sind mit dem bisher erreichten Stand zur Digitalisierung überwiegend zufrieden
- erzielen lediglich zu 8 Prozent mehr als 60 Prozent ihres Umsatzes mit digitalen Angeboten
- bieten zu 18 Prozent noch keine Produkte und Services digital an, 8 Prozent haben dagegen schon sehr umfangreich digitalisierte Angebote,
- 60 Prozent halten den Einfluss der Digitalisierung auf den Unternehmenserfolg für „gering“, 40 Prozent schätzen ihn dagegen als „stark“ ein.
Die Digitalisierung der Chemie- und Pharmabranche erreichte im Untersuchungszeitraum 2015 mit 40 von 100 Indexpunkten einen deutlich unterdurchschnittlichen Digitalisierungsgrad. Damit stehen diese Branchen beim Grad ihrer digitalen Transformation auf Platz 7 von insgesamt elf untersuchten Branchen.
Bis 2020 wird der Wirtschaftsindex Digital der Chemie- und Pharmabranche nach Ansicht der Autoren um sechs auf dann 46 Punkte zulegen und damit nur ein geringes Digitalisierungstempo haben. 82 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass sie mit dem in 2015 erreichten Digitalisierungsgrad in ihrem Unternehmen zufrieden sind.
Während in der Chemie- und Pharmabranche digitale Geräte (74 Prozent) und digitale Infrastrukturen (59 Prozent) für geschäftliche Zwecke intensiv genutzt werden, kommen digitale Dienste (zehn Prozent) wie Cloud Computing, Big Data-Anwendungen oder Unified Communications kaum zum Einsatz.
54 Prozent der befragten Unternehmen dieser Branchen gaben für das Geschäftsjahr 2015 an, dass die Digitalisierung auf ihren Unternehmenserfolg einen eher geringen Einfluss hatte. Dennoch halten 72 Prozent der Befragten es bei der Digitalisierung für wichtig, digital auf dem neuesten Stand zu sein.
So erzielen 13 Prozent der Unternehmen bereits mehr als 60 Prozent ihrer Umsätze mit digitalen Angeboten. Bei 65 Prozent der Unternehmen liegt der Anteil des Gesamtumsatzes, der durch Produkte oder Dienstleistungen mit wesentlichen Anteilen von IKT-Komponenten erzielt wird, zwischen 0 und 30 Prozent. Den Digitalisierungsgrad ihres Produkt- oder Leistungsangebots schätzen elf Prozent der befragten Unternehmen als sehr umfangreich ein. Keine digitalen Angebote haben 13 Prozent in ihrem Angebots- und Produktportfolio.
Ein Drittel der befragten Unternehmen der Chemie- und Pharmabranche gaben an, ihre Prozesse nur in geringem Maße digitalisiert zu haben. 25 Prozent haben dagegen bereits mehr als 60 Prozent ihrer Geschäftsprozesse vollständig digitalisiert. Eine starke Einbettung der Digitalisierung in die Unternehmensstrategie haben 44 Prozent vollzogen. Dieser Wert steigt nach eigenen Aussagen bis 2020 auf 57 Prozent an.
Als vordringlichste Aufgabe der Politik sehen die Chemie-und Pharmabranche mit 94 Prozent den Breitbandausbau, gefolgt von der Förderung der IT-Sicherheit (90 Prozent) und besserer Datenschutzvorschriften (78 Prozent).
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