EU-Studie Europas Staaten liefern sich Wettlauf um Open-Data-Spitze

Autor Manfred Klein

Capgemini Consulting hat den dritten Jahresbericht über den Stand von Open Data in Europa veröffentlicht. Die neue Studie zeigt, dass die Staaten der Europäischen Union darum rivalisieren, die die Digitalisierung voranzutreiben. Ihr Werkzeug dabei – Open Data.

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Der Bericht „Open Data Maturity in Europe 2017: Open Data for a European Data Economy“ zeigt, dass sich die Zahl der Trendsetter in den EU28 im Jahr 2017 auf 14 Länder fast verdoppelt hat, im Vergleich zu nur acht Ländern im Jahr 2016. Alle Trendsetter zeigen ein klares Bekenntnis zur Umsetzung ihrer Open-Data-Policies, zur Entwicklung zusätzlicher Portalfunktionen sowie ein tiefgreifendes Verständnis und eine systematische Dokumentation der positiven Auswirkungen von Open Data in ihren jeweiligen nationalen Kontexten.

Der Bericht zeige zudem, so die Autoren, dass Regierungen in ganz Europa Open Data im Jahr 2017 nicht nur stärker priorisiert, sondern sich sogar einen Wettlauf an die Spitze geliefert hätten. Die Analyse stützt sich dabei auf die zwei Hauptindikatoren: Open-Data-Bereitschaft und Open-Data-Reifegrad. Dazu die Autoren: „Europäische Länder wurden ausgewertet in Bezug auf ihre Open-Data-Bereitschaft, welche den Entwicklungsstand und die Förderung nationaler Open-Data-Strategien abbildet, sowie auf den sogenannten Portal-Reifegrad, welcher die in den nationalen Portalen angebotenen Funktionen bemisst.“

Zum Ergebnis merken die Autoren der Studie an: „Die diesjährigen Ergebnisse verdeutlichen die Tatsache, dass in der Mehrheit der EU-Länder Open Data als zentraler Stützpfeiler bei der Verwicklung der Vision einer europäischen Datenwirtschaft verstanden wird.“

Weiter heißt es: Nach der Messung der Open-Data-Reife in Europa über drei aufeinanderfolgende Jahre hinweg werde deutlich, dass die EU-Mitgliedsstaaten einen erheblichen Aufwand in die Verbesserung der Veröffentlichung ihrer offenen Daten investiert hätten.

So hätten die EU-Länder im Jahr 2017 72 Prozent bei der Dimension Open-Data-Bereitschaft erreicht, verglichen mit 57 Prozent im Vorjahr. Bezogen auf die allgemeine Portal-Reife, hätten sich EU-Länder um zehn Prozentpunkte von 66 Prozent im Jahr 2016 auf 76 Prozent in diesem Jahr gesteigert.

Auch die Open-Data-Reife hat sich der Studie zufolge weiter verbessert. „Während die EU-Länder im Jahr 2015 nur 44 Prozent ihrer Open-Data-Reise auf dem Weg zu vollständiger Open-Data-Reife vervollständigt hatten, hat sich diese Zahl auf 59 Prozent im Jahr 2016 und dann noch einmal auf 73 Prozent 2017 gesteigert, wenn man beide Indikatoren kombiniert“, heißt es dazu.

Diesen Erfolg erklären die Autoren so: „Darüber hinaus scheint es ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal gewesen zu sein, innovative Wege zur Finanzierung von Open Data Start-ups und Entwicklern zu finden, welche Produkte auf Basis von Open Data entwickeln wollen.“

Open-Data-Empfehlungen für Deutschland

Das Europäische Datenportal, das seit November 2015 auf die Daten aller nationalen Portale verweist, verfüge nun über fast 790.000 Datensätze, mehr als das Dreifache der Datenmenge, die bei seiner Einführung zur Verfügung gestanden hätte. Das bestätige den deutlich sichtbaren Antrieb in Europa, zunehmende Mengen von Daten verfügbar zu machen, um Innovationen über die nationalen Grenzen hinaus voranzutreiben.

Der Bericht schließt mit einer Folge von sieben Empfehlungen, um Entscheidungsträger und Open-Data-Portalbetreiber darin zu unterstützen, eine nachhaltige Vision für ihre staatliche Open-Data-Transformation zu entwickeln. Diese Empfehlungen sind im Einzelnen:

  • 1. Verstetigen Sie im Datenportal Erreichtes und halten Sie den Blick auf das Ziel gerichtet
  • 2. Evaluieren Sie alternative Modelle zur langfristigen Finanzierung.
  • 3. Dokumentieren Sie positive Auswirkungen der offenen Daten.
  • 4. Rücken Sie dichter an die Portalnutzer und lernen Sie sie durch Interaktion kennen.
  • 5. Nutzen Sie Open Data als Treiber für die Transformation der öffentlichen Verwaltung.
  • 6. Erschließen Sie das Potenzial privat gehaltener Daten, dort wo sie von öffentlichem Interesse sind.
  • 7. Veröffentlichen Sie Echtzeit-Daten.

Marc Reinhardt sieht Open Data in Deutschland auf einem guten Weg
Marc Reinhardt sieht Open Data in Deutschland auf einem guten Weg
(Foto: Capgemini Deutschland)

Die europäischen Staaten sollten zudem – um das bisher Erreichte zu sichern – zwei Dinge weiter ausbauen:

  • Eine Vision, um Open Data in eine breitere Agenda für die digitale Transformation des öffentlichen Sektors einzubetten.
  • Eine solide Strategie, die die Entwicklung eines nationalen Datenportals als eine der Komponenten für eine nationale Daten-Infrastruktur untermauern.

Interpretation der Ergebnisse für Deutschland

Marc Reinhardt, Leiter Public Sector bei Capgemini in Deutschland: „Wir bewegen uns auch in Deutschland von der reinen Zurverfügungstellung von Daten in Richtung Angebot qualitativ hochwertiger Daten. Deutschland stieg in der Rangliste in beiden Dimensionen Open-Data-Bereitschaft und Portal Maturity und wird deswegen nicht mehr als Follower, sondern als Fast-Tracker geclustered. Das verdanken wir – neben mehr finanziellen und personellen Ressourcen für Open Data – auch der engeren Kommunikation zwischen der nationalen Ebene und der EU-Ebene.“

Im Internet gibt es den mehr Informationen und den vollständigen Report.

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