eGovernment Computing im Dialog eGovernment-Gesamtstrategie ist notwendig
Braucht Deutschland eine eGovernment-Gesamtstrategie und wenn ja, wie müsste sie aussehen, um eGovernment voranzubringen? Dieser Frage ging der Redaktionsbeirat der eGovernment Computing in seiner Sitzung nach. Dabei wurde schnell deutlich, dass an einer von Bund, Ländern und Kommunen gemeinsam getragenen Strategie (Seite 12) kein Weg vorbei führt. Wie aber eine solche Strategie im Detail aussehen soll und ob das bisher Erreichte – etwa die Aufnahme der IT ins Grundgesetz oder der IT-Planungsrat – bereits ausreichen, darüber wurde heftig diskutiert.
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So dämpfte gleich zu Beginn Willi Kaczorowski, Senior Manager für den Public Sector bei Cisco Systems, die Erwartungen: „Wir sprechen seit gut drei bis vier Jahren über das Thema Vernetzung der Verwaltungen. Dennoch haben wir es nicht geschafft, die Verwaltungssilos zu beseitigen. Diese Silos – also Verwaltungen, die weder vertikal noch horizontal miteinander kommunizieren können – verhindern, dass die Öffentliche Hand Services und Prozesse auf der Basis gemeinsamer Infrastrukturen anbieten kann. Wenn es nicht gelingt, diese Strukturen aufzubrechen, muss eine deutsche eGovernment-Gesamtstrategie Makulatur bleiben.“
Für Jochen Baier von Steria Mummert erklärt sich die Notwendigkeit einer einheitlichen eGovernment-Strategie aus folgendem Umstand: „Regionale, föderale und staatliche Grenzen werden für Unternehmen und Bürger immer unwichtiger.“ Dass dies für Firmen gelte, sei mittlerweile schon eine Plattitüde. Aufgrund der Freizügigkeit der Arbeitnehmer in der Europäischen Union gelte dies aber auch zunehmend für die Bürger. Hinzu komme ein weiterer Aspekt: „Die demografische Entwicklung führt dazu, dass im Öffentlichen Bereich in den nächsten acht Jahren ein Drittel der Leute in Rente geht. Da wir nicht annehmen dürfen, dass sie eins zu eins ersetzt werden, müssen die Aufgaben auf weniger Leute verteilt werden. Dazu brauchen sie eine stärkere Unterstützung. Und dies wiederum geht nur mit Vernetzung und Prozessintegration.“
Jochen Michels von der Mach AG und Gastgeber der Sitzung verwies darüber hinaus auf folgenden Umstand: „Im Zusammenhang mit einer eGovernment-Gesamtstrategie müssen nicht nur die Anforderungen der Verwaltung berücksichtigt werden, sondern auch die der Kunden der Verwaltung, also des Bürgers. Die Bürger haben zunehmend Schwierigkeiten damit, sich mit ihren Belangen nur an bestimmte Zuständigkeiten wenden zu können. Es ist einfach bürgerfreundlicher, zentrale Eingänge zu schaffen, unabhängig davon, auf welcher Ebene die Aufgaben letztlich erledigt werden.“ Aus seiner Sicht sei dies – neben dem Aspekt der Vernetzung ein wesentlicher Faktor, der nicht nur die Notwendigkeit einer Gesamtstrategie belege, sondern der auch bei der Ausgestaltung der Strategie zu berücksichtigen sei.
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