Branchenkompass eGovernment Digitalisierung sorgt für mehr Bürgernähe der Verwaltung
Laut des neuen „Branchenkompasses eGovernment“ von Sopra Steria Consulting erkennen immer mehr Behörden die Chancen, die sich aus der Digitalisierung von Verwaltungsprozessen in Kombination mit Bürgerportalen zur Verbesserung der Partizipationsmöglichkeiten für die Bevölkerung ergibt.
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Obwohl die Zahl digitaler Angebote auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene kontinuierlich zunehme, so die Studie, blieben noch viel Potenziale zum Auf- und Ausbau effizienter eGovernment-Anwendungen ungenutzt. So kritisieren die Autoren insbesondere den schleppenden Ausbau von Open-Data-Anwendungen. So heißt es dazu: „Trotz vereinzelter Projekte hinkt die Bundesrepublik bei der gemeinschaftlichen Nutzung öffentlich erfasster Daten durch Non-Government-Organisationen und Privatunternehmen anderen Ländern wie Finnland oder den Vereinigten Staaten hinterher.“ Doch zeichne auch in diesem Bereich ein Umdenken ab.
Demokratien lebten davon, dass Bürger ihre Interessen gegenüber staatlichen Stellen auf unterschiedliche Art und Weise artikulieren könnten. Neben traditionellen Formen der Beteiligung wie Bürgersprechstunden, Wahlen und Informationsveranstaltungen erkenne der öffentliche Sektor in Deutschland zunehmend das Potenzial der digitalen Partizipation.
So kommt der Branchenkompass Public Services 2016 zu dem Ergebnis, dass zwei Drittel der befragten Verwaltungsentscheider mittlerweile davon überzeugt seien, dass elektronische Medien die bürgerschaftliche Teilhabe nachhaltig stärken können.
Noch aber funktioniere ePartizipation vielerorts wie eine Einbahnstraße kritisiert die Untersuchung. Zwar böten heute mehr als neun von zehn Ämtern und Behörden relevante Informationen für Bürger und Unternehmen online an. Doch deutlich weniger – nämlich nur 66 Prozent – nutzten ihre Portale gleichsam als digitalen Transmissionsriemen, um auch in umgekehrter Richtung Informationen von Bürgern und Unternehmen direkt in ihre Verwaltungsprozesse einzuspeisen. Beispiele dafür seien etwa kommunale Online-Meldeseiten für illegale Müllablagerungen oder digitale Gewerbeanmeldungen.
Allerdings zeige die Betrachtung unterschiedlicher Verwaltungsebenen zum Teil erhebliche Unterschiede. „Digitale Teilhabemöglichkeiten für Bürger sind bislang vorwiegend auf kommunaler Ebene ein Thema. 42 Prozent der befragten Städte und Gemeinden versuchen, ihre Bevölkerung in Entschlussprozesse einzubinden. Bei Bundes- und Landesbehörden hingegen sind es nur 35 Prozent“, heißt es dazu.
Ein beträchtliches Ausbaupotenzial stecke auch im Bereich Open Government. Laut Autoren stocke die Stärkung von Partizipationsmöglichkeiten und höherer Verwaltungstransparenz vor allem, weil entsprechende Angebote nicht hinreichend bekannt seien. Allerdings sieht der Branchenkompass auch hier Licht am Ende des Tunnels: „Immerhin haben schon 43 Prozent der befragten Verwaltungen in Open Government investiert; weitere 34 Prozent haben Erstinvestitionen in naher Zukunft geplant.“
Neben Transparenz und Bürgerbeteiligung spielten hierbei auch wirtschaftliche Aspekte eine wichtige Rolle, so die Studie zu den Ursachen. So forciere die Europäische Kommission derzeit die Entwicklung eines Open-Data-Portals, um bislang brachliegende Nutzungsmöglichkeiten öffentlicher Informationen im Gegenwert von schätzungsweise 40 Milliarden Euro in den Mitgliedsländern zu erschließen.
„Die Mehrzahl der Bürger sind digitalen Service im privaten Alltag längst gewöhnt“, sagt Dr. Andreas Simon von Sopra Steria Consulting. „Auch für den öffentlichen Sektor ist es von großem Vorteil, interaktive digitale Leistungen ähnlich wie Google oder Amazon medienbruchfrei bereitzustellen.“
Dabei müsse der Nutzen für beide Seiten – für Bürger und die Verwaltung – unmittelbar spürbar sein. Einen wichtigen Beitrag dazu seien Dr. Simon zufolge digitale Servicekonten in Verbindung mit Bürgerportalen: „Servicekonten erleichtern Bürgern den Zugang zu Leistungen der öffentlichen Hand, während sie in Behörden einen Wissenstransfer über Organisationsgrenzen hinweg in Gang setzen, Kommunikationsprozesse vereinfachen und gleichzeitig die Verwaltungseffizienz nachhaltig steigern.
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