Online-Kfz-Zulassung Deutschland einer der Vorreiter in Europa

Autor / Redakteur: Max Osterheld, Alexander Schmid, BearingPoint / Manfred Klein

Im europäischen Vergleich von Internetangeboten für die Kfz-­Zulassung schneidet Deutschland sehr gut ab. In der weiteren ­Digitalisierung liegen aber immer noch große Effizienzpotenziale.

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(Bild: © momius - stock.adobe.com)

Die Fahrzeugzulassung ist in Europa eines der von Bürgern und Unternehmen meist genutzten Verwaltungsverfahren. Die Ansprüche der Kunden an Qualität und Online-Verfügbarkeit dieser Dienstleistungen steigen. Entsprechend ist der Veränderungsdruck auf Behörden in Deutschland und Europa ungebrochen.

Die Unternehmensberatung BearingPoint hat daher untersucht, wie die acht größten europäischen Auto-Nationen, die gemeinsam 80 Prozent des europäischen Fahrzeugbestandes auf sich vereinen, in der Online-Kfz-Zulassung aufgestellt sind. Verglichen wurde dabei der Grad der Online-Verfügbarkeit der Prozesse Neuzulassung, Umschreibung, Abmeldung und Wiederzulassung.

Laut Studie hat Deutschland im Ländervergleich gemeinsam mit Frankreich die ambitioniertesten Ziele. Die Bundesregierung hat im Rahmen des Projekts (i-Kfz) die gesetzlichen Grundlagen geschaffen, um 2018 die Online-Zulassung für den gesamten Lebenszyklus von Fahrzeugen zu ermöglichen. Zudem soll eine Großkunden­lösung inklusive elektronischer Bevollmächtigung und automatisiertem Verwaltungsakt realisiert werden. Bereits seit dem 1. Januar 2015 ist die internetbasierte Fahrzeugabmeldung in Deutschland möglich. Beim Status quo der vier Zulassungsprozesse ist Polen bereits sehr weit digitalisiert – prinzipiell gibt es hier für alle Prozesse internetbasierte Lösungen, allerdings sind diese nicht flächendeckend umgesetzt und damit nicht im ganzen Land verfügbar.

Die Verwaltungen der untersuchten Länder bieten neben der Fahrzeugzulassung online eine beträchtliche Zahl zusätzlicher fahrzeugbezogener Dienstleistungen an. Viele Staaten verfügen über eine internetbasierte Auskunftsmöglichkeit aus dem Fahrzeugregister, die in Deutschland wiederum derzeit nicht möglich ist. Weitere, oftmals über das Internet angebotene Dienste sind die Bestellung von Fahrzeugdokumenten oder die Zahlung von Gebühren und Steuern. Insgesamt hat jedoch kein Land die Prozesse soweit digitalisiert, dass Bürger und Unternehmen ihre Kfz-Angelegenheiten vollständig online abwickeln können. Großkundenlösungen, beispielsweise für Leasingflotten, sind bisher nur in Ansätzen vorhanden. Die Benachrichtigung über das Ergebnis von Verwaltungsverfahren ist ebenfalls nicht immer elektronisch möglich.

„Die Studie zeigt, dass wir in Deutschland mit der Digitalisierung des Zulassungsverfahrens für Kraftfahrzeuge auf dem richtigen Weg sind. Wir wollen auch in Zukunft alles unternehmen, um dieses wichtige Verwaltungsverfahren für Bürger und Unternehmen im Internet zugänglich zu machen“, kommentiert Torsten Ledwig, ­Leiter des Projekts i-Kfz im BMVI. „Mit dem automatisierten Verwaltungsakt, also der automatisierten Bearbeitung von Zulassungsanträgen, werden noch erhebliche Effizienzsteigerungen möglich sein.“

Aus den Ergebnissen der Studie lassen sich drei Handlungsempfehlungen ableiten:

  • 1. Digitalisierung und Optimierung sollten immer Hand in Hand gehen. Vor einer weiteren Digitalisierung von Zulassungsprozessen sollte geprüft werden, welche Schritte des Verfahrens durch Prozessoptimierung und die Reduzierung rechtlicher ­Vorgaben vereinfacht werden können.
  • 2. Der europäische Rechtsrahmen für elektronische Verwaltungsprozesse sollte ausgeschöpft werden. Insbesondere gilt es, die Potenziale der eIDAS-Verordnung im Hinblick auf qualifizierte elektronische Signaturen für natürliche Personen und qualifizierte elektronische Siegel für juristische Personen konsequent zu erschließen. So sind beispielsweise vertrauenswürdige elektronische Vollmachtdokumente, Nachweise oder Zulassungsbescheide unter Nutzung von Signaturen und Siegeln denkbar. Damit können umständliche Papierverfahren ersetzt werden.
  • 3. Die Fahrzeugzulassung sollte langfristig länderübergreifend in der EU möglich sein. Die ­Vorteile von digitalisierten Verfahren liegen auf der Hand: Sie ermöglichen geringere Transaktionskosten im nationalen und innereuropäischen Fahrzeughandel, schaffen Effizienzgewinne in der Verwaltung und steigern die Qualität von Dienstleistungen aus Bürger- und Unternehmenssicht.

Die komplette Studie steht hier zum Download bereit:

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