Digitalisierung an den Schulen „Der DigitalPakt ist gut gemeint, aber schlecht gemacht“

Von Natalie Ziebolz

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Komplizierte Antragsverfahren, instabile Daten­verbindungen und fehlende Endgeräte für Referendare – eine Umfrage unter Gymnasialdirektoren zeigt deutliche Defizite bei der Umsetzung des Digitalpakts. Dabei flossen in diese Schulform bereits verhältnismäßig viele Gelder.

Mit dem DigitalPakt Schule stellt die Bundesregierung über einen Zeitraum von fünf Jahren 6,5 Milliarden Euro für die technische Aufrüstung von Schulen bereit
Mit dem DigitalPakt Schule stellt die Bundesregierung über einen Zeitraum von fünf Jahren 6,5 Milliarden Euro für die technische Aufrüstung von Schulen bereit
(© insta_photos – stock.adobe.com)

Gut drei Jahre nach dem Start des DigitalPakt Schule fällt die Bilanz der Gymnasien durchwachsen aus. „Der DigitalPakt hat eine Wunde offengelegt, die es an den Schulen schon immer gab: Wir werden zwischen Kommune/Schulträger und dem eigenen Dienstherrn (Land) bei manchen Sachverhalten aufgerieben“, resümiert Arnd Niedermöller, Vorsitzender der Bundesdirektorenkonferenz. Im Falle des DigitalPakts komme auch noch der Bund dazu. „Das Bundesbildungsministerium und die Länder müssen begreifen, dass es nicht ausreicht, einfach Geld zur Verfügung zu stellen. Stattdessen muss man die, die es umsetzen, mit ins Boot holen. Die Gemeinden empfinden Geld vom Bund nicht als Segen, sondern als zusätzliche Arbeit, für die sie keine personellen Ressourcen haben. Der DigitalPakt ist gut gemeint, aber schlecht gemacht.“

Immerhin zeigt eine aktuelle Umfrage des Deutschen Philologenverbands, die Mittel kommen an: Bereits 90 Prozent der Gymnasien haben bisher entsprechende Fördergelder erhalten. Im Vergleich mit anderen Schulformen, stehen diese also verhältnismäßig gut dar. Aktuelle Zahlen zeigen schließlich, dass bundesweit mit rund 20.000 Schulen bisher gerade mal die Hälfte dieser vom Digitalpakt profitiert.

Dennoch sind Stand Dezember 2022 21 Prozent der Lehrkräfte noch immer nicht von der Kommune oder dem Dienstherren mit einem digitalen Endgerät ausgestattet worden. Bei den Referendaren zeichnet sich ein noch eindeutigeres Bild ab: Nur knapp die Hälfte (56 Prozent) hat bereits ein digitales Endgerät erhalten.

Umfrage zum DigitalPakt Schule

Die Umfrage zur Umsetzung des DigitalPakts wurde im November/Dezember 2022 unter insgesamt 356 Schulleitungen in Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland online durchgeführt. Initiiert wurde die Befragung vom Deutschen Philologenverband in Kooperation mit der Bundesdirektorenkonferenz.

Und auch beim IT-Support gibt es Nachholbedarf: Zwar greifen die Schulen vermehrt auf externe Dienstleister zurück, in 85 Prozent der Fälle übernehmen Lehrkräfte dennoch einen Teil der Instandhaltung. 14 Prozent gaben zudem an, dass sich ausschließlich die Lehrkräfte um die IT kümmern. Die im Zuge dessen bereitgestellten Ressourcen – etwa die Abminderungsstunden – reichen dabei bei weitem nicht aus (92 Prozent).

Hinzu kommt, dass es vielerorts bereits an den Grundlagen hapert. So hält nur knapp die Hälfte der befragten Schulleiter (53 Prozent) die Datenverbindung an ihrer Schule für ausreichend. 34 Prozent haben zudem ein Problem mit der Stabilität der Datenverbindung.

„Das Verharren im Status quo reicht nicht. Kultus- und Finanzpolitiker aus Bund, Ländern und Kommunen müssen an einen Tisch, um endlich funktionierende Abläufe für den zielgerichteten Mittelabfluss herzustellen“, folgert Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes.  Es fehlten zudem Mindeststandards für die digitale Ausstattung jeder Schule, die unabhängig von der Finanzkraft der Kommune einzuhalten sind. „Durch den Rost fallen ganz offensichtlich auch immer noch die angehenden Lehrkräfte: Denn selbstverständlich müssen alle jungen Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst mit einem digitalen Endgerät ausgestattet werden. Und die Gymnasien brauchen ihre Mathematik- und Informatiklehrer für den Unterricht und nicht für die Instandhaltung der IT.“

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