Bayern, Baden-Württemberg und Hessen Online-Terminvereinbarungen in Bürgerämtern: Das ist der aktuelle Stand
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Die fortschreitende Digitalisierung hat nicht nur unser tägliches Leben verändert, sondern auch die Erwartungen an die Öffentliche Verwaltung erhöht. In diesem Kontext haben Kommunen in Deutschland begonnen, vermehrt auf Online-Terminvereinbarungen in ihren Bürgerbüros zu setzen. Diese Entwicklung wird durch das Onlinezugangsgesetz (OZG) und den gestiegenen Druck der Bürger vorangetrieben. Mandy Reckert legt in ihrem Gastbeitrag dar, an welcher Stelle der Public Sector in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen noch Nachholbedarf aufweist.

Viele Kommunen in Deutschland bieten die Option der Online-Terminvereinbarung für ihre Bürgerämter bzw. Bürgerbüros an. Laut des „eGovernment Monitor 2022“ haben bereits 70 Prozent der Befragten in Deutschland online Termine für Behördengänge vereinbart.
Einige Kommunen bieten neben der reinen digitalen Terminvereinbarung auch Dienstleistungen an, die die Bürger von zuhause aus erledigen können – beispielsweise das Beantragen eines Führungszeugnisses oder die Ummeldung ihres Wohnsitzes. Trotz dieser Fortschritte besteht jedoch in einigen Regionen noch Nachholbedarf, was wir auch in unserer Erhebung feststellen mussten.
Nach eigener Recherche ermittelten wir, dass über 60 Prozent der Kommunen mit über 15.000 Einwohnern in Bayern, Hessen und Baden-Württemberg Termine im Bürgerbüro beziehungsweise Bürgeramt online anbieten. Trotz dieser positiven Entwicklung liegt Bayern mit einer Bedarfslücke von 35,3 Prozent deutlich hinter seinen benachbarten Bundesländern Baden-Württemberg (19,4 Prozent) und Hessen (16,3 Prozent) zurück.
Über 50 Prozent der Bürgerämter in Bayerns Kleinstädten vereinbaren Termine noch analog – oder bieten keine an
Erfreulicherweise haben alle Großstädte in zwei von drei Bundesländern ein Online-Terminvereinbarungssystem bereits umgesetzt. Fairerweise muss erwähnt werden, dass es in diesen Bundesländern jeweils nicht mehr als zehn Großstädte gibt und demnach die 100 Prozent schneller erreicht werden können.
Die einzige Großstadt in Bayern, die kein umfassendes Online-Terminvereinbarungssystem in der Öffentlichen Verwaltung anbietet, ist die Stadt Regensburg. Allerdings lassen sich auch dort Online-Termine für Führerschein- und KFZ-Angelegenheiten vereinbaren.
Im Vergleich fällt allerdings auf, dass weniger als 50 Prozent der Kleinstädte in Bayern digitale Terminbuchungen anbieten. Zwar liegen die Kleinstädte in Baden-Württemberg und Hessen auch im Städtetypen-Vergleich zurück, dennoch kann hier eine Bedarfsdeckung von 64,71 Prozent (Baden-Württemberg) bzw. 72,97 Prozent (Hessen) erkannt werden. Somit liegen die Kleinstädte in Hessen beinahe auf dem gleichen Niveau wie die Mittelstädte in Bayern (74,63 Prozent).
Online-Terminvereinbarungen werden in anderen Ämtern weniger angeboten
Vergleicht man die Zahlen mit der aktuellen Bitkom-Studie „Smart City Index 2022“, zeichnet sich eine ähnliche Tendenz ab – zumindest in den Bürgerämtern bzw. Bürgerbüros und KFZ-Zulassungsstellen der deutschen Großstädte.
Die Terminvereinbarung im Bürgeramt ist in vielen deutschen Großstädten digital möglich, aber in anderen Ämtern mit regem Bürgeraufkommen liegen die Werte teilweise bei weniger als 50 Prozent. Ein Zustand, der die Frage aufwirft, welche Faktoren den Digitalisierungsprozess in deutschen Amtsstuben beeinträchtigen.
In der nachfolgenden Aufzählung sind die digitalen Möglichkeiten zur Ausführung digitaler Verwaltungsakte im Jahresvergleich 2022 und 2021 dargestellt. Die Zahlen sind der Bitkom-Studie „Smart City Index“ entnommen und zeigen die prozentuale Abdeckung – nach Ämtern getrennt – auf.
- Bürgerämter: 95 Prozent (2022) zu 95 Prozent (2021)
- KFZ-Zulassungsstellen: 98 Prozent (2022) zu 95 Prozent (2021)
- Standesämter: 56 Prozent (2022) zu 44 Prozent (2021)
- Ausländerbehörden: 54 Prozent (2022) zu 31 Prozent (2021)
- Gewerbeämter: 26 Prozent (2022) zu 19 Prozent (2021)
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