Staatliche Daten, staatliche Hoheit – die Bundes-Cloud und ... Multicloud-Ansätze für die Verwaltung und digitale Souveränität
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Angesichts stetig wachsender Datenmengen stehen sowohl die Verwaltung als auch Unternehmen vor immensen Herausforderungen. Unmengen von Daten müssen täglich gespeichert, verarbeitet und zwischen verschiedenen Organisationen sicher ausgetauscht werden. Der Staat übernimmt in diesem Zusammenhang eine verantwortungsvolle Aufgabe. Er bürgt dafür, dass die durch den Staat erhobenen Daten der Bürgerinnen und Bürger dauerhaft geschützt sind.

Um die wachsenden Datenströme heute zu bewältigen, braucht es immense Rechenleistung und Speicherplatz. Cloud-Technologien bilden die Basis für leistungsstarke IT-Infrastrukturen; denn die Cloud punktet hierbei mit großer Flexibilität und Skalierbarkeit. Zudem können mittlerweile längst nicht mehr nur Ressourcen wie Datenspeicher oder Rechnerkapazitäten (Infrastructure as a Service, IaaS) bezogen werden, sondern auch ganze Infrastrukturen als Plattform (Platform as a Service, PaaS) oder Anwendungen (Software as a Service, SaaS). Die Bereitstellung von Speicherplatz, Rechenleistung und Software zeigt den Weg in die digitale Zukunft auf, es ist die notwendige Voraussetzung für viele Zukunftstechnologien, ob autonomes Fahren, Industrie 4.0 oder eine moderne Gesundheitsversorgung.
Meist gibt es nicht die eine, für alle Nutzenden und Einsatzfälle optimale Lösung, sondern nur solche, die individuell mehr oder weniger Aufwand und höhere oder niedrigere Risiken mit sich bringen. Digital souverän zu handeln bedeutet nicht zwangsläufig alles selbst zu tun, sondern entlang von Datenschutz- und Sicherheitsanforderungen eine geeignete Cloud-Infrastruktur zu nutzen.
Dabei sollte es nicht primär um die komplette Abschottung von Diensten und Daten, sondern um Transparenz und offene Schnittstellen gehen, um eine einseitige technologische Abhängigkeit (Vendor-Lockin) zu vermeiden. Digitale Souveränität nimmt hier eine Schlüsselrolle ein: Selbstbestimmtes Handeln ist kein Prozess, der abgeschlossen werden kann, vielmehr muss im er im Zuge der Digitalisierung immer wieder aufs Neue ausgehandelt und verteidigt werden.
Skalierbarkeit mit Cloud-Ressourcen
Die 'Bundes-Cloud' hat bereits die Basis für eine moderne und wirtschaftliche IT des Bundes gelegt und wird mittlerweile von 50 Behörden und Ministerien genutzt. Sie wird ausschließlich in den Rechenzentren des ITZBund betrieben, ist nur über die gesicherten Netze der Bundesverwaltung zugänglich und stellt die zentrale Infrastrukturbasis für Basis-IT und Querschnittsanwendungen wie die 'E-Akte Bund' dar.
Für die Entwicklung der Bundes-Cloud standen zwei Kernziele der IT-Konsolidierung Bund im Fokus: die Informationssicherheit und der Datenschutz. Unter intensiver Beteiligung und Beratung des Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) wurde sie konzipiert und stetig weiterentwickelt. Durch ein Angebot an standardisierten Cloud-Diensten wird das Ziel einer Konsolidierung und Standardisierung der IT des Bundes maßgeblich gefördert und trägt zur digitalen Souveränität damit bei.
Um jedoch der gestiegenen Nachfrage nach weiterer Skalierung in kürzeren Bereitstellungszeiten gerecht zu werden, wie sie sich unter anderem durch die Corona-Krise manifestiert hat, verfolgt das ITZBund einen Multi- und Hybrid-Cloud-Ansatz, um neue Entwicklungen und Innovationen langfristig schneller in den Anwendungsalltag zu integrieren.
Das Ausbalancieren Nutzen einer Multicloud-Strategie
Entscheidend ist es hierbei nach Schutzwürdigkeit der Daten einen geeigneten technischen und wirtschaftlichen Rahmen zu finden, um sie anforderungsgemäß zu verarbeiten. Ein weiterer Vorteil liegt darin, sich nicht auf einen Anbieter zu fokussieren, sondern für einzelne Aufgabenbereiche das jeweils am besten geeignete Cloud-Angebot einzusetzen. Gleichzeitig steigt jedoch der Anspruch an Sicherheit: Für sensible Daten kann ein höheres – und damit teureres – Sicherheitsniveau gewählt werden als für weniger sensible Daten.
Der Multicloud-Ansatz ermöglicht eine pragmatische Herangehensweise, die Public-Cloud-Offerten – auch von Hyperscalern – nicht kategorisch ausschließt, sondern diese in einem souveränen Ökosystem integriert. Dazu zählt die Bundes-Cloud genauso wie eine Cloud-Plattform für den Betrieb von „MS-Office“, als auch ein alternativer Stack auf Basis von Open-Source -Komponenten zur Schaffung von Wahlmöglichkeiten.
Digital souverän zu agieren heißt für uns als zentraler IT-Dienstleister die Handlungsfähigkeit unserer Kunden auf dem aktuellen Stand der Technik zu gewährleisten. Um dies im Kontext digitaler Souveränität zu bewerten, steht das ITZBund aktuell mit allen großen IT-Herstellern (Hyperscalern) partnerschaftlich im Dialog.
Ziel ist es hierbei tragfähige Lösungsmodelle auch zum Erhalt digitaler Souveränität der Bundesrepublik zu finden. Die Infrastruktur muss ausgebaut werden, um den Belastungen des zunehmenden Datenverkehrs standhalten zu können. Dies wird ein Mix aus hoheitlichen Cloud-Instanzen, partnerschaftlichen Betreibermodellen oder Zertifizierung von Public Clouds sein.
Als einer der bedeutendsten Marktteilnehmer setzt die Verwaltung mit dem Einsatz von Multicloud-Lösungen auf Diversität und Vielfalt. Von einem wettbewerbsorientierten und innovativen Markt, der moderne und sichere IT-Lösungen und Verfahren hervorbringt, profitieren im Endeffekt die Bürgerinnen und Bürger sowie die Beschäftigten der Verwaltung selbst.
In den kommenden zehn Jahren wird die Verwaltung die wichtigsten Verfahren 'cloudifiziert' haben. Die IT der Verwaltung wird dann weitestgehend auf Multicloud-Plattformen erfolgen, so dass Services sinnvoll verknüpft werden können. Nur so werden sich die Potenziale einer digitalisierten Verwaltung vollends ausschöpfen lassen können.
* Holger Lehmann ist Chef des Leitungsstabes, persönlicher Referent des Direktors und Pressesprecher des ITZBund.
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