Trends & Perspektiven Führungsveränderungen durch eGovernment

Autor / Redakteur: Prof. Dr. Walter Gora / Gerald Viola

Kommunikation und Führung waren schon immer von grundsätzlichem Interesse. Die griechischen Philosophen Platon und Aristoteles, der italienischen Fürstenberater Machiavelli und jede Menge psychologisch geschulte Wissenschaftler haben bis heute das Bestreben gemeinsam, die Gesetzmäßigkeiten des menschlichen Verhaltens zu erfassen und Handlungsempfehlungen in konkreten Situationen abzuleiten.

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Derartige Handlungsempfehlungen sind insbesondere für die Führungskräfte in der Öffentlichen Verwaltung gefragt, denn neue Technologien und Organisationsformen verändern nicht nur die Führungsstrukturen, sondern stellen auch die Kernfrage nach der Führungsphilosophie.

Doch im Gegensatz zum klassischen archaischen Führungsverständnis ist die heutige Welt fragmentierter und in einem permanenten dynamischen Wandel. „Virtualität“ ist das Kennzeichnen moderner Organisationsausprägungen, zunehmend auch in der Öffentlichen Verwaltung. eGovernment ist hierbei das Synonym für neue Strukturen, Organisationsformen und den vernetzten Einsatz von Informationstechnologien.

Dies impliziert für die Entscheidungskräfte in der Öffentlichen Verwaltung das Lernen entsprechender Führungsmethoden und das permanente Abgleichen mit dem eigenen Verhaltensmuster. Strategisches Denken, Konfliktmanagement und Kreativitätstechniken sind Beispiele für Herausforderungen, die es in der Vergangenheit auch gab, allerdings nicht mit der gleichzeitigen Notwendigkeit des raschen Handelns und aufbauend auf digitalen Systemen. Im Kontext eGovernment stellen sich Fragen wie:

  • Ist das heutige „Geschäftsmodell“ der Öffentlichen Verwaltung noch identisch mit dem vor mehr als hundert Jahren?
  • Wie funktionieren Verhaltens- und Kommunikationsprozesse im Rahmen von eGovernment? Lässt sich digitale Kommunikation überhaupt noch in hierarchische Strukturen pressen?
  • Welchen Einfluss haben digitale Kommunikationsformen auf gruppendynamische und wirtschaftliche Prozesse?
  • Welche Art von Führungskommunikation sichert langfristig den organisatorischen, aber auch den persönlichen Erfolg?

Führung in der Öffentlichen Verwaltung verabschiedet sich sukzessive vom tradierten hierarchischen Ansatz, der durch hohe Kontrollmechanismen und starre Kommunikationsformen geprägt ist. „Leadership“ wird zunehmend gefragt, autoritäre Strukturen, die Entscheidungen eher verlangsamen und verhindern, kommen immer stärker in die Kritik. Der Informationsfluss kann nicht mehr hierarchisch gesteuert werden, die informellen Kanäle werden zunehmend bedeutsamer. Andererseits können diese informellen Kanäle auch nicht ignoriert werden, da sie häufig Entwicklungen antizipieren, die im Rahmen der hierarchischen Kommunikation erst mit Verzögerung und größtenteils auch erst mit einer hohen Eskalationswirkung „aufschlagen“.

Grundprinzipien zur behördlichen Führung

Die Organisationsstrukturen, Prozesse / Abläufe und die eGovernment-Systeme sind die Werkzeuge, um alle Mitarbeiter mit ihren unterschiedlichen Aufgaben in ihrem Handeln und Arbeiten auf das gemeinsame Ziel auszurichten. Zusammenarbeit, Arbeitsqualität und Effizienz in der digitalen Behörde unterscheiden sich deutlich von tradierten Kommunikationsformen.

Konzepte, die von hierarchischen Strukturen abraten mit dem Argument, der moderne Mensch sei sehr wohl in der Lage, in schlecht strukturierten, „chaotisch“ sich zusammenfindenden und rein projektorientierten Arbeitsgruppen zu arbeiten, sind in der Privatwirtschaft bereits an vielen Stellen anzutreffen. Die Erfahrungen damit sind unterschiedlich. Es stellt sich für Behörden und deren Entscheidungsträger die Frage, ob solche Konzepte wirklich überlegen sind oder ob sie nicht vor allem problematisch im Hinblick auf Effizienz und Effektivität sind.

Führung und Organisation sind auch die Voraussetzungen dafür, dass die Auftretenswahrscheinlichkeit von Konflikten verringert wird und sich alle dem eigentlichen Ziel und dem Kundennutzen widmen. Virtuelle Strukturen und Organisationseinheiten zu steuern ist eine besondere Herausforderung. Teambildung und gemeinsame Ausrichtung auf ein Ziel müssen neu organisiert und mit anderen Methoden unterstützt werden.

Vor diesem Hintergrund ergeben sich die nachfolgend aufgeführten Grundprinzipien:

Schaffen von Kundennutzen

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