Hauptstadtkongress 2016 Ein Blick in die Zukunft der Gesundheitsbranche
Der „Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit 2016“ ging am 10. Juni zu Ende. Drei Tage diskutierten in Berlin Politiker, Wissenschaftler und Vertreter aller Berufsgruppen der Gesundheitswirtschaft die Zukunft des Gesundheitswesens.
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Das Leitthema des Healthcare-Kongresses lautete in diesem Jahr „Innovationen“. In der Eröffnungsveranstaltung machte Annette Widmann-Mauz, MdB, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesgesundheitsminister, die Haltung der Bundesregierung deutlich, dass das Solidarsystem nur nützliche Innovationen finanzieren könne. Der Begriff Innovation sei „kein Gütesiegel an sich, sondern Nutzen müsse evidenzbasiert nachgewiesen werden“, stellte Widmann-Mauz klar.
Die Innovationsstrategie der Bundesregierung sehe dafür drei Voraussetzungen: Erstens müssten „echte Innovationen einen wirklichen Fortschritt für Lebensqualität und Lebenschancen“ bringen. Zweitens müssten sich Innovationen am Versorgungsbedarf orientieren. Und drittens dürften wirkliche Innovationen „keine Eintagsfliegen“ sein.
Der frühere Berliner Gesundheitssenator und heutige Kongresspräsident des Hauptstadtkongresses, Ulf Fink, hob hervor, dass es essenziell für das deutsche Gesundheitswesen sei, eine Innovationskultur zu entwickeln: „Dafür muss man bereit sein, etwas zu riskieren“, so Fink.
Betriebliche Gesundheitsförderung
Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles sprach sich für ein intensiveres Engagement der Wirtschaft in der betrieblichen Gesundheitsförderung aus. Nur 20 Prozent der Betriebe seien in diesem Bereich aktiv, kritisierte die Ministerin. Zu „gesundem Arbeiten“ gehörten aber auch selbstbestimmtere Arbeitszeiten. Nahles beschrieb Software-Innovationen wie ein „Schicht-Doodle“, bei dem über Software die Arbeitszeitwünsche aller Mitarbeiter optimal berücksichtigt werden könnten. „Die Flexibilisierungsbedürfnisse der Arbeitnehmer können dadurch gut mit den Flexibilisierungsbedürfnissen der Wirtschaft in Einklang gebracht werden“, so die Ministerin.
Vor dem Hintergrund, dass mit zunehmender Digitalisierung auch die Anforderungen an die Qualifikation und Weiterbildung der Arbeitnehmer steigen, sprach sich Arbeitsministerin Nahles dafür aus, die Bundesagentur für Arbeit in eine „Bundesagentur für Arbeit und Qualifikation“ umzugestalten.
Insolvenzgefahr
Der auf dem Kongress vorgestellte Krankenhaus Rating Report 2016 des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigt eine gleichbleibende Insolvenzgefahr für deutsche Krankenhäuser. Elf Prozent der etwa 1.800 deutschen Kliniken befinden sich demnach in erhöhter Gefahr eines Konkurses. Während durch die Modernisierungsprogramme in den neuen Bundesländern die Insolvenzgefahr dort deutlich niedriger liegt, erreiche sie in Baden-Württemberg mittlerweile fast 50 Prozent aller Krankenhäuser. Die kumulierte Investitionslücke deutscher Krankenhäuser beträgt nach Angaben der RWI-Forscher 28 Milliarden Euro.
Auch die unter dem Dach des Hauptstadtkongresses stattfindenden drei Fachkongresse nahmen sich drängender Fragestellungen an:
Der Managementkongress Krankenhaus Klink Rehabilitation beschäftigte sich mit der Digitalisierung, bei der deutsche Kliniken – etwa im Vergleich zu skandinavischen Ländern – deutlich in Rückstand geraten sind. Auch Cyberangriffe auf Krankenhäuser waren Thema.
Das Deutsche Ärzteforum blickte auf Innovationen in Diagnostik und Therapie, die mit Nanotechnologien und auf die genomisch auf den Patienten abgestimmten Behandlungsmethoden derzeit vor allem die Onkologie revolutionieren wollen. Auch neue, wirkungsvollere Strategien gegen Krankenhausinfektionen mit resistenten Erregern wurden präsentiert.
Der Deutsche Pflegekongress beschäftigte sich vorrangig mit dem Thema Pflegenotstand. Dass die Veranstaltung zu dem teilweise umstrittenen Pflegeberufegesetz aus allen Nähten platzte, zeigt laut Veranstalter, wie groß der Diskussionsbedarf zwischen Politik und Pflegeberufen sei.
Fazit & nächster Termin
Kongresspräsident Ulf Fink hob die vielfältigen Einblicke hervor, die Kongressbesucher in die Zukunftstrends von regenerativer Medizin, Präzisionsmedizin, Versorgungsforschung, Digitalisierung und viele weitere Bereiche erhalten haben. „Die Aussage ‚die Zukunft der Gesundheit kommt nach Berlin‘ hat sich mit dem heute zu Ende gegangenen Hauptstadtkongress bewahrheitet”, so Fink zum Abschluss der Veranstaltung.
Der nächste Hauptstadtkongress findet vom 20. bis 22. Juni 2017 statt.
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