Aufbau der Deutschen Verwaltungscloud Cloud-Transformation ist kein Stichtagsprojekt

Das Gespräch führte Nicola Hauptmann Lesedauer: 6 min

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Wenn die Deutsche-Verwaltungscloud-Strategie erfolgreich umgesetzt werden soll, müssen die Angebote rechtlich einfacher und übersichtlicher sein – das ist eine der Erfahrungen aus der Entwicklung einer Koordinierungsstelle für die Cloud-Umgebung.

Martin Schallbruch, CEO der govdigital eG: „Transformation braucht stabile Rahmenbedingungen“
Martin Schallbruch, CEO der govdigital eG: „Transformation braucht stabile Rahmenbedingungen“
(© Ole Heinrich)

Warum die Vertragsgestaltung eine Herausforderung ist, über unterschiedliche Geschwindigkeiten und die weiteren Erfahrungen aus dem Projekt spricht Martin Schallbruch, CEO von govdigital eG, im Interview mit eGovernment.

Herr Schallbruch, die Genossenschaft der öffentlichen IT-Dienstleister govdigital hat im Auftrag des BMI ein Minimum Viable Product, kurz: MVP, für die Koordinierungsstelle der Deutschen Verwaltungscloud (DVC) entwickelt. Was können Sie uns zum Projekt und zu den Ergebnissen sagen?

Schallbruch: An dem Projekt haben 13 unserer 24 Mitglieder mitgearbeitet. Es war ein großes Projekt mit mehreren Aufgabenbereichen, das wir als govdigital koordiniert und arbeitsteilig organisiert haben. Zum Projekt gehörte die Entwicklung eines Cloud-Service-Portals. Das ist der zentrale Einstiegspunkt, ein Self-Service-Portal, das es ermöglicht, Cloud-Services im Multi-Cloud-Kontext anzubieten, zu suchen und zu beauftragen. Dafür haben wir eine erste technische Lösung entwickelt, mit dem entsprechenden Identity Access Management. Wir haben, zweitens, ein Konzept für die Koordinierungsstelle erstellt und wir haben die entwickelten Lösungen natürlich auch erprobt.

Wie lief diese Erprobung ab?

Schallbruch: Unsere Mitglieder haben mehrere Cloud-Services eingestellt, bereits unter Berücksichtigung der vertraglichen Bedingungen, also zum Beispiel Haftungsfragen oder Definition von Servicelevels. Bei der Erprobung hatten wir Unterstützung durch freiwillige Testnutzer aus den Verwaltungen. Diese Tests haben wir dann evaluiert.

Die Projektergebnisse sollen in die Entscheidungen des IT-Planungsrats zum weiteren Aufbau der Deutschen Verwaltungscloud einfließen. Welche Erfahrungen haben Sie gewonnen, wo sehen Sie noch Handlungs- oder Klärungsbedarf?

Schallbruch: Wir haben gelernt, dass die Nutzungsbedingungen der Cloudservices eine große Rolle spielen. Diese Bedingungen müssen wir einheitlicher gestalten, um für die Kunden nicht zu viele, rechtlich komplizierte Konstruktionen zu schaffen. Die Angebote müssen rechtlich einfacher und damit übersichtlicher sein. Ein anderer Punkt ist das Dienste-Portfolio. Es muss attraktiv sein für die Kunden und deren Bedarfe abdecken. Wir haben bei der Erprobung festgestellt, dass wir über unsere eigenen Mitglieder zwar ein umfangreiches Angebot an SaaS-Lösungen anbieten können, aber nur wenige Infrastrukturangebote. Einige Angebote werden wir aufbauen oder vom Markt zukaufen müssen.

Was wir auch gesehen haben: Nicht alle Cloudangebote, die es für die Öffentliche Verwaltung schon gibt, erfüllen die Kriterien der Deutschen-Verwaltungscloud-Strategie, also die Anforderungen, die etwa Souveränität sicherstellen sollen, Interoperabilität oder Portierbarkeit. Daran muss man noch arbeiten.

Aber sind die technischen Anforderungen dafür schon klar genug definiert?

Schallbruch: Gute Frage, teilweise sind die Anforderungen noch recht grob formuliert und technisch noch nicht so umfassend definiert. Zur Umsetzung der Vorgaben des IT-Planungsrats haben wir im Projekt ein Reifegradmodell entwickelt, mit dem neue Angebote in der DVC an die Anforderungen herangeführt werden können.

Wie sieht es mit den rechtlichen Aspekten der Beschaffung aus?

Schallbruch: Die Deutsche-Verwaltungscloud-Strategie ist ja eine Multi-Cloud-Strategie, Souveränität ist eines der Kernziele. Bund, Länder und Kommunen sollen in der Lage sein, Clouddienste auch zu einem anderen Anbieter innerhalb der Verwaltungscloud zu übertragen; die Einhaltung aller Bedingungen, insbesondere die Sicherheit, muss dabei durchgehend garantiert sein. Es wird nicht den einen Rahmenvertrag für alle Behörden geben, sondern die öffentlichen Stellen werden vom Markt von unterschiedlichen Anbietern zu unterschiedlichen Zeitpunkten Dienste einkaufen, mit jeweils einzelnen Verträgen. Und hier haben wir im Moment noch kein belastbares Konzept, wie das ausgestaltet wird. Wie kann die Beschaffung von Bund, Ländern, Kommunen, IT-Dienstleistern miteinander verknüpft werden, so dass einheitliche Bedingungen gelten. Zum Beispiel: Wie stellen wir sicher, dass Änderungen der BSI-Anforderungen in allen Verträgen nachvollzogen werden? Da stehen wir noch am Anfang der Debatte. Wir müssen hier eine gemeinsame Strategie und Struktur finden. Als govdigital haben wir angeboten, uns bei Ausschreibungsvorbereitungen sehr eng abzustimmen.

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