Databund Zehn Standards für den Public Sector
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Der Öffentlichen Verwaltung fehlen – laut einer internen Erhebung des Databund – zahlreiche Standards für eine erfolgreiche Digitalisierung. Diese Standards sind aus Sicht der Softwarehersteller und IT-Dienstleister als Grundvoraussetzung für einen modernen und volldigitalen Public Sector zu betrachten.

Der Databund ist der Bundesverband der mittelständischen IT-Dienstleister und Softwarehersteller für den öffentlichen Sektor und verfügt dementsprechend über tiefgreifende Einblicke in die Öffentliche Verwaltung und deren Schwachstellen bei der Digitalisierungsoffensive.
Eine Umfrage unter den Mitgliedern des Databunds hat ergeben, dass im Wesentlichen zehn Standards identifiziert werden können, deren Nichtumsetzung die Verwaltungsdigitalisierung bislang massiv ausbremsen.
1. Postfachanbindung
Grundlegend wird vom Databund ein einheitlicher und verbindlicher Standard für den Umgang mit Inhalten im Postfach des Bürgerkontos gefordert. Insbesondere Dateninhalte und Datentransportwege müssen nachhaltig standardisiert werden. Der Standard muss die verschiedenen akzeptierten Zugangswege (BundID, Elster, IDWallet) unterstützen und dabei auch – im Sinne der Interoperabilität – von allen Fachverfahren und Antragsmanagementsystemen angebunden werden, die – unabhängig von Betreiber und Standort – Daten von deutschen Bürgerinnen und Bürgern verarbeiten.
2. DMS-Anbindungs-Standard (DokuFIS)
Stand jetzt ist der Markt der Dokumentenmanagementsysteme (DMS) mit über 100 verschiedenen Produkten übersättigt, sagt der Databund und fordert deswegen eine einheitliche Standardisierung. Vorbild könnte DokuFIS und die entsprechende DIN SPEC 32791 darstellen.
3. Standard-Anbindung für Serviceportale der Länder
Der Databund fordert hinsichtlich der landeseigenen Serviceportale einen verbindlichen Standard, der festlegt:
- wie die Leistungseinbindung realisiert wird
- inwiefern der Zugriff auf das Login- und Rechtemanagement erfolgt
- welche Zugriffsmöglichkeiten auf Profildaten existieren
Eine zeitnahe Umsetzung wird unter Berücksichtigung kommunaler Stimmen empfohlen.
4. Standard-Schnittstelle für Status-Informationen
Der Bearbeitungsstand eines Verwaltungsakts stellt eine wichtige Rolle Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger im Umgang mit digitalisierten Verwaltungsleistungen dar. Eine bislang fehlende Standard-Schnittstelle, die entsprechende Meldungen zuverlässig und unabhängig von speziellen Fachverfahren ausgeben kann, ist daher in den Augen des Databunds dringend benötigt.
5. Bundesweit einheitliche Schnittstelle für Bezahlverfahren
Der gemeinsame Standard ePayBL ermöglicht die Bezahlung von Verwaltungsdiensten im digitalen Raum. Er wird in vielen Ländern und Kommunen jedoch nur stark modifiziert oder gar nicht eingesetzt. Grund dafür könnte das verbesserungswürdige Lizenzierungssystem der Schnittstelle darstellen. Zeitnahe Abhilfe in diesem Bereich wird vom Databund empfohlen.
6. Standard-HKR-Schnittstelle
Im Nachgang an den Bezahlvorgang muss wiederum eine geeignete Schnittstelle die Verwaltungsleistungen korrekt in die Bilanz der Kommunen einbuchen und mit den gängigen Buchhaltungssystemen kommunizieren können. Das automatisierte Verfahren für das Haushalts-, Kassen- und Rechnungswesen des Bundes (HKR-Verfahren) wird als ressortübergreifendes Verfahren für die Bewirtschaftung der gesamten Haushaltsmittel des Bundes einschließlich der Sondervermögen sowie der Vorschüsse und Verwahrungen, eingesetzt und könnte dafür herangezogen werden.
7. Einheitliches Adress-Objekt
Einer der größten Kritikpunkte ist die fehlende Standardisierung bei der Angabe von Adressdaten im Bereich der Öffentlichen Verwaltung. Laut Databund existierten zahllose Formatierungsvarianten, die es den Entwicklerinnen und Entwicklern von Fachverfahren und Spezialsoftware beinahe unmöglich machen, eine korrekte Implementierung dieser grundlegenden Funktion umzusetzen.
8. EfA-Parametrisierung
Aufgrund der Anwendung des xZuFi-Standards bei der Parametrisierung von EfA-Leistungen werden die Produktzyklen in den Augen des Databund unnötigerweise in die Länge gezogen. Ein einheitlicher Standard könnte diesbezüglich Abhilfe schaffen.
9. Register der Standards
Ähnlich wie bei einem medizinischen Register muss mittelfristig auch ein „Standard-Register“ entstehen, fordert der Databund. Damit sollen Redundanzen vermieden und Neu- sowie Weiterentwicklungen von Standards für die Öffentliche Verwaltung begünstigt werden. Darüber hinaus kann ein solches Register die ortsunabhängige und herstellerübergreifende Zusammenarbeit an Standards forcieren.
10. Standard zur Erstellung von Standards
Einen der Hauptgründe, weswegen es zu wenige bindende Standards im Public Sector gibt, sieht der Databund im Standardisierungsprozess selbst verankert. Der aktuell vorherrschende Digitalisierungsdruck innerhalb der Kommunen sorgt in den Augen des Branchenverbands dafür, dass oftmals unfertige Software-Lösungen in den Produktivbetrieb übergehen – ohne dabei einem spezifischen Standard zu entsprechen – und im Nachgang hohe Folgekosten produzieren. Ein standardisierter Standardisierungsprozess könnte hierbei Abhilfe sowie Verbindlichkeiten schaffen.
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