Rückenoperation Wirbelsäule per Robotereinsatz sicher stabilisieren
Ein hochpräziser, sensorgestützter Operationsroboter soll mehr Sicherheit bei Wirbelsäulenoperationen bieten. Forschende der Universität Bern, des Inselspitals Bern und des Schweizer Zentrums für Elektronik und Mikrotechnologie entwickeln das Projekt gemeinsam mit Partnern aus der Industrie.
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Im Rahmen des Projekts „Towards Intelligent Sensor-enhanced Robotic Neurosurgery“ entwickeln Andreas Raabe von der Universitätsklinik für Neurochirurgie am Inselspital Bern, Stefan Weber vom ARTORG Center for Biomedical Engineering der Universität Bern sowie Olivier Chételat vom Schweizer Zentrum für Elektronik und Mikrotechnologie (CSEM) eine neue robotisch unterstützte Operationsmethode, die ein neues Maß an Sicherheit für komplizierte Wirbelsäulenoperationen bietet. Mit der Methode sollen Stabilisierungsschrauben in der Wirbelsäule sicher, genau und ohne Verletzungen des umliegenden Gewebes angebracht werden können. Grundlage dafür bilden verschiedene patentierte Sensortechnologien, die die Wirbelsäule von innen „abtasten“.
Gemeinsam mit den Industriepartnern Rotomed AG, Inomed GmbH und CAScination AG hat das Team sein Vorhaben beim Programm „BRIDGE Discovery“ eingereicht, mit dem der Schweizerische Nationalfonds (SNF) und die Kommission für Technologie und Innovation (KTI) des Bundes gemeinsam technologische Innovationen fördern. Das Projekt erhält einen Förderbeitrag von zwei Millionen Franken über einen Zeitraum von vier Jahren.
Behandlung degenerativer Wirbelsäulenerkrankungen
Die chirurgische Wirbelsäulenstabilisation ist eine der am häufigsten durchgeführten Rückenoperationen. Die Zahlen nehmen weiterhin zu, da in einer alternden Bevölkerung immer mehr Eingriffe zur Behandlung von degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen nötig sind. Bei solchen Operationen werden in mehrere Wirbelknochen Schrauben (so genannte Pedikelschrauben) eingesetzt und später miteinander verbunden, um die Wirbelsäule wieder aufzurichten und zu stabilisieren.
Rund 15 Prozent der Schrauben können nicht erfolgreich platziert werden, da die Wirbelsäule mit ihrem „unebenen Terrain“ nicht einsehbar ist und eine große Herausforderung darstellt. Wenn die Pedikelschraube nicht exakt in der Mitte des Wirbelsäulenknochens angebracht wird, besteht die Gefahr, dass das spitze Ende aus dem Knochen hervorragt und umliegende Nerven oder Gewebeteile verletzt. Dies soll sich ändern: „Mit unserer Technologie können wir das Risiko einer Fehlplatzierung der Pedikelschraube auf nahezu Null senken. Wir sehen es als Zukunft der Wirbelsäulenchirurgie“, so Andreas Raabe.
Frühwarnsystem für Nervenzellen
Um die Komplikation bei Wirbelsäulenoperationen in Zukunft vollständig zu vermeiden, entwickeln die Forschenden eine roboterbasierte Operationsmethode auf der Basis verschiedener patentierter Sensortechnologien. Diese sind hundertfach empfindlicher als die Hand eines Chirurgen und erlauben es, die Wirbelsäule während der Operation in Echtzeit mithilfe elektrischer und mechanischer Signale „abzutasten“, und so die Lage des Bohrinstruments relativ zur Anatomie optimal einzustellen.
Zum einen wird der Roboter über die so genannte Elektromyographie (EMG) gesteuert, mit der in der Nähe liegende Nerven aufgespürt werden. Zum anderen wird die Knochendichte kontinuierlich gemessen, um die Position des Roboters exakt und reproduzierbar zu bestimmen. So können die Schrauben bei jeder Operation hochpräzise platziert werden.
„Dank der Kombination von EMG mit Operationsrobotern gibt es nun bei Operationen ein Frühwarnsystem für Nervenzellen. Die Integration in einen sensorgesteuerten Operationsroboter ist ein großer Durchbruch für diese Technologie. In Zukunft wird man sie auch in anderen klinischen Bereichen einsetzen können“, sagt Olivier Chételat.
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