Familienfreundliche Stadt Vom Leitbild zur Umsetzung

Autor / Redakteur: Thomas Wick / Gerald Viola

Inwieweit sind kommunale Ziele, die in Leitbildern ihren Ausdruck finden, in ihrem Zielerreichungsgrad überprüfbar? Wie können derart komplexe Ziele innerhalb einer Kommune gesteuert werden? Wer trägt die Verantwortung, damit eine Kommune diesem Ziel näher kommt?

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Dies waren Fragen, die am Beginn eines Benchmarkingprojektes des IKO-Netzes der KGSt im Jahre 2004 standen. Das IKO-Netz der KGSt (Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement) betreut seit zehn Jahren interkommunale Vergleichsringe für deutsche Kommunen. Ziel eines Vergleichsrings ist es, mit einer Gruppe von 7 bis 15 Kommunen für einen fest umrissenen Leistungsbereich (Produkt) ein Kennzahlensystem anzuwenden und aus den Ergebnissen positive Steuerungsansätze und Best Practice mit den teilnehmenden Kommunen zu erarbeiten. Motto ist das „Lernen vom Besseren“. Im Laufe eines Jahres werden zeitgleich rund 70 Vergleichsringe zu kommunalen Produkten, wie Personalmanagement, Kindertagesstätten, Gebäudewirtschaft, Kfz-Zulassung oder Grünflächen durch das IKO-Netz begleitet. Viele dieser Vergleichsringe agieren über mehrere Jahre, um die Umsetzung der Erfahrungen (auch wieder im interkommunalen Vergleich) kontrollieren zu können.

Mit dem Vergleichsring zum Thema „Familienfreundliche Stadt“ wurde eine neue Dimension des Benchmarkings von Kommunen eröffnet. Dabei geht es nicht darum, optimale Leistungen im Bereich Kindertagesstätten, Schulen oder Jugend zu erreichen, sondern darum, alle Produkte (Leistungen) der Kommunalverwaltung, die einen Bezug zum Ziel haben, zu identifizieren und in eine gemeinsame Anstrengung zur Verbesserung der Ergebnisse und Wirkungen einzubeziehen.

Fast alle Bereiche betroffen

Ende 2004 konnte das IKO-Netz 17 deutsche und österreichische Städte für dieses Projekt interessieren. Bei den Städten Bottrop, Erlangen, Hamm, Heilbronn, Kassel, Innsbruck, Kiel, Koblenz, Ludwigshafen, Paderborn, Recklinghausen, Remscheid, Salzgitter und Wolfsburg handelt es sich um Kommunen zwischen 100.000 und 230.000 Einwohnern, die sich dem Ziel „Familienfreundliche Stadt“ verpflichtet haben oder dieses Ziel verfolgen. Vertreten werden diese Städte meist durch die Leiter der Jugendämter, denen in den Kommunen die Verantwortung zugeordnet worden war. In der Arbeit des Vergleichsringes stellte sich schnell heraus, dass das Ziel weit über den Verantwortungsbereich der Jugendämter hinaus geht und fast alle Bereiche der kommunalen Verwaltung betrifft.

Um das Ziel „Familienfreundliche Stadt“ handhabbar zu machen, wurden strategische Handlungsfelder definiert, in denen die Kommunen aktiv sind:

  • Sozialer Zusammenhalt und demokratische Teilhabe,
  • Erziehung und Bildung,
  • Freizeit, Kultur, Sport und Erholung,
  • Umwelt und Gesundheit,
  • Wohnen, Bauen und Verkehr sowie
  • Wirtschaft und Arbeit

Innerhalb dieser Handlungsfelder wurden die Hauptziele differenziert und konkretisiert. Mit den heruntergebrochenen Zielen wurden Kennzahlen zur Messung der Zielerreichung verknüpft.

Der Weg, ein Leitziel über strategische Handlungsfelder handhabbar zu machen, hat sich als sehr effektiv erwiesen. Die Teilziele, die sich aus den Diskussionen ergaben, konnten damit unabhängig von unterschiedlichen Organisationsstrukturen geclustert werden. Kennzahlen, die den Grad der Zielerreichung wiedergeben, werden von den Kommunen im Kontext der strategischen Handlungsfelder betrachtet und zeigen, in welchem Bereich besondere Stärken oder Defizite liegen. Durch den direkten Bezug der jeweiligen Kennzahlen mit den Detailzielen werden diese in ihrer jeweiligen Zielerreichung nachweisbar.

(ID:2007095)