eGovernment-Wettbewerb 2018 Wettbewerb mit Facelift

Autor Manfred Klein

Der eGovernment-Wettbewerb hat sich neu erfunden und präsentiert sich mit neuen Kategorien, um auf aktuelle Veränderungen zu reagieren. eGovernment Computing sprach mit den Verantwortlichen Jon Abele von BearingPoint und Jonas Rahe von Cisco.

Anbieter zum Thema

Die Preisträger des letztjährigen eGovernment-Wettbewerbs
Die Preisträger des letztjährigen eGovernment-Wettbewerbs
(Bild: © BearingPoint)

Herr Abele, der eGovernment-Wettbewerb hat sich wieder einmal modernisiert. Weshalb die zwei neuen Kategorien?

Abele: Mit insgesamt sechs Wettbewerbskategorien stellen wir die diesjährige Leistungsshow von innovativen Konzepten und Projekten auf breite Füße. Zudem reagieren wir auf hochaktuelle Themen: die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes und die Konsolidierung von IT-Infrastrukturen, Diensten und Betriebsleistungen sind zen­trale Herausforderungen, denen Verwaltungen in Stadt, Land und Bund derzeit begegnen. Durch eigene Kategorien zu diesen Fragestellungen möchten wir wegweisende Lösungskonzepte und -vorhaben sichtbar machen.

Herr Rahe, ein hervorstechendes Merkmal des eGovernment-Wettbewerbs war immer die Vernetzung der Teilnehmer und die Vermittlung von Best Practices. Welche Möglichkeiten gibt es dazu in diesem Jahr?

Rahe: Einen hervorragenden Rahmen zum interdisziplinären Austausch über Best Practices und zum Netzwerken bieten die Finalistentage. Dort präsentieren die Anwärter auf Gold, Silber und Bronze ­ihre Projekte und Ideen vor der Jury und einem interessierten Publikum. Und bei der feierlichen Preisverleihung auf dem Zukunftskongress „Staat und Verwaltung“ und der Verleihung des Publikums­preises auf dem Ministerialkongress kommt es innerhalb des Wettbewerbs zum Wiedersehen der Projektvertreter und somit zum vertieften Kennenlernen und zu anregenden Diskussionen über ­aktuelle Entwicklungen. Viele Kontakte unter den Preisträgern bestehen auch über den Wettbewerb hinaus.

Beim Wettbewerb spielen auch die Themen KI und Robotik ­eine bedeutende Rolle. Was haben diese Themen mit der Öffentlichen Verwaltung zu tun?

Rahe: Die Masse an Standard-Verwaltungsaufgaben verschlingt wertvolle Ressourcen. Um Verwaltungsmitarbeiter zu entlasten, ­Abläufe zu beschleunigen und ­Bürokratie abzubauen, kommen zunehmend „Roboter“ und künstliche Intelligenz zum Einsatz. In dieser Entwicklung liegt enormes Potenzial für mehr Effizienz und Bürgerservice. In der Verwaltung lautet der vertraute und formal korrekte Begriff „Vollständig automatisierter Verwaltungsakt“. Beim Wettbewerb wurde bereits im letzten Jahr ein Projekt unter die Finalisten gewählt, bei dem eine intelligente Software in Form eines ChatBots entwickelt wurde, der die Kommunikation zwischen Bürgern und Verwaltung digitalisiert und Standartfragen automatisch beantwortet.

(Es handelt sich um das Projekt „Virtueller Bürger-Service-Assistent“ des ITDZ Berlin in Kooperation mit dem DAI-Labor der TU Berlin. Anm. d. Red.)

Bei der Modernisierung der öffentlichen Verwaltungen geht es längst nicht mehr um eGovernment allein, sondern immer mehr drängen sich allgemeine Fragestellungen zur Digitalisierung in den Vordergrund. Welche Funktion übernimmt der eGovernment-Wettbewerb in diesem Zusammenhang?

Der eGovernment-Wettbewerb bietet in diesem Jahr wieder neue Kategorien
Der eGovernment-Wettbewerb bietet in diesem Jahr wieder neue Kategorien
(Bild: © BearingPoint)

Abele: Wenn eGovernment mittels neuer Medien sowohl die Austauschverhältnisse zwischen Behörden und Kunden, von Behörden untereinander als auch die internen Koordinationsmechanismen integriert, geht Digitalisierung insoweit darüber hinaus, dass es nicht nur um Prozesse in und mit der Verwaltung geht, sondern darum, wie wir leben, arbeiten und lernen. Auch hierauf müssen Verwaltung und Politik reagieren und so zum Beispiel einen geeigneten Rechtsrahmen für das autonome Fahren schaffen, ihre Geschäftsmodelle unter anderem hinsichtlich der technologischen Möglichkeiten von Blockchain hinterfragen oder die eigene Organisation, wie etwa die Arbeitsteiligkeit in unserem föderalen System in den drei Verwaltungsebenen, neu überdenken. Zu all diesen Fragen will der Wettbewerb innovativen Konzepten und Projekten eine Plattform schaffen, um damit die notwendige Transformation, die sich evolutionär in vielen kleinen Schritten vollzieht, zu unterstützen.

Zumindest in der Politik scheinen die Themen Digitalisierung und eGovernment nun endgültig angekommen zu sein. Das wird die Schlagzahl auch in den Kommunen deutlich erhöhen. Dennoch, alle einschlägigen Studien – wie zuletzt der Digital-Index der D21 – zeigen, dass Deutschland immer noch einen enormen Aufholbedarf hat. Welche Herausforderungen ergeben sich daraus für die Weiterentwicklung des eGovernment-Wettbewerbs?

Abele: Auf dem Weg zu einem flächendeckenden „Smart Country“ sind noch viele Hürden zu nehmen. Was die kommunale Verwaltungsmodernisierung angeht, freut es uns sehr, dass sich gerade Städte und Landkreise jedes Jahr so zahlreich am Wettbewerb beteiligen und die Vielfalt der innovativen Angebote verdeutlichen. Kommunale Vorhaben haben oft eine Strahlkraft auf Bund und Länder, Konzeptionen und Lösungen sind in ihrer Anwendbarkeit in der Regel nicht auf die einzelne Kommune begrenzt und somit von bundesweiter Relevanz. Hervorzuheben ist bei vielen Projekten auch die umfangreiche Vernetzung und strukturierte Kooperation mit internen und externen Stakeholdern. Der Wettbewerb kann hier Transparenz schaffen, die richtigen Schlüsse daraus muss aber die Politik ziehen.

Rahe: Im Fokus erfolgreicher kommunaler Modernisierungsprojekte müssen die Bürgerinnen und Bürger und deren Ansprüche stehen. Verwaltungen in Städten und Gemeinden richten sich beim Ausbau von eGovernment-Aktivitäten somit verstärkt an den Auswirkungen für ihre Kunden aus. Beim Wettbewerb spielen die Bewertungskriterien Nutzerfreundlichkeit und Kundenzufriedenheit auch weiterhin eine große Rolle.

Weitere Informationen zum Wettbewerb und die Teilnahmeunterlagen finden Sie im Internet.

(ID:45148450)