Orthopädische Universitätsklinik Friedrichsheim „Wagenheber“ richtet die Wirbelsäule auf

Redakteur: Jürgen Sprenzinger

Die Orthopädische Universitätsklinik Friedrichsheim setzt seit diesem Jahr neuartige Implantate zur Stabilisierung der Wirbelsäule bei sehr komplexen Wirbelkörper-Frakturen ein, mit dem Effekt, dass der Operationsaufwand für Patienten deutlich gesenkt wird. Patienten erholen sich schneller nach dem Eingriff und sind weniger Risiken ausgesetzt.

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Die Universitätsklinik Friedrichsheim beschreitet mit neuen Implantaten neue Wege in der Orthopädie
Die Universitätsklinik Friedrichsheim beschreitet mit neuen Implantaten neue Wege in der Orthopädie
(Bild: Uniklinik Friedrichsheim)

Der Einsatz der neuen Implantate namens „Spine Jack“ wird zudem wissenschaftlich begleitet und analysiert. Eine erste Auswertung zeigt: „Die Patienten profitieren eindeutig von der neuen Methode – das gilt ganz besonders für ältere Menschen mit osteoporotischen Frakturen und zusätzlichen Krankheiten“, unterstreicht die Ärztliche Direktorin der Klinik, Univ.-Prof. Dr. med. Andrea Meurer.

Seit Beginn des Jahres hat die Abteilung Wirbelsäulenorthopädie schon rund 40 Mal die neuen Implantate bei Patienten eingesetzt. Sie kommen dann unter anderem zum Tragen, wenn ein komplexer Wirbelkörperbruch „A3-Berstungsfraktur“ vorliegt. Dabei handelt es sich um instabile Brüche, weil die Wirbelkörperhinterkante beteiligt und der Wirbelkörper selbst in viele Einzelteile zerborsten ist. Oberarzt Dr. med. Christoph Fleege hat vor wenigen Tagen die ersten Auswertungen zu dieser Methode Ende Oktober beim Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie in Berlin präsentiert.

Das Implantat arbeitet wie ein Wagenheber

Dr. Fleege erklärt die Wirkungsweise der Implantate wie folgt: „Das Implantat arbeitet praktisch wie ein Wagenheber.“ Der durch eine Fraktur oder ein Trauma zusammengebrochene Wirbelkörper wird damit optimalerweise ohne Höhenverlust in die alte anatomische Position und Höhe gebracht. Anschließend wird der betroffene Bereich mit einem speziellen Knochenzement ausgespritzt, um die nötige Stabilität der Wirbelsäule in der betroffenen Region zu erzielen.

„Der Aufwand dieser Methode hält sich für den Patienten in Grenzen. Insbesondere dann, wenn es sich um betagte Menschen handelt, die in der Regel noch weitere Begleiterkrankungen mitbringen. Bei Frauen ist dies häufig Knochenschwund (Osteoporose)“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Andrea Meurer die Vorteile dieser besonderen Implantate. Auch eine große offene Operation ist dafür nicht nötig. Der Eingriff erfolgt minimal-invasiv, praktisch ohne Hautschnitte und damit sehr schonend.

Die Behandlungsmethode in der Orthopädischen Universitätsklinik nimmt zugleich die etablierten, herkömmlichen Verfahren wie die so genannten Vertebroplastien auf. Dabei wird Knochenzement an der lädierten Stelle in den Wirbelkörper einspritzt. Der härtet schnell aus und stabilisiert so die Wirbelsäule binnen kurzer Zeit. Bei komplizierten Brüchen reicht das aber oft nicht aus und der Einsatz von Implantaten wird notwendig. Denn das Problem der reinen Zementierungen liegt oft darin, erklärt Dr. Fleege, dass die Wirbelkörper wieder zusammenbrechen und damit an Höhe verlieren.

Für die Patienten bedeutet dies neben möglichen Schmerzen und einem unbefriedigenden Operationsergebnis vor allem einen nach vorne gebeugten Gang. Mit dem neuen „Wagenheber“ gibt es aber praktisch keinen oder nur einen sehr geringen Korrektur- und Höhenverlust bei der Stabilisierung und Aufrichtung der Wirbelsäule, betont Dr. Christoph Fleege. Das bestätigt nun auch die klinikinterne Studie.

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