Interview Suchmaschinen für eGovernment – alle Informationen aus einer Hand
Die Datenbestände wachsen enorm. Die bekannten Suchtechnologien stoßen an Grenzen und sind angesichts der Datenmengen und unterschiedlicher Datenräume überfordert. Der Einsatz „intelligenter“ Suchmaschinen kann hier einen wertvollen Beitrag leisten. Auch im Rahmen der bayerischen eGovernment-Initiative kommt eine derartige Suchtechnik zum Einsatz.
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eGovernment Computing sprach mit Prof. Manfred Mayer, aus der Bayerischen Staatskanzlei über die Vorteile einer auf Verwaltungsanforderungen zugeschnittenen Suchmaschine.
Herr Mayer, Bayern hat sich bei der Umsetzung der Suchfunktionalitäten seines Bürger- und Verwaltungsportals bewusst – und entgegen dem Trend in anderen Bundesländern – gegen den Einsatz von Google-Technologien entschieden. Weshalb dieser Sonderweg?
Mayer: Google gilt heute als das Synonym für Suchmaschinen schlechthin. Mit einem sehr hohen Marktanteil hat Google nahezu eine Ausnahmestellung erreicht. Durch den beeindruckend großen Index (man spricht von angeblich 10 Milliarden Seiten) kann auf fast jede Suchanfrage eine sehr große Zahl von Trefferergebnissen geliefert werden. Für globale Suchen ist dies ideal und in vielen Fällen völlig ausreichend.
Wir verfolgen andere Ziele. Wir wollen den Bürgern und den Unternehmern über die von uns nach Durchführung eines Vergabeverfahrens ausgewählte Suchmaschine das Auffinden ausschließlich von eGovernment-Informationen erleichtern, die von den staatlichen und kommunalen Verwaltungen in Bayern stammen. Der Datenraum, auf den sich die Suche konzentriert, ist also auf Informationen der Öffentlichen Hand, also auf den Freistaat Bayern und die bayerischen Städte, Landkreise und Gemeinden beschränkt. Er verzichtet bewusst auf kommerzielle und private Inhalte. Der Nutzer kann durch eine Regionalisierung direkt im Datenbestand seiner Gemeinde suchen. Die Ergebnisse der Suchanfrage werden dann nicht nur der entsprechenden Lebens- oder Geschäftslage zugeordnet, sondern es erfolgt auch eine Information dar-über, ob es für eine angefragte Verwaltungsleistung bereits ein Online-Formular oder -Verfahren gibt und auf welcher Rechtsgrundlage diese beruhen.
Wir haben uns damit für eine Lösung entschieden, die sich auch schnell an sich ändernde Bedürfnisse der Nutzer anpassen lässt, die wir aber nicht als Sonderweg betrachten. Denn wir benötigten Suchfunktionalitäten, die sich nicht in der möglichst breiten Erfassung des Internet erschöpfen, sondern gezielt die Spezifika unserer eigenen Informationsangebote berücksichtigen. Dabei geht es zentral um die Strukturierung dieser Angebote nach dem sogenannten Lebenslagenprinzip.
Die Entscheidung für eine eigene bayerische Lösung war also davon getrieben, dass wir weitere Möglichkeiten ausschöpfen wollten, die zu einem noch gezielteren Auffinden der gesuchten Informationen führen. Nach Durchführung eines Vergabeverfahrens haben wir uns für die sogenannte Bayern-Suche entschieden, die speziell im Verwaltungsbereich und bei Bedarf auch regional die Treffer eingegrenzt.
Bürgerinnen und Bürger wünschen vor allem einen freien Zugang zu den in Öffentlichen Verwaltungen existierenden Informationen. Das Problem dabei ist nur, dass viele Informationen dort in einer Struktur vorliegen, die sich an den organisatorischen Kriterien der Verwaltungen orientiert und nicht an den konkreten Informationsbedürfnissen und Fragestellungen der Bürger. Um diese Hürde zu überwinden, setzen wir für die Bayern-Suche Suchtechnologien ein, die in der Lage sind, die Dokumente der bayerischen Verwaltungen – bis hin zur kommunalen Ebene - nach Lebenslagen zu klassifizieren. Wir halten uns dabei an die Lebenslagen-Taxonomie des Bundes vom Juli 2006 und haben diese um spezifisch bayerische Lebenslagen ergänzt.
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(ID:2013205)