Zusätzliche 45.000 Bundeswehrler nutzen SAP-Software Mammutprojekt Herkules: SASPF-Leistungskategorie abgeschlossen

Redakteur: Ira Zahorsky

Seit 2006 läuft das Projekt „Herkules“, das von Anfang an viel Kritik wegen Projektverzögerungen und hoher Kosten einstecken musste. Seit Juli 2012 ist Herkules in Betrieb. Nun wurde die Leistungskategorie SASPF abgeschlossen und die Software kann von insgesamt 53.000 Usern genutzt werden.

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Der SASPF-Rollout in der Bundeswehr ist abgeschlossen, vermeldet die BMI Informationstechnik GmbH.
Der SASPF-Rollout in der Bundeswehr ist abgeschlossen, vermeldet die BMI Informationstechnik GmbH.
(Bild: BMI Informationstechnik)

„Herkules“ ist ein Projekt der Bundeswehr zur Standardisierung, Zentralisierung und Modernisierung ihrer nicht-militärischen Informations- und Kommunikationstechnologie und Einführung von SASPF (Standard-Anwendungs-Software-Produkt-Familien – Einführung einer SAP-Software).

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SASPF

Bestandteil vieler Prozesse in der Bundeswehr

SASPF (Standard-Anwendungs-Software-Produkt-Familien) wird in den Bereichen Logistik, Rüstung, Infrastruktur und Umweltschutz sowie Rechnungs- und Personalwesen eingesetzt. Ziel von SASPF ist es, eine einheitliche IT-Unterstützung für die logistischen und administrativen Prozesse der Bundeswehr zu schaffen und damit eine Vielzahl von Systemen in Nutzung (SinN) abzulösen, die sich im Laufe der Jahre zu teilweise unwirtschaftlichen oder technisch veralteten Insellösungen entwickelt haben. Damit leistet SASPF einen wesentlichen Beitrag zur Optimierung der Arbeitsabläufe in der Bundeswehr.

SASPF und BWI

Als IT-Partner der Bundeswehr unterstützt der BWI Leistungsverbund die Anpassung der Software sowie den Support, rollte die IT-Lösung für 45.000 SASPF-Nutzer aus, schulte diese und betreibt SASPF in eigenen Rechenzentren.

Da die Bundeswehr bereits vor dem Herkules-Projekt Nutzer mit SASPF ausgestattet hatte, arbeiten nach der Einführung jetzt insgesamt rund 53.000 Bundeswehr-Angehörige mit der IT-Lösung.

Mit der Erfüllung des Auftrags im Rahmen von Herkules endet die Einführung von SASPF aber noch nicht.

Die Bundeswehr hat noch weitergehenden Bedarf identifiziert: In den kommenden Jahren wird die BWI GmbH deshalb weitere Anwender schulen und mit der Software ausrüsten, so dass die Anzahl der Nutzer auf über 62.000 steigen wird.

Herkules befindet sich bereits seit Juli 2012 in der Betriebs-/Aktualisierungsphase. Die Leistungskategorien „SASPF-Rollout“ und „SASPF-Ausbildung“ – die Ausstattung und Schulung von 45.000 Bundeswehr-Nutzern mit der SAP-basierten Anwendungssoftware – ist nun ebenfalls abgeschlossen, so die BWI Informationstechnik GmbH.

Das Gesamtprojekt Herkules läuft noch bis Ende 2016. Die ursprünglichen Probleme scheinen gelöst. Speziell bei den anfangs immer wieder von den Nutzern bemängelten technischen Problemen herrscht Lutz Emmelmann von der BWI Informationstechnik GmbH zufolge inzwischen ein „guter industrieller Standard“.

Ob das Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) Düsseldorf vom 19.06.2013 (Az. VII-Verg 55/12), demnach „nachgelagerte Beschaffung auszuschreiben ist, wenn ein Öffentlicher Auftraggeber beschafft“, weitere Kosten und Projektverzögerungen verursacht, dazu wollte sich die BWI nicht äußern.

Neuausschreibung nach Vertragsende

„Die Entscheidung, ob nach dem Vertragsende 2016 eine Neuausschreibung erfolgt, obliegt dem Bundesverteidigungsministerium“, so Emmelmann.

Klar geregelt ist, dass die BWI Informationstechnik GmbH, an der im Moment Siemens und IBM mit 50,1 Prozent und der Bund mit 49,9 Prozent beteiligt sind, nach Vertragsende wieder in das Eigentum der Bundeswehr übergeht. Anschließend gibt es mehrere Varianten, wie die IT-Leistungserbringung fortgesetzt werden könnte.

So stehen eine Behördenlösung, eine Teilprivatisierung, eine funktionale Privatisierung mit Bundesbeteiligung oder Mischformen zur Debatte. Erste Vorschläge soll es im kommenden Jahr geben.

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Projekt Herkules

Grundlegendes

  • Am 13. Dezember 2006 wurde das Projekt nach langen Vorverhandlungen vom Haushaltsausschuss des Bundestags gebilligt. Plankosten September 2006 7,1 Milliarden Euro.
  • Am 28. Dezember 2006 gab das Auftragnehmerkonsortium SI, bestehend aus Siemens Business Service GmbH & Co. OHG (SBS) und IBM Deutschland GmbH (IBM), bekannt, vom Bundesamt für Informationsmanagement und Informationstechnik der Bundeswehr offiziell den Zuschlag für das Herkules-Projekt erhalten zu haben.
  • Ebenfalls am 28. Dezember 2006 wurde das Gemeinschaftsunternehmen BWI Informationstechnik GmbH gegründet. Daran sind Siemens und IBM als gleichberechtigte Partner mit insgesamt 50,1 Prozent beteiligt: Siemens hält 50,05 Prozent und IBM 0,05 Prozent der Anteile. Die restlichen 49,9 Prozent werden von der Bundesrepublik Deutschland gehalten.

Projektphasen

  • Migrationsphase: Nach und nach wurden Technik, Personal, Drittverträge und Anlagen der Bundeswehr zusammengeführt. Mit dem Jahr 2007 ging die Migrationsphase zu Ende.
  • Modernisierung der Kommunikations- und Informationstechnik: 2008 startete die Integrationsphase und beinhaltete den Umbau der Bundeswehr-IT in einen leistungsorientierten, modernen Zielbetrieb.
  • Betriebsphase mit Betreuung und Wartung des Systems: seit Juli 2012

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