Kein Land für elektronische Personalausweise in Sicht? In Deutschland fehlt der digitale Vertrauensanker

Von Eva Hornauer

Der digitale Impfausweis, mit dem man den eigenen Corona-Impfstatus auch ohne Mitführen der entsprechenden Papierversion nachweisen kann, zeigt: digitale Ausweismöglichkeiten sind hierzulande nicht so unbeliebt, wie die Nutzung des elektronischen Personalausweises (ePA) in Deutschland vermuten lässt. Die stagniert nämlich seit einigen Jahren. Eine Umfrage von Okta und Statista zeigt, warum die Deutschen offenbar ein eher reserviertes Verhältnis zur ePA haben.

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63 Prozent der Befragten Deutschen befürworten den digitalen Personalausweis, aber nur rund ein Drittel (32 Prozent) vertraut den eGovernment-Diensten
63 Prozent der Befragten Deutschen befürworten den digitalen Personalausweis, aber nur rund ein Drittel (32 Prozent) vertraut den eGovernment-Diensten
(© Marta Sher – stock.adobe.com)

Um digitale Verwaltungsdienstleistungen effizient nutzen zu können, muss auch der Identitätsnachweis, der bei den meisten Verwaltungsleistungen ein Muss ist, digital erfolgen. Ein elektronischer Personalausweis – oder auch ePA – ist also ein Must-Have in einem digitalisierten Staat. Trotzdem werden elektronische Personalausweise in Deutschland laut dem eGovernment Monitor 2021 noch immer kaum genutzt.

Der Studie „Indentität: Der digitale Vertrauensanker“ von Okta und Statista zufolge liegt die Nichtnutzung von elektronischen Personalausweisen nicht an einem generellen Unwillen der Bevölkerung gegenüber dem Konzept von elektronischen Ausweisen. 63 Prozent der befragten Deutschen befürworten demzufolge den digitalen Personalausweis, aber nur rund ein Drittel (32 Prozent) vertraut den eGovernment-Diensten. Als Hauptgrund gegen die Nutzung eines ePA gaben 60 Prozent der Befragten das mangelnde Vertrauen in den Datenschutz an.

„Dass die digitalen Verwaltungsangebote bis Ende 2022 weiter ausgebaut werden müssen, ist eine Herausforderung, aber auch eine enorme Modernisierungschance. Verwaltungen würden entlastet und viele zeitintensive, physische Behördengänge eingespart“, so Sven Kniest, Regional Vice President Central & Eastern Europe bei Okta.

Dafür müsse aber zunächst das Vertrauen für die Nutzung von eGovernment-Diensten geschaffen werden. Außerdem müsse man die Themen Datenschutz- und -sicherheit sowie Nutzerfreundlichkeit von Anfang an mitdenken. „Das kann zum Beispiel über sichere und intuitive Log-ins und Multi-Faktor-Authentifizierung im Rahmen einer umfassenden Zero-Trust-Strategie umgesetzt werden“, schlägt Kniest vor.

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Das fehlende Vertrauen der Bürger in die Datensicherheit ist aber nicht nur für die Nutzung von elektronischen Personalausweisen und die Inanspruchnahme von digitaler Verwaltungsdienstleistungen von Bedeutung: Der Okta-Umfrage zufolge gaben ein Drittel der Befragten, die kein Vertrauen in die digitalen Dienste ihrer Regierung haben, an, dass ihr Misstrauen sie dazu bewegen könnte, einen Wahlwechsel in Betracht zu ziehen. Bei den jüngeren Befragten – also der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen – ist diese Bereitschaft sogar noch stärker ausgeprägt: 42 Prozent würden aus diesem Grund über eine Änderung in ihrem Wahlverhalten nachdenken.

Komplett hoffnungslos ist die Situation rund um den ePA in Deutschland aber dennoch nicht: 64 Prozent der Befragten wären dazu bereit ihre persönlichen Daten gegen bestimmte Vorteile einzutauschen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Öffentlichen Verwaltungen an Ihrem Datensicherheitsimage arbeiten. Für den Schutz ihrer digitalen Identitäten sehen 59 Prozent der Befragten Behörden und Institutionen in der alleinigen Verantwortung. eGovernment-Anwendungen müssen – so das Fazit von Okta – nutzerfreundlich, praktisch und sicher sein, um Bürger von der Nutzung von elektronischen Personalausweisen zu überzeugen.

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