Studie zur Digitalisierung im Gesundheitswesen GKV nutzt digitales Potenzial zu wenig
Gesetzlich Krankenversicherte sind größtenteils interessiert und aufgeschlossen was digitale Angebote ihrer Versicherung angeht. Doch mangelnde Kommunikation bestehender und geplanter digitaler Leistungsangebote seitens der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) lässt viel Potenzial brach liegen.
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App-Lösungen, die Tipps für bestimmte Krankheiten geben, beispielsweise Tinnitus oder Migräne, werden von den Befragten der Studie des Kölner Marktforschungs- und Beratungsinstituts Heute und Morgen besonders geschätzt. Außerdem wünschen sich die Versicherten, sämtliche Krankenkassen-Angelegenheiten online erledigen zu können, um Zeit zu sparen und nicht auf Öffnungszeiten angewiesen zu sein. Von werblichen digitalen Aktionen der GKV halten die Befragten hingegen wenig.
Patientenrechte
Unter Patientenrechten versteht man die Rechte von Patienten gegenüber Heilbehandlern, insbesondere gegenüber Ärzten sowie gegenüber Sozialleistungs- und anderen Leistungsträgern im Gesundheitswesen. In der Studie wurde die Kenntnis folgender Patientenrechte abgefragt:
- Recht auf freie Arztwahl, dazu gehört auch das Recht, den Arzt zu wechseln
- Recht auf freie Krankenkassenwahl innerhalb der Gesetzlichen Krankenversicherung
- Recht auf eine ärztliche Zweitmeinung
- Recht auf freie Krankenhauswahl
- Recht auf Aufklärung: Eine für den Laien verständliche Erklärung des medizinischen Eingriffs. Dies beinhaltet eine richtige Darstellung des Nutzens und der Erfolgsaussichten sowie der Risiken und Nebenwirkungen der geplanten medizinischen Maßnahmen. Es muss über die wesentlichen Umstände aufgeklärt werden.
- Recht auf Akteneinsicht in Ihre Patientenakte
Die grundlegenden Patientenrechte sind der großen Mehrheit der GKV-Versicherten bekannt. Genutzt wurden hier bisher am häufigsten das Recht auf freie Arztwahl (67 Prozent) sowie auf freie Krankenkassenwahl (53 Prozent). Am seltensten (19 Prozent) wird bislang das Recht auf Einsicht in die Patientenakte genutzt, vielleicht auch deshalb, weil dies derzeit nur offline möglich ist. 18 Prozent der Befragten ist das Recht auf Einsicht in die Patientenakte bisher unbekannt.
Elektronische Gesundheitsakte (eKG)
Nur gut der Hälfte der Befragten war die elektronische Gesundheitsakte (eGK) zum Zeitpunkt der Erhebung bekannt. Dabei stellte sich heraus, dass besonders freiwillig gesetzlich Krankenversicherte, über 50-Jährige, IKK-Versicherte sowie chronisch Kranke etwas besser Bescheid wussten. Der Studie zufolge befürworten 90 Prozent der gesetzliche Krankenversicherten die Idee der eGK.
88 Prozent der Befragten hofft, dass durch die eGA eine bessere medizinische Zusammenarbeit der behandelnden Ärzte und Therapeuten erfolgt, beispielsweise eine bessere Integration oder Vermeidung von Doppelbehandlungen. Zugleich wollen die Versicherten mit der eGA auch selbst ein umfassenderes Bild ihres eigenen Gesundheitszustandes gewinnen.
Drei Viertel wünschen sich die selbstbestimmte Verwaltung und Weitergabe ihrer Gesundheitsdaten – so wie es auch gesetzlich vorgesehen ist. Knapp 70 Prozent möchten zudem selbst bestimmen können, welche Daten auf der eGA gespeichert werden. Die Verknüfung von persönlich via Wearable gemessenen Fitnessdaten (Bewegung, Ernährung etc.) wollen 40 Prozent mit den Gesundheitsdaten verknüpfen.
Freigabe von Gesundheits- und Fitnessdaten
Obwohl die Datenhoheit der elektronischen Gesundheitsakte beim Versicherten liegt und 14 Prozent der Studienteilnehmer die Datenweitergabe an die Krankenkasse ablehnen, wären doch zahlreiche Befragte unter gewissen Umständen bereit, persönliche Fitness- und Gesundheitsdaten an die GKV weiterzugeben. Dazu zählen:
- Früherkennung von Krankheiten (71 %)
- Diagnose sehr schwerer Krankheiten (70 %)
- um einen Bonus zu erhalten (47 %)
- zu Forschungszwecken, um damit der Allgemeinheit zu helfen (41 %)
„Die Bereitschaft, persönliche Gesundheitsdaten oder auch selbst gemessene Fitnessdaten zu bestimmten Zwecken an die eigene Krankenkasse weiterzugeben, ist erstaunlich hoch“, sagt Tanja Höllger, Geschäftsführerin bei Heute und Morgen. „Ob dies später auch in der Praxis der Fall sein wird, bleibt noch abzuwarten. Dies hängt nicht zuletzt von überzeugenden Transparenz-, Datenschutz- und Verschlüsselungskonzepten ab.“
Über die Studie
Für die Studie „Digitalisierung in der GKV – Was sich Mitglieder an digitalen Lösungen von ihrer Kasse wünschen“ befragte das Marktforschungs- und Beratungsinstitut Heute und Morgen im Zeitraum vom 13. bis 21. März 2018 1.500 Pflicht- oder freiwillig Versicherte der gesetzlichen Krankenversicherung im Alter zwischen 18 und 65 Jahren.
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