Best Practice: Kreis Bernkastel-Wittlich Der Katastrophe stets voraus

Von Johannes Kapfer Lesedauer: 4 min

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Als im Juli 2021 in der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich alle Alarmglocken schrillten, war man auf die schlimmste Überflutungen eingestellt. Handlungs- und Kommunikationsabläufe waren minutiös geplant. Doch das Gros des Unwetters zog weiter und der Katastrophenfall trat hundert Kilometer nördlich im Ahrtal ein. Die Region Bernkastel-Wittlich kam mit einem blauen Auge davon – und hat sich für die Zukunft dennoch viel vorgenommen.

Aufgrund der exponierten Lage an der Moselschleife ist die Angst vor Hochwasser im Kreis Bernkastel-Wittlich hoch. Eine neue Softwarelösung soll die Kommunikation im Ernstfall sicherstellen.
Aufgrund der exponierten Lage an der Moselschleife ist die Angst vor Hochwasser im Kreis Bernkastel-Wittlich hoch. Eine neue Softwarelösung soll die Kommunikation im Ernstfall sicherstellen.
(© A. Feller)

„Achtung, Achtung! Hier spricht Ihre Feuerwehr. In der nächsten Stunde ist in Ihrem Bereich mit Überflutung zu rechnen. Bitte räumen Sie die Wohnung!“ Am Mittwoch, den 14. Juli 2021 fahren acht Einsatzwagen der freiwilligen Feuerwehr durch die Straßen von Wittlich und Bernkastel. Gleichzeitig warnt der Deutsche Wetterdienst vor „extremem Unwetter“ mit Dauer- und Starkregen in weiten Teilen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. In den Straßen von Wittlich ist alles ruhig, zu ruhig. Vor den Häusern türmen sich Sandsäcke, keine Autos parken in den Straßen, die Laternen sind abgeschaltet. Am nahgelegenen Mosel-Zufluss „Lieser“ steigen die Pegel beinahe stündlich.

Einsatz rund um die Uhr

In der Kurfürstenstraße 16 sitzt Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Jörg Teusch auf dem Platz des Stabsleiters. Links außen sitzt der Zuständige des Sachgebiets S6 für Information und Kommunikation, daneben reihen sich 14 weitere Sachgebietsfunktionen. Bereits am Montagmorgen hat die Katastrophenschutzdienststelle in ihren Räumlichkeiten die Stabsstrukturen hochgefahren. Auf allen Ebenen wird kommuniziert, Handlungsabläufe werden durchgesprochen. Der Stab ist in ständigem Austausch mit den anderen Landkreisen, mit dem Technischen Hilfswerk (THW) und der Feuerwehr, mit dem Schifffahrts- und Umweltamt. Alles wird vorbereitet auf die Flutkatastrophe, die in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch eintreten soll: sieben Meter Hochwasser. Ausgelöst von einem Wolkenband, das bis zu 120 Liter Niederschlag pro Stunde mit sich bringt. So viel Regen, wie sonst in ein bis zwei Monaten fällt.

„Am 14. Juli um 11 Uhr fing es an zu regnen, und am Mittwochnachmittag schwammen bereits die ersten Autos durch die Straßen“, erinnert sich Teusch. Er ist einer von sieben hauptamtlichen Katastrophenschutzinspekteuren des Bundeslandes Rheinland-Pfalz und angestellt in der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich. „Wir haben früh angefangen mit der Räumung. Zu einem Zeitpunkt, als das Wasser noch nicht da war.“ Er erzählt, wie sie eine zentrale Evakuierungsstelle im Gymnasium in Wittlich einrichteten. Wie sie die Schadensnacht durchgearbeitet haben, um der schlimmsten Unwetterkatastrophe, die Teusch in seiner 35-jährigen Dienstzeit erlebt hat, bestmöglich zu begegnen. „Wir hätten Todesfälle gehabt, wenn wir nicht geräumt hätten. Dabei waren es letztendlich – nur – 3,65 Meter Hochwasser.“ Von den prognostizierten sieben Metern blieb die Region verschont. Das Wolkenband zog weiter und ergoss sich mit über 200 Litern pro Stunde im Ahrtal.

Auf der nächsten Seite: Wie durch eine Unified-Communications-Lösung zukünftige Katastrophenlagen abgemildert werden sollen.

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