Flüchtlingshilfe ist (IT)-Netzwerkarbeit Willkommenskultur 4.0 – Gemeinsam unsere Zukunft sichern

Autor / Redakteur: Franz-Reinhard Habbel, Deutscher Städte- und Gemeindebund / Manfred Klein

Deutschland wird im Jahre 2015 vermutlich fast 600.000 Flüchtlinge aufnehmen. Das entspricht in etwa der Größe von Düsseldorf. Angesichts der geopolitischen Lage ist ein weiterer Anstieg in den nächsten Jahren nicht auszuschließen. Das stellt Städte und Gemeinden vor gewaltige Heraus­forderungen, insbesondere organisatorischer und infrastruktureller Art.

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IT hilft bei der Lösung der humanitären Katastrophe
IT hilft bei der Lösung der humanitären Katastrophe
(Bild: © kebox - Fotolia)

Der anschwellende Flüchtlingsstrom zeigt jedoch auch die Grenzen der Verwaltungen in Bund, Ländern und Kommunen auf. So mangelt es an einer Informations- und Kommunikationseinrichtung, die unter anderem die Vernetzung der Behörden optimiert.

Einen allgemeinen Überblick, wo und an welchen Orten Informations- und Kommunikationstechnologien zur Unterstützung der Flüchtlingshilfe eingesetzt werden, gibt es bisher nicht. Im Gegenteil: Einzelne Gemeinden suchen händeringend nach Lösungen.

So werden zum Beispiel in der Stadt Groß Gerau Hilfsangebote der Bürger mühselig in einer Excel Tabelle erfasst. Damit ist eine ganze Verwaltungskraft weitgehend ausgelastet.

Im Kreis Mayen-Koblenz, wurde eine Koordinierungsstelle für Flüchtlingshilfen eingerichtet, in der ein Mitarbeiter kommunale und private Hilfsprojekte koordiniert, beispielsweise bei der Einrichtung und örtlichen Verteilung von Sprachkursen. Zusätzlich ist er Ansprechpartner für ehrenamtliche Helfer, öffentliche Projektfinanzierungs­möglichkeiten, Dolmetscheranfragen von Einrichtungen wie Ämtern oder Ärzten und nicht zuletzt für die Flüchtlinge selbst.

So haben private, öffentliche Helfer und Flüchtlinge eine zentrale, persönliche Anlaufstelle. Und auch wenn diese durch digitale Angebote entlastet und effektiver gemacht werden könnte, ist sie doch ein Schritt in die richtige Richtung.

Flüchtlingshilfe ist Netzwerkarbeit

Es gilt, sowohl innerhalb einer Behörde, als auch über einzelne Behördengrenzen hinaus, zusammen zu arbeiten. Verwal­tungs­aufwände können so minimiert und Hilfen koordinierter und damit effektiver geleistet werden. Die Behördenvernetzung ist aber nur der eine Teil, auch die Anschluss­fähigkeit an Hilfsleistungen von Bürgern und weiteren Institutionen muss sichergestellt werden.

Ohne ehrenamtliches Engagement ist die Flüchtlingshilfe nicht zu bewältigen. Auch das große Potenzial und Engagement, zum Beispiel von Start Up Unternehmen, Lösungen für Alltagsprobleme zu entwickeln, sollten Politik und Verwaltung stärker nutzen. Bei den Organisations- und Verwaltungsfragen wird bisher erstaunlich wenig auf die Möglichkeiten der Digitalisierung zurückgegriffen.

Es fehlt an einer skalierungsfähigen Plattform im Internet, die zum Beispiel mehrere Städte und Gemeinden für derartige organisatorische Abwicklungen nutzen können, um damit Bürgerinnen und Bürgern ein Tool zur Selbstorganisation an die Hand zu geben. Auf einer solchen Ideen-, Entwicklungs- und Nutzungsplattform „Community for Community“ sollten Digitalisierungshilfen zusammen laufen.

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