conhIT-Nachlese So lassen sich Krankenhäuser „industrialisieren“

Autor Manfred Klein

Die Kongressmesse Connecting Healthcare IT, kurz conhIT, konnten in diesem Jahr mit mehr als 500 Ausstellern einen neuen Rekord verzeichnen. Und wie in den vergangenen Jahren war die Messe nicht nur eine Bühne für die neuesten Innovationen und Technologietrends im Gesundheitswesen, sie bewies sich auch erneut als Plattform des Informationsaustausches.

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Auch in diesem Jahr bot die conhIT wieder reichlich Raum für den Informationsaustausch. diese Runde diskutiert die Digitalisierung aus der Sicht des Krankenhauses
Auch in diesem Jahr bot die conhIT wieder reichlich Raum für den Informationsaustausch. diese Runde diskutiert die Digitalisierung aus der Sicht des Krankenhauses
(Bild: Messe Berlin)

So thematisierte der Kongress unter dem Titel „Krankenhäuser lassen sich nicht „industrialisieren“ in wie weit das eben doch – sogar zum Wohle des Patienten geht.

Krankenhaus 4.0: Das klinge für viele nach Automobilindustrie und Fließband, und deswegen herrschten gegenüber einer immer weitergehenden Digitalisierung und Automatisierung der stationären Patientenversorgung vielerorts Vorurteile. Zu Unrecht, wie Johannes Dehm, Geschäftsführer des DIN – Normenausschuss Radiologie, auf dem Kongress betonte. Er skizzierte stattdessen ein Szenario, bei dem alle an der stationären Versorgung Beteiligten davon profitieren, wenn Industriestandards Einzug in die Versorgungsprozesse halten – nicht zuletzt der Patient.

Der langjährige Krankenhausgeschäftsführer Holger Strehlau, jetzt Med-con-professional, konnte das nur bestätigen: „Das, was wir Krankenhaus 4.0 nennen, wird schon deswegen von den Patienten akzeptiert, weil es für sie in vielen Fällen gar nicht erkennbar ist. Patienten sind dankbar, wenn sie wissen, dass ihre Behandlung standardisiert abläuft.“

Ob Beschaffungsprozesse, Ressourcenplanung, interne und externe Kommunikation, Patientenmonitoring oder Diagnose- und Behandlungsplanung - ein stärkerer Einsatz von Industriestandards im Krankenhaus könne dazu führen, dass Liegezeiten verkürzt werden, operative Eingriffe seltener verspätet beginnen, der Übergange zwischen stationärer und ambulanter Versorgung sicherer werden und individuelle Krankheitsrisiken früher erkannt werden.

Woran aber liegt es, dass sich Krankenhäuser so schwer tun, industrielle Prozesse umzusetzen und die geschilderten Vorteile für sich zu realisieren? Die Komplexität von Behandlungsprozessen ließ Strehlau als Argument nur bedingt gelten: Zwar sei die Patientenversorgung kein linearer Ablauf und unterliege vielfältigen, schwer vorhersehbaren Einflüssen. Das spreche aber nicht gegen Standards, sondern mache nur die Umsetzung etwas schwieriger als etwa in Fertigungsindustrien.

Einen echten Hemmschuh sah Strehlau eher bei der Krankenhausfinanzierung: „Die deutschen Krankenhäuser schieben einen Investitionsstau von 12 Milliarden Euro vor sich her, und jedes zweite Haus schreibt rote Zahlen.“ Auch die duale Finanzierung betrachtet er mit Blick auf Investitionen in Innovation als eher kontraproduktiv.

Abgesehen vom Geld fehlten auch häufig noch IT-seitig die Voraussetzungen für die konsequente Umsetzung von Prozessinnovationen im Krankenhaus. So sei bei vielen relevanten Verbrauchs- und Arbeitsmaterialien die Kommunikationsfähigkeit noch nicht hergestellt. Datenübertragungsstandards würden nicht eingehalten, und eine allumfassende elektronische Patientenakte existiere allenfalls bei einem Bruchteil der Einrichtungen.

Letztlich mangele es gerade im Zusammenhang mit dem Thema IT-Konnektivität Krankenhäusern noch an stringentem Management, so Strehlau: „Das ist jetzt böse, aber ich glaube, dass gerade die Führung von Krankenhäusern oft noch nicht Industriestandard hat.“

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