Der Weg aus dem „Lock-in“ Open Source, die unbekannte Lösung?

Von Nicola Hauptmann Lesedauer: 4 min

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Die Möglichkeiten von Open Source Software sind in der Breite der öffentlichen Verwaltungen noch zu wenig bekannt – eine Herausforderung. Auch bei der Beschaffung und der Zusammenarbeit mit Anbietern gilt es umzudenken.

Kooperation und Vernetzung, insbesondere mit Open Source Communities, sind wichtig beim Einsatz von OSS-Lösungen
Kooperation und Vernetzung, insbesondere mit Open Source Communities, sind wichtig beim Einsatz von OSS-Lösungen
(© Damian Sobczyk – stock.adobe.com)

Ob in den Beschlüssen des IT-Planungsrates, in Strategien der Bundesländer oder in Positionspapieren von Verbänden – um digitale Souveränität und Open Source Software (OSS) geht es derzeit häufig. Doch scheint der Zusammenhang zwischen beiden Themen im Verwaltungsalltag noch nicht immer gegenwärtig zu sein. Bei Diskussionen zur digitalen Souveränität liegt der Fokus zumeist auf den Aspekten Datenschutz und Datenhoheit. Der Lock-in-Effekt dagegen, die Abhängigkeit von Anbietern proprietärer Software, ist wenig präsent. Dabei sind diese Abhängigkeiten keinesfalls zu unterschätzen. Wenn einzelne Anbieter in der Lage sind, Lizenzbedingungen, Preise und auch den Einsatz von Technologien vorzugeben, so schränkt das die Souveränität der Öffentlichen Verwaltung erheblich ein.

In Bezug auf Open Source herrscht hingegen oft noch Unsicherheit, die Anwendungen werden vornehmlich als kostenfrei wahrgenommen – was sie nicht sind, wenn man etwa Entwicklungskosten mit einrechnet – und noch zu wenig als das, was sie auch sein können: ein Ausweg aus dem Lock-in.

Vorteile von Open Source Software

Mit dem Einsatz von Open-Source-Lösungen werden Anwender der Öffentlichen Hand unabhängig von einzelnen Anbietern. Aufträge für Anpassungen und Serviceleistungen können, unter Berücksichtigung der Richtlinien, frei vergeben werden. Das begünstigt zudem Innovationen; auch individuelle Anpassungen werden erleichtert. Zu den weiteren Vorteilen von Open Source Software zählen die höhere Qualität, Interoperabilität und Skalierbarkeit. Nicht zuletzt macht der offen einsehbare Code die Software sogar sicherer.

Wissen und Akzeptanz aufbauen

Dass diese Möglichkeiten aber in den Verwaltungen noch gar nicht alle bewusst sind und geschätzt werden, ist eine der Herausforderungen beim Einsatz von OSS. Als beim Open-Source-Monitor 2021 des Bitkom e. V. erstmals auch Organisationen der Öffentlichen Verwaltung mit einbezogen wurden, zeigte sich: Open Source wird in 64 Prozent der Einrichtungen bereits eingesetzt, aber kaum ein Drittel der Befragten steht der Nutzung interessiert und aufgeschlossen gegenüber, 43 sind unentschieden, 23 Prozent gar kritisch und ablehnend.

Auch in der kürzlich veröffentlichten Open-Source-Strategie der Sächsischen Staatsverwaltung wird konstatiert: „Das Anliegen der digitalen Souveränität und die Möglichkeit von Open Source sind in der Breite der Verwaltung weitgehend unbekannt.“ Die Themen müssten also zunächst bekannt gemacht werden, sowohl in der Führungsebene als auch bei IT-Entscheidern und bei den Verantwortlichen für Software-Beschaffung. „Wissen und Akzeptanz“ wurde folgerichtig als eines der Handlungsfelder zur Umsetzung der Strategie definiert. Schulungen und Befragungen zur wahrgenommenen Qualität der Software sind in diesem Rahmen geplant.

Beschaffungsvorgaben anpassen

Wenn der Einsatz von Open Source in der Öffentlichen Verwaltung gefördert werden soll, müssen diese Lösungen auch bei der Vergabe angemessen berücksichtigt werden. Bei einer umfassenden Wirtschaftlichkeitsbetrachtung sollten auch mögliche Kosten bei einem Wechsel der Infrastruktur mit in den Vergleich einfließen. Als Vorteil von OSS werden häufig die Kosteneinsparungen gesehen, die sich aus dem Wegfall von Lizenzkosten ergeben. Open Source gibt es dennoch nicht zum Nulltarif. Ausgaben für Support, Wartung und Weiterentwicklung sind über den gesamten Verlauf zu berücksichtigen. Hinzu kommt der Aufwand bei der Einführung, insbesondere für Schulungen und mögliche Anpassungen. Es gibt aber Hilfestellungen. Timo Levi (Deutsche Telekom AG), Sprecher der Working Group Cloud der OSB Alliance, verweist etwa auf das EVB-IT Cloud. Auch wenn das Dokument noch Verbesserungspotenzial hätte, sei die größte Blockade oft die Unerfahrenheit in der Beschaffung von Open Source. Unterstützung böten auch die Foren des Deutschen Vergabenetzwerks.

Auf der nächsten Seite: Open Source als Gemeinschaftswerk.

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