Bitkom-Umfrage Eltern wünschen sich digitales Klassenzimmer
Der Bitkom befragte mehr als 1.000 Eltern schulpflichtiger Kinder, wie sie die Digitalisierung der Klassenzimmer einschätzen. 40 Prozent bewerten Ausrüstung und Themenbehandlung die digitale Welt betreffend als „schlecht“.
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Langsame PCs mit veralteter Software, fehlendes Internet in den Klassenräumen und ein Unterricht, in dem Digitalthemen kaum behandelt werden – das ist die Einschätzung der vom Bitkom befragten Eltern zum Thema digitales Klassenzimmer. Immerhin ein Fünftel der Befragten vergibt allerdings auch ein „gut“ oder „sehr gut“.
Vom Einsatz digitaler Technologien erhoffen sich die Eltern in erster Linie:
- mehr Motivation des Kindes (66 Prozent),
- Verbesserung der Zusammenarbeit der Schüler untereinander (49 Prozent) oder
- schnelleres Lernen des eigenen Kindes (47 Prozent).
Digitalpakt: Eltern pro, Lehrerverbände contra
Während der von Bundesbildungsministerin Johanna Wanka vorgeschlagene Digitalpakt, der fünf Milliarden Euro aus Bundesmitteln für die technische Ausstattung der Schulen vorsieht, von Lehrerverbänden und einzelnen Wissenschaftlern abgelehnt wurde, fordern die Eltern einen solchen Schritt vehement ein.
Nur 13 Prozent der Eltern sehen keinen Investitionsbedarf für das digitale Lernen an den Schulen. 83 Prozent der Eltern fordern mehr Geld für Computertechnik und digitale Lernmittel an der Schule. Gleichzeitig legen aber 76 Prozent Wert darauf, dass dies nicht zu Lasten anderer Investitionen wie etwa in Turnhallen oder für die Gebäudesanierung geht. Sieben Prozent würden eine Umschichtung der Investitionen zu Gunsten der digitalen Medien in Kauf nehmen.
„Der vorgeschlagene Digitalpakt zwischen Bund und Ländern setzt genau hier an. Der Bund bietet Milliarden für die technische Ausstattung der Schulen, im Gegenzug müssen die Länder pädagogische Konzepte liefern und die Lehrer entsprechend aus- und weiterbilden“, so Bitkom-Vizepräsident Achim Berg.
Lehrerfortbildung, Digitalthemen, Pflichtfach Informatik
Auch beim Thema Lehrerfortbildung sehen viele Eltern Handlungsbedarf. 29 Prozent sagen, die Lehrer ihrer Kinder stünden digitalen Medien eher skeptisch gegenüber, elf Prozent glauben sogar, dass sie diese grundsätzlich sehr kritisch sehen. Rund die Hälfte sieht die Lehrer digitalen Medien gegenüber positiv eingestellt (52 Prozent) oder hält sie sogar für echte „Technik-Fans“ (2 Prozent).
Die Partner des 2015 von Microsoft initiierten digitalen Bildungspakts empfehlen verbindliche Bildungsstandards für das Lernen und Lehren in der digitalen Welt sowie verpflichtende Aus- und Weiterbildungen für Lehrkräfte. „Technologie gehört ins Klassenzimmer und zwar in jedes Fach, nicht nur in den Informatikunterricht“, sagt Sabine Bendiek, Vorsitzende der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland. Viele andere europäische Länder haben bereits informatische Grundbildung in den Lehrplan aufgenommen. Wenn Deutschland den Anschluss nicht verlieren will, müssten entsprechende Standards etabliert werden. „Obwohl die aktuelle Schülergeneration gerne als ‚Digital Natives‘ bezeichnet wird, hat ein Drittel der Achtklässler nur rudimentäre digitale Kompetenzen. Wenn wir hierauf keinen Fokus legen, potenziert sich im Berufsleben dieses Problem“, so Bendiek.
Alle befragten Eltern wünschen sich eine breitere Behandlung von Digitalthemen im Unterricht. Besonderen Bedarf sehen sie bei den Themen Datenschutz im Internet (73 Prozent), Berufschancen in der digitalen Wirtschaft (66 Prozent) und richtiges Verhalten in Chats und sozialen Netzwerken (65 Prozent).
Mehr als die Hälfte der Eltern hätte zudem gerne, dass im Unterricht über rechtliche Grundlagen im Internet aufgeklärt wird (53 Prozent). Ebenfalls großen Bedarf sehen sie bei der Bedienung von Anwendungsprogrammen (46 Prozent), technischen Grundlagen wie Programmieren (42 Prozent) und der Nutzung des Webs für Recherchen (41 Prozent).
Rund zwei Drittel (64 Prozent) der gut 1.000 vom Bitkom befragten Eltern wünschen sich auch die Einführung eines Pflichtfachs Informatik ab der 5. Klasse. Der digitale Bildungspakt empfiehlt die Vermittlung von informatischer Grundbildung und Medienkompetenz sogar so früh wie möglich. Die Bildungsinitiative „Code your Life“ von Microsoft zeigt, dass sich Kinder sogar schon im Grundschulalter für das Programmieren begeistern lassen. Die Initiative soll nicht nur Lust auf Technik machen, sondern auch dazu beitragen, dass Kinder von „Technologiekonsumenten“ zu „kreativen Gestaltern der digitalen Zukunft“ werden können.
Fortbildung der Eltern
Eine große Mehrheit der Eltern (94 Prozent) würde selbst gerne Fortbildungen in Anspruch nehmen, um die eigene Digitalkompetenz zu verbessern. Am stärksten ist das Interesse bei den Eltern an mehr Informationen zu rechtlichen Grundlagen im Internet (55 Prozent), der allgemeinen Handhabung von digitaler Technik (43 Prozent), Datenschutz im Internet (38 Prozent) und der Bedienung von Anwenderprogrammen (36 Prozent).
70 Prozent der Eltern meinen, dass ihr Kind sich besser mit technischen Themen wie etwa der Nutzung von Smartphone oder Computer auskennt als sie selbst. Die Hälfte (51 Prozent) fühlt sich manchmal überfordert, dem eigenen Kind die Chancen und Risiken digitaler Technologien nahe zu bringen. Und 4 von 10 Eltern geben an, dass sie manchmal Sorgen haben, was ihr Kind im Internet macht.
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