conhIT 2017 eHealth im Fokus

Autor Susanne Ehneß |

Die Messe „Connecting Healthcare IT" – kurz conhIT – findet derzeit in Berlin statt. Zum zehnten Mal wird gezeigt, wie moderne IT die Versorgung im Gesundheitswesen verbessern kann.

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Beim Eröffnungsrundgang: (v. l.) Christian Lautner, Managing Partner, Flying Health Incubator; Dr.-Ing. Chris Rehse, Otto von Guericke University Magdeburg; Hermann Gröhe, Bundesminister für Gesundheit; Matthias Meierhofer, Vorstandsvorsitzender, Bundesverband Gesundheits-IT; Dr. Nikos Green, Geschäftsführer, Affective Signals; Yannik Schreckenberger, Geschäftsführer, Heartbeat Medical
Beim Eröffnungsrundgang: (v. l.) Christian Lautner, Managing Partner, Flying Health Incubator; Dr.-Ing. Chris Rehse, Otto von Guericke University Magdeburg; Hermann Gröhe, Bundesminister für Gesundheit; Matthias Meierhofer, Vorstandsvorsitzender, Bundesverband Gesundheits-IT; Dr. Nikos Green, Geschäftsführer, Affective Signals; Yannik Schreckenberger, Geschäftsführer, Heartbeat Medical
(Bild: © Messe Berlin)

In der Berliner Messe dreht sich seit gestern alles rund um die Themen papierloses Krankenhaus, elektronische Patientenakte, Robotik und Gesundheits-Apps. Mehr als 500 Aussteller präsentieren ihre Lösungen auf der „conhIT“.

„Ohne IT ist das deutsche Gesundheitswesen einfach nicht mehr vorstellbar. Die Digitalisierung offenbart dabei die Chancen für eine bessere Gesundheitsversorgung“, unterstreicht Matthias Meierhofer, Vorstandvorsitzender des Bundesverbands Gesundheits-IT (bvitg e. V.) die Bedeutung der eHealth-Messe. Auch die Politik habe die Bedeutung von IT für das Gesundheitswesen erkannt und das eHealth-Gesetz forciert. „Vor dem Hintergrund der Bundestagswahl 2017 erwarten wir, die Industrie, auch von der nächsten Bundesregierung eine konsequente Weiterführung und einen Ausbau der Bemühungen um die Digitalisierung des Gesundheitswesens“, so Meierhofer.

Entsprechende Lösungen aus der Industrie sowie Forschungsprojekte gibt es auf der conhIT derzeit en masse zu sehen. „Interoperabilität, IT-Sicherheit, eHealth, Mobile Health, Effizienzsteuerung durch Prozesse, sektorenübergreifende Informationslogistik, intelligente Assistenzsysteme – all das sind Themen, mit denen sich die Branche zurzeit intensiv beschäftigt“, konkretisiert Prof. Dr. Paul Schmücker, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS), der auch das parallel laufende Kongressprogramm mit 18 Sessions mitkonzipiert hat.

Die Themen elektronische Patientenakte, Robotik, Digitalisierung in der Pflege, Introperabilität sowie Medikationsplan wurden am ersten Kongresstag bereits heiß diskutiert.

Patientenakte

In Hinblick auf die kommende Legislaturperiode herrschte bei den Bundestagsabgeordneten Katja Leikert (CDU), Maria Klein-Schmeink (Bündnis 90/Die Grünen) und Dirk Heidenblut (SPD) sowie Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) und Oliver Schenk vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) große Einigkeit: Die mit dem eHealth-Gesetz erreichte Dynamik bei der Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens soll auch über den Herbst 2017 hinaus halten.

„Unser Wahlprogramm schreiben wir erst im Juni, aber ein Kristallisationspunkt wird sicherlich die elektronische Patientenakte, die wir weiter voranbringen wollen“, betonte Dirk Heidenblut. Auch eine Verstetigung der Fortschritte, die durch die Innovationsfondsprojekte erzielt werden, stehe für die SPD weit vorne auf der Tagesordnung nach der Bundestagswahl.

Bündnis 90/Die Grünen wollen vor allem dafür sorgen, dass der Patient stärker zum Taktgeber der Digitalisierung im Gesundheitswesen wird: „Das Thema Patientenakte darf nicht nur aus der Sicht der Leistungserbringer betrachtet werden“, forderte Maria Klein-Schmeink. „Es muss eingebettet werden in ein Patientenportal, das sowohl Informationen vorhält als auch dem Patienten die Möglichkeit gibt, seine Daten selbst zu verwalten.“

Dieses Statement gefiel auch Katja Leikert von der CDU, eine der wesentlichen parlamentarischen Impulsgeberinnen beim eHealth-Gesetz. Sie merkte gleich an, dass sie sich durchaus vorstellen könne, auch mit Kollegin Klein-Schmeink das Erreichte fortzuführen. Ein wichtiges Anliegen für die neue Legislaturperiode ist für sie zudem, nicht nur auf der Infrastrukturseite, sondern auch auf der Datenseite voranzukommen – Stichwort Big Data und Versorgungsforschung.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann wiederum plädierte dafür, speziell den Strukturwandel in ländlichen Regionen stärker als bisher als eine Chance für die Digitalisierung zu sehen.

Außerdem ging es um die Frage, ob neben der gematik eine Art Bundesinstitut nötig sei, das sich künftig um Patientenakten, Standards und andere konzeptionelle Aspekte der Digitalisierung des Gesundheitswesens kümmert. Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung und Professor Peter Haas von der FH Dortmund spricht sich für ein derartiges Bundesinstitut aus. Bei den Politikern Dirk Heidenblut und Maria Klein-Schmeink stößt das Thema ebenfalls auf offene Ohren. Genauso wie beim conhIT-Publikum: 59 Prozent stimmten im TED für eine Bundesagentur.

Relativ große Einigkeit zeigten die Politiker auch beim Thema elektronische Patientenakte: Hier solle keine staatliche Einheitsakte nach dem Modell einiger anderer europäischer Länder geschaffen werden. Nötig seien vielmehr einheitliche Rahmenbedingungen, etwa was die technische Umsetzung, die Interoperabilität und die Datenschutz- und Zugriffsfunktionen angeht. Das vorausgesetzt, könne die individuelle Umsetzung ganz unterschiedlichen Anbietern überlassen werden, ob Krankenkassen oder private Unternehmen, so Heidenblut.

Auch Oliver Schenk unterstrich, dass das BMG in diese Richtung denke: „Die gematik hat den Auftrag, bis Ende 2017 Kriterien für eine elektronische Patientenakte festzulegen. Das werden technische Spezifika sein, sodass verschiedene Anbieter verschiedene Aktenkonzepte entwickeln können.“

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