Videotelefonie-Projekt in Schleswig-Holstein Telemedizin stellt medizinische Versorgung auf dem Land sicher

Redakteur: Ira Zahorsky |

Dem Ärztemangel auf dem Land will Schleswig-Holstein mit einer Videotelefonie-Lösung begegnen. In Rendsburg sitzende Fachärzte kommunizieren dabei mit dem Patienten in dessen Hausarztpraxis.

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Die ärztliche Versorgung auf dem Land ist ein immer größer werdendes Problem. Praktische Lösungen müssen her.
Die ärztliche Versorgung auf dem Land ist ein immer größer werdendes Problem. Praktische Lösungen müssen her.
(Bild: © Andrey Popov-stock.adobe.com)

Mit dem Projekt "Telemedizin im ländlichen Raum" soll die medizinische Versorgung im Flächenland Schleswig-Holstein zukünftig verbessert werden. Durch die Nutzung von digitaler ärztlicher Konsultation sollen lange Anfahrtswege und Wartezeiten beim Spezialisten zukünftig vermieden werden können. Ärzte können zudem ihre Arbeitszeit effektiver einsetzen.

„Wir werden in Zukunft mehr ältere Menschen zu versorgen haben, bei gleichzeitigem Rückgang der dafür zu Verfügung stehenden Fachkräfte. Telemedizinische Angebote werden dabei helfen, die Gesundheitsversorgung zukünftig sicher zu stellen. Wir müssen sie so nutzen, dass sie eine Entlastung für Ärztinnen und Ärzte sowie eine Bereicherung für Patientinnen und Patienten ist“, so Gesundheitsminister Dr. Heiner Garg bei der Vorstellung des Projekts in der Augenarztpraxis in Rendsburg. Dort ist Telemedizin bereits seit zwei Jahren fest integriert. Dr. Jon-Marten Heisler: „Einen Schwerpunkt der Telemedizin bildet die Nachsorge unserer operierten Patienten, aber auch die der Betreuung der chronisch erkrankten Patienten – zum Beispiel Makuladegeneration. Besonders bewährt hat sich die telemedizinische Konsultation im ländlichen Raum bei akuten Erkrankungen, wenn die Patienten nicht in die Praxis kommen können, da sie zum Beispiel auf einer Insel oder Hallig wohnen. Für uns ist die Telemedizin eine Bereicherung und Ergänzung der augenärztlichen Grundversorgung."

Das Projekt – das von der Techniker Krankenkasse (TK), der Gesellschaft für integrierte ophthalmologische Versorgung Schleswig-Holstein (GIO), der Ärztegenossenschaft Nord, dem Hausärzteverband Schleswig-Holstein sowie dem Institut für Allgemeinmedizin am UKSH Campus in Lübeck unterstützt wird – ist nur der Auftakt für eine bessere medizinische Versorgung im Land durch Telemedizin, betonte Dr. Johann Brunkhorst, Leiter der TK in Schleswig-Holstein. Perspektivisch sollen auch weitere Facharztgruppen wie Hautärzte oder Rheumatologen die Technologie nutzen können, um so ihre Expertise auch in die entlegensten Regionen des Landes bringen zu können.

Auch Thomas Rampoldt, Geschäftsführer der Ärztegenossenschaft Nord, sieht in der Telemedizin eine Lösung im Konflikt zwischen der immer älter werdenden Bevölkerung und der schwieriger werdenden Sicherstellung der Versorgung auf dem Land: „Da es allerdings derzeit noch keine ausreichenden Erfahrungen zum sinnvollen Einsatz der Telemedizin gibt, brauchen wir im Moment viele ‚Versuchsanordnungen‘, um die sinnvollen Einsatzmöglichkeiten zu identifizieren“, sagte er.

Telematik-Rucksack übermittelt Vitaldaten

Wie mithilfe des Telematik-Rucksacks immobilen Patienten regelmäßige Praxisbesuche erspart werden können, wurde in der Rendsburger Praxis ebenfalls durch eine Mitarbeiterin des Ärztezentrums Büsum demonstriert. Hier ist der Rucksack bereits seit Anfang des Jahres im Einsatz und erfreut sich großem Zuspruch durch die besuchten Patienten. Nichtärztliche Praxisassistentinnen – so genannte NäPas – verwenden den Rucksack zur Übermittlung von Vitaldaten, die sonst in den teilnehmenden Hausarztpraxen erhoben werden müssten. Hausbesuche können die NäPas ganz einfach übernehmen und die wichtigsten Vitaldaten wie beispielsweise EKG, Gewicht und Blutdruck erheben. Diese werden dann in die Praxis übermittelt. Über ein ebenfalls zum Rucksack gehörendes Tablet ist außerdem bei Bedarf ein Videokontakt zum behandelnden Hausarzt möglich.

„Die Implementierung von telemedizinischen Lösungen für die Versorgung, wie es die Videotelefonie und der Telematik-Rucksack sein können, ist ein Schwerpunkt des Instituts für Allgemeinmedizin in Lübeck“, sagte Prof. Dr. Jost Steinhäuser, Leiter des Instituts für Allgemeinmedizin am UKSH in Lübeck. Die im geplanten Projekt zu evaluierenden Szenarien wurden in den vergangenen zwei Jahren im Institut erarbeitet. Es wird daher die beiden innovativen Projekte weiterhin wissenschaftlich begleiten.

Auch von Seiten der Hausärzte werden die Projekte positiv bewertet: Dr. Thomas Maurer vom Hausärzteverband sagte: „Wir setzen diese Projekte um, weil sie unsere tägliche Arbeit erleichtern und die unmittelbare Patientenversorgung unterstützen können. Nur so macht Telemedizin für uns Hausärzte Sinn.“

Insgesamt sollen zunächst sieben Videotelefonie-Systeme in Schleswig-Holstein im Rahmen des Projektes zum Einsatz kommen. Der Telematik-Rucksack wird in den teilnehmenden Hausarztpraxen verfügbar sein.

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