Emnid-Studie zur Digitalisierung Schlüsselbegriffe für viele Bürger immer noch Neuland

Autor Manfred Klein

Eine Art Pisa-Studie zur Digitalisierung – wenn auch in deutlich kleinerem Rahmen – hat EMNIDbusse durchgeführt. Hier wie dort ist das Ergebnis mitunter erschreckend. Viele Bundesbürger wissen mit Schlüsselbegriffen der Digitalisierung nichts anzufangen. Das ist gefährlich für den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Anbieter zum Thema

Viele Bundesbürger verstehen wichtige Schlüsselbegriffe der Digitalisierung nicht
Viele Bundesbürger verstehen wichtige Schlüsselbegriffe der Digitalisierung nicht
(Bild: © magele - Fotolia)

So findet das Wort vom Neuland, das Bundeskanzlerin Angela Merkel prägte, plötzlich eine ganz neue Bedeutung. Denn Begriffe wie Wearables, mCommerce oder auch das Internet der Dinge sind den Bundesbürgern weitgehend unbekannt. 80 Prozent und mehr wissen nicht, worum es sich bei diesen Begriffen handelt. Auch häufiger im Sprachgebrauch oder in den Medien zu hörende Begriffe wie Big Data oder Industrie 4.0 sind drei Vierteln der Bundesbürger kein Begriff.

Insgesamt 14 Begriffe aus der digitalen Welt haben die EMNIDbusse exklusiv für das Magazin für Media-, Markt- und Werbeforschung Research & Results bevölkerungsrepräsentativ telefonisch zwischen abgefragt. 1.003 Personen antworteten auf die Frage, welche der aus dem täglichen Sprachgebrauch ausgewählten Begriffe unbekannt, zumindest dem Namen nach bekannt sind oder kurz inhaltlich beschrieben werden können.

Bezogen auf die Gesamtbevölkerung ab 14 Jahre – Onliner wie Offliner – gibt es keinen bei nahezu allen Bundesbürgern auch nur bekannten Begriff. Wenn es um die genauere Vorstellung geht, so trauen sich nur wenige zu, einzelne Begriffe zu beschreiben. Am ehesten ist dies noch bei Begriffen wie Social Media (38 Prozent), Smart Home (25 Prozent) und Mobile Payment (24 Prozent) der Fall. Für insgesamt sieben der 14 Begriffe liegen die Werte unter zehn Prozent.

Der „durchschnittliche Bundesbürger“ kann also nur zu zwei der 14 Begriffe eine nähere Beschreibung abgeben. Es überrascht nicht, dass dieser Wert bei den unter 30-Jährigen mit durchschnittlich 4,1 Begriffen deutlich höher ist und bei den über 60-Jährigen mit durchschnittlich 0,6 Begriffen sehr gering. Selbst für die „digitale Generation“ der unter 30-Jährigen haben acht der 14 Begriffe 50 – zum Teil über 70 Prozent noch nie gehört. Mit einer Ausnahme: Social Media ist bekannt und beschreibbar.

Eine Übersicht der Ergebnisse und der abgefragten Begriffe finden Sie in der Bildergalerie.

Welche Schlüsse ergeben sich aus dem Ergebnis? Dazu Melanie Kötter, Leitung EMNIDbusse: „Was heißt das? Natürlich gibt es sehr spezielle Begriffe wie Convertibles, Wearables oder Phablet. Aber selbst vermeintlich verbreitete und verstandene Begriffe wie Internet der Dinge, Connected Consumer, Connected Cars oder Big Data sind in ihren Bedeutungen und Inhalten noch weitgehend unbekannt.“

Wer diese Begriffe verwende oder vom Verständnis der Begriffe ausgehe – sei es in Politik, Medien, in Industrie und bei Anbietern – müsse sich dessen bewusst sein. Der Begriff alleine reiche (noch) nicht aus, um eine gewünschte Botschaft zu transportieren – er müsse jedes Mal inhaltlich beschrieben und aufgefüllt werden. In aller Munde bedeute noch lange nicht auch verstanden worden zu sein, Kötters Fazit.

Übrigens, eGovernment stand nicht auf der Liste der abgefragten Begriffe. Vermutlich wäre aber auch hier das Ergebnis enttäuschend ausgefallen.

(ID:43895742)