Ausfälle und Datenverluste OVH-Großbrand hat gravierende Folgen
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Der Großbrand im OVH-Rechenzentrum in Straßburg verursachte große Aufmerksamkeit und mitunter verheerende Folgen für Kunden des Cloud-Hosters. So verschwanden insgesamt 3,6 Millionen Websites durch den Brand aus dem Netz.

In den frühen Morgenstunden des 10. März 2021 brach im OVH-Rechenzentrum SBG2 in Straßburg ein Feuer aus. Der Brand konnte nicht mehr unter Kontrolle gebracht werden, das fünfstöckige Datacenter mit Platz für rund 12.000 Server brannte völlig aus. Zudem wurde das benachbarte Rechenzentrum SBG1 teilweise zerstört. Die Standorte SBG3 und SBG4 konnten isoliert werden, sind aber derzeit nicht einsatzfähig.
OVH ist derzeit mit Reparaturmaßnahmen beschäftigt und hat 111 Fachkräfte im 24-Stunden-Dienst vor Ort. Im Rechenzentrum SBG2 war nichts mehr zu retten; es handelt sich um einen Totalverlust. Im beschädigten SBG1 sind vier von zwölf Serverräumen betroffen, SBG3 und SBG4 sind unbeschädigt. Derzeit ist der 22. März als Termin für einen graduellen Neustart der Server in Straßburg vorgesehen. Zudem erhalten betroffene Kunden Ersatzkapazitäten in den OHV-Standorten Roubaix und Gravelines. Insgesamt will der Cloud-Anbieter in den kommenden Wochen rund 15.000 neue Server bereitstellen, um die Ausfälle zu kompensieren.
Massive Auswirkungen
Die Folgen des Brandes sind verheerend: Direkt nach dem Feuer waren rund 3,6 Millionen Websites über 464.000 Domains hinweg offline. Laut dem britischen Internetdienstleister Netcraft waren etwa 18 Prozent aller mit OVH verbundenen IP-Adressen nicht mehr erreichbar. Betroffen war eine Vielzahl an Web-Präsenzen, darunter auch staatliche Stellen aus Polen, der Elfenbeinküste, Frankreich, Wales und Großbritannien. Am heftigsten hat es .fr-Domains erwischt: Nach dem Feuer waren 1,9 Prozent aller .fr-Domains weltweit vom Netz.
Besonders bitter: Die in Rauch aufgegangenen Daten sind wohl endgültig verloren. Auf die kostenpflichtige Option eines Backups in einem anderen OVH-Rechenzentrum hatten viele Kunden verzichtet. So verlor der Spielehersteller Facepunch alle europäischen Server seines Online-Spiels „Rust“ inklusive aller gespeicherten Daten. Ähnlich erging es der international tätigen Anwaltskanzlei Leroi & Associés, die ebenfalls einen erheblichen Datenverlust zu beklagen hatte. Man darf davon ausgehen, dass dies nicht die einzigen derartigen Fälle bleiben werden.
Kritik und Verschwörungstheorien
Nach dem Brand sah sich OVH harter Kritik ausgesetzt. Experten bemängeln unter anderem die Containerbauweise des Rechenzentrums und deren Eigenheiten. So habe es zwar Alarmsysteme gegeben, aber keinerlei Löschanlagen wie beispielsweise eine Sprinklerinstallation. Dies sei ein wesentlicher Grund, warum sich der Brand ungehindert habe ausbreiten und letztlich das gesamte Rechenzentrum vernichten können. Die Ermittlungen zur Ursache dauern noch an, ersten Informationen nach könnte eine am Vortag gewartete USV-Anlage der Auslöser gewesen sein.
Im Internet werden derweil diverse Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit dem OVH-Brand diskutiert. So soll OVH beispielsweise bereits 2019 mit dem Aufbau einer französischen Cloud beauftragt worden sein, wobei eine US-Beteiligung gezielt ausgeschlossen worden sei. Mit im Boot sei dabei der Konzern Dassault gewesen. Dessen Erbe, Aufsichtsrat und Politiker Olivier Dassault kam nur zwei Tage vor dem OVH-Brand bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben – Grund genug für angeregte Debatten im Internet. Auch die erst Ende vergangenen Jahres von OVH veröffentlichen Börsenpläne sorgen im Netz wegen ihrer zeitlichen Nähe zum Brand für Stirnrunzeln.
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