Telemedizin Interventionsphase von TELnet@NRW startet
Das durch den Gemeinsamen Bundesausschuss geförderte Projekt TELnet@NRW verfolgt das Ziel, in den Modellregionen Aachen und Münster ein sektorenübergreifendes telemedizinisches Netzwerk aufzubauen, um die Gesundheitsversorgung flächendeckend zu verbessern und die Behandlungsqualität und die Effizienz der Versorgung von Patienten messbar zu steigern.
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Ziel des Projekts ist der Aufbau eines telemedizinischen Netzwerks, das in den überlebenswichtigen Bereichen Infektiologie und Intensivmedizin Haus-, Krankenhaus- und Fachärzte miteinander verbindet und eine sichere Video-Kommunikationsverbindung mit einem schnellen und geschützten Datenaustausch zwischen den beteiligten Einrichtungen etabliert. „Durch digitale und telemedizinische Anwendungen bietet TELnet@NRW die Möglichkeit, die Versorgung bedarfsgerechter und patientenorientierter zu gestalten und dabei gleichzeitig ärztliche und pflegerische Fachkräfte zu entlasten“, sagt Univ.-Prof. Dr. med. Gernot Marx, Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care sowie Projektleiter von TELnet@NRW.
In der Praxis werde es so aussehen, dass mobile und digitale Einheiten wie Computer, Bildschirme und Kameras bis an das Krankenbett oder die Behandlungsliege gefahren werden, sodass Ärzte verschiedener Krankenhäuser per Videokonferenz gemeinsam beraten können, welche Therapie die jeweils beste ist. Über diese Einheiten können auch Röntgenbilder und andere Befunde und Informationen des Patienten ausgetauscht werden. „Verbunden sein werden sie über hochgesicherte Datenleitungen mit den Telemedizin-Zentren der Unikliniken Aachen und Münster“, erklärt Prof. Marx.
Eröffnung des Telemedizinzentrums
Am 30. August 2017 fiel der Startschuss für die Interventionsphase von TELnet@NRW. Gleichzeitig wurden die neuen Räumlichkeiten des Telemedizinzentrums am Campus-Boulevard feierlich eröffnet. Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein und Stellvertretender Vorsitzender des Gesundheitsausschusses des Deutschen Bundestages, lieferte mit einem Vortrag zu „Digitalisierung im Gesundheitswesen“ einen wichtigen Impuls. „Als Ärztekammer und Kooperationspartner dieses Projektes verfolgen wir das Ziel, durch intersektorale sowie interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Hilfe neuer telemedizinischer Methoden die Behandlung von Patienten in der Fläche zu verbessern. Die konkrete Aufgabe und Unterstützung der Ärztekammer Nordrhein wird darin bestehen, durch Information und Beratung an der Qualitätssicherung des Projektes mitzuwirken“, so Henke.
Im Rahmen seines Vortrages erläuterte Günter van Aalst, Leiter der Landesvertretung der Techniker Krankenkasse (TK) in NRW und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin (DGTelemed), die Bedeutung des Innovationsfonds für die Entwicklung der Telemedizin. Bei allem Lob für die Förderung von Innovationen übte er aber auch Kritik. „Die Verfahren zur Regulierung sind hochkomplex und bergen das Risiko, Innovationen frühzeitig auszubremsen. Was wir brauchen, ist ein transparenter und unkomplizierter Weg, um digitale Versorgungsprodukte auf den Markt zu bringen“, betonte van Aalst.
Evaluation als zentrales Element für den Projekterfolg
Am Projekt nehmen als Konsortialpartner neben den Unikliniken aus Aachen und Münster 17 Krankenhäuser aus den Regionen Aachen und Münster, die Techniker Krankenkasse sowie die Ärztenetzwerke ‚GKS Köln-Süd‘ und ‚MuM – Medizin und Mehr‘ teil. Unterstützt wird das Projekt durch Kooperationspartnerschaften mit der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, der Ärztekammern Nordrhein und Westfalen-Lippe sowie allen gesetzlichen Krankenkassen in Nordrhein-Westfalen. Wissenschaftlich begleitet und evaluiert wird das Projekt von der Universität Bielefeld und der ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH in Bochum.
Das Modellprojekt wird mit 20 Millionen Euro aus dem Innovationsfond gefördert und ist zunächst auf drei Jahre angelegt. In dieser Zeit sollen insgesamt rund 40.000 Patienten aus dem ambulanten und stationären Bereich an dem Projekt teilnehmen. Die Teilnehmer werden aus den 21 beteiligten Versorgungseinrichtungen rekrutiert – die jeweilige Einwilligung der in Frage kommenden Patienten vorausgesetzt. Dabei stehen Patienten mit einer infektiologischen Fragestellung sowie schwer Kranke, welche auf der Intensivstation behandelt werden müssen, im Vordergrund. Es wird analysiert, inwiefern und in welchem Maße die Ziele dieser Versorgungsoptimierung erreicht werden.
Nach der Auswertung wird entschieden, ob die telemedizinischen Visiten Teil der Regelversorgung werden können. Bei positiven Projektergebnissen besteht die Möglichkeit, dass nutzenstiftende telemedizinische Anwendungen sowohl in der Intensivmedizin und Infektiologie als auch in anderen wichtigen medizinischen Disziplinen Eingang in die Regelversorgung finden und damit Bestandteil der regulären Versorgung durch die gesetzlichen Krankenkassen werden.
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