Landesweite Webportale fördern Eigenvorsorge der Bürger Interaktive Hochwasserkarten: Schutz vor neuen Sturmfluten
Seit 2007 gibt es europaweite Vorgaben über die Bewertung und das Management von Hochwasserrisiken. Für die zu erstellenden Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten sind in Deutschland die jeweiligen Landesbehörden zuständig. Um die europäische Hochwasserrichtlinie zu erfüllen, veröffentlichen Schleswig-Holstein, Thüringen, Baden-Württemberg und Sachsen interaktive Hochwasserkarten in Webportalen.
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Um die Gefahren durch Flusshochwasser, Sturm- oder Sturzfluten länderübergreifend zu verringern, wurde 2007 die europäische Richtlinie „Bewertung und das Management von Hochwasserrisiken (EU-HWRM-RL)“ eingeführt. Damit aber auch über die Grenzen von Bundesländern hinweg inhaltlich und gestalterisch möglichst einheitliche Kartenwerke entstehen, hat die Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) Empfehlungen definiert: Die Kartenwerke müssen den regionalen Informationsbedürfnissen und -pflichten entsprechen und können zusätzliche Informationen enthalten. Neben den zuständigen Behörden und Institutionen sollen auch betroffene Bürgerinnen und Bürger zur Verbesserung der Eigenvorsorge über landesweite Webportale auf diese wichtige Informationsquelle zugreifen können.
So stellt Schleswig-Holstein seine Hochwassergefahren- und risikokarten für Küstenhochwasser und Flusshochwasser als interaktive Kartenanwendung im ZeBIS-Portal bereit. Dieses Portal basiert auf Cadenza, einem Produkt des Karlsruher Softwareherstellers Disy Informationssysteme, und wird verantwortet vom Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND). ZeBIS bietet außerdem Informationen zu den Themen Biotopkartierung, Anlagenkataster und Bodendauerbeobachtung.
Das Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) betreibt seinen Kartendienst ebenfalls mit Cadenza und bietet eine Vielzahl von Recherchemöglichkeiten zu umweltrelevanten Themen an. Zur Hochwasserproblematik werden für alle Einzugsgebiete detaillierte Gefahren- und Risikokarten verschiedener Extremereignisse angeboten, die unter anderem die maximale Ausdehnung des Wasserspiegels, Wassertiefen sowie die Nutzung betroffener Flächen zeigen. Zudem können auch Hochwassermarken historischer Ereignisse angezeigt und nach räumlichen und sachlichen Kriterien gefiltert werden.
Auch die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) verwendet Cadenza, um über ihren interaktiven Daten- und Kartendienst neben neun weiteren Themen die Hochwasserdaten im übergeordneten Thema Wasser für die Öffentlichkeit bereitzustellen. Ebenso in Sachsen: Das Datenportal iDA des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfLUG) bietet den Zugriff auf zahlreiche Umweltdaten und Kartenbestände an. Es bestehen detaillierte Auswahlmöglichkeiten, beispielsweise nach Zahl der von einem Hochwasser betroffenen Einwohner sowie den Wahrscheinlichkeiten für bestimmte Hochwasserereignisse (HQ20, HQ100, HQ200, HQ300). Weiterhin veranschaulicht eine Präsentation die Überschwemmungsgebiete des Jahrhunderthochwassers 2002, das Dresden schwer getroffen hat.
Einheitliches Berichtsportal
Obwohl diese vier Portale technologisch auf Cadenza basieren und die Karten gemäß einheitlicher Empfehlung erstellt werden, zeigen sich Unterschiede, die sich aus regionalen Gegebenheiten ergeben, erklärt der Anbieter. Über die Permalink-Funktion der Software werden die Daten in Form eines dauerhaften Verweises mit dem bundesweiten Berichtsportal WasserBLIcK verbunden. Denn um bei der Umsetzung der Berichterstattung gegenüber der EU-Kommission einheitliche Berichtskarten anfertigen zu können, hat die LAWA 2017 beschlossen, diesen zentralen Web-Kartendienst zur Verfügung zu stellen, der von der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) betrieben wird.
Aufgrund des Datenvolumens wurden für das WasserBLIcK-Portal die Originaldaten generalisiert und klassifiziert. Dadurch stehen im zentralen Kartendienst länderübergreifende, weitgehend einheitliche Hochwassergefahrenkarten und Hochwasserrisikokarten bereit. Werden detaillierte Daten benötigt, kann über eine Schnittstelle direkt auf die Karten der Bundesländer zugegriffen werden. Auch die Berichterstattung an die EU erfolgt über das Portal. Die Informationen werden an das Portal WISE (Water Information System of Europe) gemeldet und dort hinsichtlich der Erfüllung der Berichtspflichten und zur Unterrichtung des EU-Parlaments ausgewertet.
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