Gedanken zum Weltfrauentag Ein weites Feld an Möglichkeiten in der IT-Branche
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„Zwiespältig und verhalten optimistisch“, mit diesen Worten lassen sich meine Gedanken zum Weltfrauentag am besten zusammenfassen. Ich bin lange genug in der IT-Branche, um mich darüber zu freuen, dass sich die Situation in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert hat. Andererseits muss ich konstatieren, dass wir noch weit zu gehen haben auf dem Weg zu echter Chancengleichheit.

Kulturwandel erforderlich
In den meisten (IT-) Unternehmen hat ein deutlicher Kulturwandel eingesetzt, der Frauen bessere Chancen bietet, sich einzubringen und Karriere zu machen. Noch viel zu häufig sitze ich allerdings als einzige Frau am Verhandlungstisch oder bin die einzige weibliche Sprecherin auf Veranstaltungen oder bei Managementmeetings. Zu häufig sehe ich immer noch Unternehmen ohne Frauenförderprogramme oder mit „erzwungenen“ Events rund um den Weltfrauentag, die zeigen sollen, dass etwas getan wird. Verhallt der Weltfrauentag, ist es dann schnell wieder vorbei, oder einzelne Maßnahmen verpuffen. Mit Teilzeitarbeit für alleinerziehende Mütter allein ist es leider nicht getan.
Ich war keineswegs immer eine Befürworterin der Frauenquote. Meine Erfahrung hat mich allerdings gelehrt, dass diese nötig ist, um das Bewusstsein an sich, die Sichtbarkeit und vor allem gleiche Bedingungen in Form von Chancen für Männer und Frauen zu schaffen. Mehr Frauen in Führungspositionen, Aufsichtsräten und Executive-Boards sowie technischen Führungspositionen werden dann auch helfen, den nötigen Kulturwandel zu fördern.
Notwendige Strukturen schaffen
Womit ich nicht sagen will, dass Frauen in leitender Position per se mehr Verantwortung für diesen Kulturwandel zu tragen haben. Wenn dieser gelingen soll, muss er vielmehr gerade von den Männern in Unternehmen mitgetragen werden. Es sollte meiner Meinung nach nicht die besondere Aufgabe von Frauen sein, die sich ihre Position in Unternehmen hart erkämpfen mussten, andere Frauen zu fördern. Es ist eine Gesamtaufgabe des Unternehmens, entsprechende Strukturen zu schaffen. Mit Strukturen sind vor allem Netzwerke, Plattformen und Förderprogramme gemeint. Die Unterstützung von Kolleginnen „im Kleinen“ ist für mich nach wie vor eine Selbstverständlichkeit, und so stehe ich Frauen innerhalb und außerhalb von Commvault als Mentorin zur Seite.
Eigene Ziele festlegen
Ein wichtiger Rat, den ich Frauen geben möchte, lautet: „Setzt Euch eigene Ziele, glaubt an Euch und kümmert Euch selbst um Eure Karriere. Jemand anders wird es nicht tun.“ Gerade bei jüngeren Menschen beobachte ich in letzter Zeit den Trend, sich nicht auf Ziele festlegen oder sich teilweise widersprechende Vorhaben unter einen Hut bringen zu wollen. Ohne möglichst genaue Vorstellungen der eigenen Ziele wird es Frauen aber nicht gelingen, die geeigneten Schritte und Wege zu finden. Mir selbst war früh klar, dass Gestaltungsfreiheit und (vor allem finanzielle) Unabhängigkeit meine obersten Ziele, mehr noch Antrieb und Motivation sind. Dies hat mir immer wieder dabei geholfen, an meinen Zielen dranzubleiben, nicht aufzugeben und Hürden zu überwinden.
In Netzwerken Unterstützung holen und geben
Mindestens ebenso wichtig wie die Zielsetzung und Eigenverantwortung ist es, sich Rat und Hilfe zu holen, wo immer möglich. Nicht selten treffe ich junge Frauen, die die Eigenverantwortung für ihre Karriere so weit treiben, dass sie ganz allein die Lösung für all ihre Herausforderungen suchen. Kein Problem ist aber so individuell, dass nicht jemand mit mehr Erfahrung Rat und Hilfestellung bieten könnte. Ich selbst habe diese Unterstützung immer gesucht, angenommen und mir über die Jahre verlässliche und langfristige Netzwerke aufgebaut, in denen ich auch gerne die Hilfe zurückgebe, die ich selbst erfahren habe.
Chancen ergreifen
Ohne klare Ziele und die Bereitschaft, Unterstützung zu suchen und auch anzunehmen, werden Frauen weiterhin viele Chancen entgehen. Ich mache häufiger die Erfahrung, dass junge Frauen davor zurückschrecken, den nächsten Karriereschritt zu gehen und mehr Verantwortung zu übernehmen. Ich kann sie nur ermuntern, keine Angst und Zweifel davor zu haben, zumal mit der Verantwortung auch die Freiheiten zunehmen und Unterstützung aus vielen Bereichen kommen kann. Natürlich werden die Herausforderungen mit größeren Rollen nicht weniger. Aber wenn man sich nicht daran wagt, nimmt man sich meiner Meinung nach Chancen, zu wachsen, zu lernen und schlicht neue Erfahrungen zu sammeln.
Männer machen sich darum in der Regel immer noch nicht so viele Gedanken, im Gegenteil, sie machen einfach. Nicht umsonst wird der Weltfrauentag manchmal leider auch als „Frauengroßkampftag“ bezeichnet, es werden zahlreiche Role-Models durch die Social-Media-Kanäle „getrieben“, jede Menge Keynote-Sessions „reingepresst“, um auch „in time dazu präsent“ zu sein. Dieses teilweise „gestellte und erzwungene Thematisieren“ löst in mir zugegebenermaßen diesen Zwiespalt zum Weltfrauentag per se aus.
Insgesamt sehe ich die Zukunft gerade in der IT-Branche für Frauen in Führungsrollen allerdings optimistisch, da sich zumindest die Chancen für Frauen erhöhen. Die digitale Transformation wird ohne eine Transformation des Arbeitslebens und gleichzeitig zunehmende Chancengleichheit für Frauen auch gar nicht gelingen können.
Wenn wir nachhaltige Gleichberechtigung und Chancengleichheit erreichen wollen, müssen wir an diesem Thema weiterarbeiten. Nichtstun ist an dieser Stelle für mich keine Option. In diesem Sinne – let’s get louder and prouder! Happy Women’s Day!
* Die Autorin: Elke Steinegger, Area Vice President und General Manager Germany, Commvault
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