Potenzial und Technik nutzen Digitalisierung der Medizin: mehr Chancen als Risiken

Redakteur: Ira Zahorsky

Immer mehr halten digitale Technologien Einzug in die Medizin und das Gesundheitswesen und sollen Abläufe für Patienten und behandelndes Personal vereinfachen.

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„Der nächste bitte!“ – Bei einer Online-Sprechstunde entfallen Wartezeiten
„Der nächste bitte!“ – Bei einer Online-Sprechstunde entfallen Wartezeiten
(Bild: rocketclips_Fotolia.com)

Das eHealth-Gesetz, das Ende 2015 verabschiedet wurde, sieht vor, dass die telemedizinische Befundung von Röntgenbildern sowie die Online-Sprechstunde mit Patienten, die dem Arzt bereits bekannt sind, starten können. Einer Befragung des Bitkom unter rund 1.000 Verbrauchern zufolge, besteht bei knapp 60 Prozent Interesse an telemedizinischen Angeboten. Ein Drittel davon würde diese sogar auf jeden Fall zur Überwachung des Gesundheitszustands nutzen. Dabei werden beispielsweise die Vitalwerte wie Blutdruck oder Blutzucker von Patienten mit Herzerkrankungen oder Diabetes digital an ein Krankenhaus übermittelt, wo medizinisches Fachpersonal diese prüft und den Patienten bei Unregelmäßigkeiten benachrichtigt.

Immerhin ein Drittel der Befragten würde auch eine Online-Sprechstunde wahrnehmen. Acht Prozent könnten sich vorstellen, einen Arzt aus dem Ausland per Video zu konsultieren. 14 Prozent würden sich einer Operation unterziehen, bei der der operierende Arzt per Video unterstützt wird. Weitere 45 Prozent sind daran interessiert.

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Telemedizin ist ein hervorragendes Beispiel für das beeindruckende Potenzial der Digitalisierung im Gesundheitswesen. Online-Sprechstunden oder Tele-Monitoring können die Versorgung kranker Menschen deutlich verbessern, Arzt und Patient entlasten und dabei auch noch die Kosten im Gesundheitswesen senken“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder.

Vorteile der Online-Sprechstunde

  • Der Zugang zu räumlich weit entfernten Ärzten wird erleichtert (57 Prozent).
  • Wartezeit in der Praxis entfällt (43 Prozent).
  • Zeit für die Anfahrt entfällt (29 Prozent).

Nachteile der Online-Sprechstunde

  • Risiko einer Fehlbehandlung steigt (67 Prozent).
  • Verhältnis zwischen Arzt und Patient leidet (52 Prozent).
  • Arzt und Patient müssen über technisches Knowhow und technische Ausstattung verfügen (43 Prozent).

Prävention, Diagnose und Behandlung

Gesundheitsdaten sind in der Medizin und im Gesundheitswesen neben der Datenananlyse auch für zahlreiche weitere Zwecke wertvoll. Vorausgesetzt, die Daten sind optimal geschützt, sind drei Viertel der Befragten bereit, beispielsweise Informationen zu Symptomen und Krankheitsverlauf zur langfristigen Erforschung einer Krankheit zur Verfügung zu stellen.67 Prozent würden ihre Daten herausgeben, wenn sie damit kurzfristig anderen Patienten helfen könnten. Ferner würden 61 Prozent ihre Daten zur Verfügung stellen, wenn damit Medikamente oder Therapien entwickelt werden, die auf sie persönlich zugeschnitten sind. Und 44 Prozent würden ihre Daten gegen eine finanzielle Entschädigung bereitstellen.

20 Prozent der Befragten informieren sich mindestens einmal pro Monat im Internet über Gesundheitsthemen, weitere 44 Prozent immerhin hin und wieder. Das größte Interesse besteht an den Themen: gesunde Ernährung (66 Prozent), Krankheitssymptome (59 Prozent) sowie Fitness/Sport und alternative Behandlungsmethoden (beide 48 Prozent). Eine bessere gesundheitliche Versorgung (24 Prozent), besseres Verständnis des Medizinerdeutsch (48 Prozent) oder ein souveräneres Auftreten dem Arzt gegenüber (74 Prozent) sind die Ergebnisse. „Patienten sind dank des Internets heute so gut informiert und so mündig wie nie zuvor – und das kann den Erfolg von Therapien enorm unterstützen“, sagt Rohleder.

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Gefahren der Online-Recherche

Ein Fünftel der Nutzer von Online-Gesundheitsinformationen sagt, dass sie sich durch die Internetrecherche häufiger als früher Sorgen um ihren Gesundheitszustand machen. Jeder Zweite hat außerdem Probleme, bei der Fülle an Gesundheitsinformationen im Internet seriöse von unseriösen Quellen zu unterscheiden. Einen Hinweis auf die Seriosität und Unabhängigkeit des Angebots sowie die Kompetenz der Autoren kann das Impressum liefern. Teils wird daraus ersichtlich, dass einzelne Unternehmen mit wirtschaftlichen Interessen hinter dem Angebot stecken oder Gruppen, die Meinungen fernab der Schulmedizin und etablierter alternativer Behandlungsmethoden vertreten. Auch ein Vergleich unterschiedlicher Seiten kann im Zweifel einzuschätzen helfen, ob die jeweiligen Informationen glaubwürdig sind.

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