Kommunikation zwischen Arzt und Heim Digital vernetztes Pflegeheim
Ein Forschungsvorhaben des GeWINO zeigt, dass Pflegeheim-Bewohner, deren Hausarzt mit dem Heim vernetzt ist, weniger Medikamente benötigen und seltener ins Krankenhaus eingewiesen werden müssen.
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Das Gesundheitswissenschaftliche Institut Nordost (GeWINO) der AOK Nordost begleitete im Rahmen eines Forschungsprojektes das Pilotprojekt „Vernetzte ärztliche Versorgung im Pflegeheim“, das von der Fachärztin für Innere Medizin, Irmgard Landgraf, gemeinsam mit dem Pflegeheim Bethanien Sophienhaus in Berlin-Steglitz initiiert wurde.
„Das Ergebnis des GeWINO-Forschungsvorhabens ‚Vernetzte ärztliche Versorgung im Pflegeheim‘ zeigt, dass sich bei den Patienten der Interventionsgruppe die Anzahl unterschiedlicher Wirkstoffgruppen im Vergleich zur Kontrollgruppe reduziert hat. Auch der Anteil der Heimbewohner mit Polymedikation konnte in der Interventionsgruppe fast in allen Jahren gesenkt werden und zudem reduzierten sich die Arzneimittelkosten. Bei den Krankenhauseinweisungen waren in den Jahren 2012 und 2013 die Anzahl der Krankenhausfälle und die Krankenhaustage je Pflegeheimbewohner geringer als bei Patienten der Kontrollgruppe. In der von Frau Landgraf betreuten Interventionsgruppe gab es 2012 und 2013 rund 15 Prozent weniger Notfalleinweisungen in ein Krankenhaus als bei Pflegeheimbewohnern ohne digitales Vernetzungsmodell, die die Kontrollgruppe ausmachten“, erläutert GeWINOGeschäftsführer Prof. Dr.-Ing. Thomas P. Zahn.
Virtuelle Visite
Seit 1999 versorgt Irmgard Landgraf im Rahmen des „Berliner Projektes – Die Pflege mit dem Plus“ mehr als 100 Bewohner im Pflegeheim Bethanien Sophienhaus. Im Rahmen ihrer hausärztlichen Tätigkeit suchte sie nach einer Möglichkeit, die Kommunikation zwischen Arzt und Pflegepersonal zu optimieren. Die von der Hausärztin entwickelte Lösung ist eine „virtuelle Visite“ im Pflegeheim, bei der sie die digitale Pflegedokumentation gemeinsam mit dem Pflegeheim nutzt.
Das Dokumentationssystem im Bethanien Sophienhaus ist dafür über einen gesicherten Zugang in der Hausarztpraxis verfügbar. Durch diese seit 2001 praktizierte digitale Vernetzung kann sich die Internistin jederzeit – auch abends und am Wochenende – über den Zustand ihrer Patienten im Pflegeheim informieren. Das System ist für beide Seiten von Vorteil: Arzt und Pflegepersonal können sich online über Zustand und Veränderung der Gesundheit der Pflegebedürftigen austauschen und mit einer Anpassung der Therapie (beispielsweise Arzneimittelverordnungen) direkt darauf reagieren.
„Eine elektronische Pflegedokumentation, auf die Hausarzt und Pflegeheim gemeinsam zugreifen können, fördert die Kooperation von Ärzten und Pflegepersonal, verbessert die Versorgungsqualität und entlastet die Mitarbeiter“, stellt Irmgard Landgraf fest.
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