Digital Government Barometer Bundesbürger nutzen digitale Verwaltung nur verhalten

Autor Manfred Klein

Der Digital Government Barometer von Sopria Steria stellt Deutschland auch für das ablaufende Jahr kein gutes Zeugnis aus. Zwar hat jeder zweite Bundes­bürger laut Studie in den vergangenen zwölf Monaten für seine Behörden­angelegenheiten Digitalangebote der Öffentlichen Verwaltung genutzt und 17 Prozent haben die Online-Portale häufiger angesteuert als noch im Vorjahr. Umgekehrt haben allerdings 48 Prozent der Bürger noch nie eGovernment in Anspruch genommen.

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Die Verwaltung in Deutschland holt beim eGovernment auf – aber nur in Teilbereichen
Die Verwaltung in Deutschland holt beim eGovernment auf – aber nur in Teilbereichen
(© WrightStudio - stock.adobe.com)

Die Autoren der Studie sehen darin eine Herausforderung für Bund, Länder und Kommunen, da die Bevölkerung der Digitalisierung der Öffentlichen Verwaltung durchaus einen großen Stellenwert zuschreibe. Aus Sicht von fast drei Vierteln der Befragten sollte der Ausbau der Online-Dienste der Behörden Priorität haben – Tendenz steigend. 73 Prozent wären sogar bereit, Verwaltungsangelegenheiten ausschließlich online durchzuführen, und zwar quer durch alle Alters- und Einkommensgruppen.

„Aus dem eher schleppenden Anstieg der Online-Nutzung lässt sich ein gewisses Akzeptanzproblem ableiten“, sagt Ronald de Jonge, Leiter Management Consulting für den Geschäftsbereich Public Sector von Sopra Steria Consulting. „Vielen Deutschen gehen die vorhandenen Online-Dienste der Öffentlichen Verwaltung nicht weit genug. Sobald Angelegenheiten, wie bei der Steuererklärung und der Kfz-Zulassung, komplett oder weitgehend elektronisch erledigt werden können, ist die Akzeptanz größer“, so de Jonge.

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An durchgängig digitalen Verfahren und Serviceleistungen arbeiteten Verwaltungen in allen untersuchten Ländern. Die Bürgerinnen und Bürger bestätigten überall mehrheitlich, dass es mit dem digitalen Angebot schrittweise aufwärtsgehe. In Deutschland verlaufe die Kurve allerdings deutlich flacher als in Frankreich, Großbritannien, Norwegen und Spanien.

52 Prozent der Bundesbürger, vier Prozentpunkte weniger als im Vorjahr, sagten, dass sie heute mehr Behördenleistungen online in Anspruch nehmen könnten als vor einigen Jahren. In Frankreich und Norwegen seien es jedoch mehr als 80 Prozent, in Großbritannien und Spanien mehr als 70 Prozent, so die Autoren der Studie.

Die gute Nachricht für Deutschland, laut Studie: Einzelbereiche der Öffentlichen Verwaltung wurden in diesem Jahr von mehr Bundesbürgern positiv bewerten als noch 2017. Dabei stachen insbesondere die Finanzverwaltungen hervor. Leistungen wie das Erstellen und die Abgabe der elektronischen Steuererklärung komme in der Bevölkerung gut an.

Fortschritte diagnostiziert die Untersuchung auch in der Wahrnehmung der Bürgerinnen und Bürger im Vergleich zur Vorjahresbefragung – unter anderem beim Online-Angebot von Justiz und Polizei. Die Nutzung schneller digitaler Kommunikationskanäle und Analysemethoden bei der Polizei sowie Fortschritte beim elektronischen Rechtsverkehr werde von der Bevölkerung begrüßt.

Vereinfachungen in Einwohnermeldeangelegenheiten wie in der Stadt Düsseldorf würden ebenfalls wahrgenommen. Dort gibt es beispielsweise einen online buchbaren Kurierservice für Ausweisdokumente, und Fotografen können digitale Passbilder direkt und medienbruchfrei in die Antragsvorgänge des Einwohnermeldeamtes übermitteln.

„Bund, Länder und Kommunen arbeiten intensiv an diversen Programmen, wenn auch nicht immer für die Bürgerinnen und Bürger sichtbar“, erklärt Ronald de Jonge von Sopra Steria Consulting. „Investitionen in datengetriebene Organisationsmodelle, Prozessmanagement, Strategieentwicklung und Aufgabenpriorisierung stehen bei den Verantwortlichen weit oben auf der Agenda. Sie bilden die Basis für den Portalverbund und das Nutzerkonto. Beide Vorhaben sind für mehr digitalen Service unverzichtbar. Angesichts der großen Erwartungen gilt es, der Bevölkerung diese nötigen Schritte zu einer digitalen Öffentlichen Verwaltung besser zu erklären.“

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie zeigt unsere Bildergalerie. Die komplette Studie gibt es hier.

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