Integrationsplattform BizTalk im Haushaltsmanagement

Autor / Redakteur: Dr. Hanno Thewes / Gerald Viola

Stichworte wie service-orientierte Architektur (SOA), Integrationsplattformen oder XML-Standards prägen die aktuelle Diskussion im IT-Bereich, sei es in Unternehmen oder in der Öffentlichen Verwaltung. Ausgangspunkt ist dabei der Wunsch, heterogene Systeme in geeigneter Weise zusammenzuführen. Ziel ist es also, Daten und Funktionen zu integrieren und damit übergreifende IT-basierende Prozesse effizienter zu gestalten oder gar erst möglich zu machen.

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Die Forderung nach Integration wird in der Öffentlichen Verwaltung durch eGovernment insbesondere im Bereich G2G weiter voran getrieben. Um dies zu ermöglichen wurden Kooperations- und Integrationssysteme wie Microsoft BizTalk oder Oracle Fusion Middleware geschaffen. Diese versprechen, modulübergreifende Prozesse abwickeln zu können. Damit auch die Datenstrukturen kompatibel sind, setzt man auf XML-basierende Standards. Trotz dieser Möglichkeiten spielen Integrationsplattformen in weiten Teilen der Verwaltung nur eine untergeordnete Rolle. Schließlich müssen für diese Anwendungen völlig neue Kompetenzen aufgebaut werden.

Ausgangsproblem

Eine interessante Anwendung findet sich in einem der Kernbereiche der Verwaltung: dem Haushaltswesen. Hier werden tagtäglich Massendaten verarbeitet, die nicht nur aus dem eigentlichen Haushaltssystem erzeugt werden, sondern fast immer unter Beteiligung von IT-basierenden Vorverfahren entstehen. So wird die Erstellung von Bescheiden für Zuwendungen oder Geldforderungen der Verwaltung in den seltensten Fällen aus dem Haushaltssystem, also dem ERP-Verfahren, generiert. Vielmehr werden diese in vorgelagerten Entscheidungssystemen erzeugt. Hierbei stellt sich die Frage: Wie kommen die Daten aus dem Entscheidungssystem in das Haushaltssystem und wieder zurück. Denn gerade Verfahren im Zuwendungsbereich sind darauf angewiesen, dass Rückmeldungen über erfolgte Zahlungen ergehen.

Im Saarland wird in einigen Ressorts als Fördermittelsystem das Verfahren MV 32 der Firma STELLA Systemhaus eingesetzt. Das System erstellt dabei nicht nur Bescheide, sondern hält intern in einer eigenen Buchungsdatenbank Informationen über die verfügbaren Haushaltsmittel – also redundant zum zentralen ERP-System – bereit.

Die eigentlichen kassenwirksame Auszahlung erfolgt nicht aus diesem STELLA-System. Hier wird das landesweit zentrale Verfahren IHWS (Integriertes Haushaltswirtschaftssystem) der MACH AG genutzt. Dort werden die Daten über die tatsächlichen IST-Zahlungen geführt. Zwischen STELLA und MACH besteht also ein klassisches Schnittstellenproblem. Natürlich wollte man auch im Saarland nicht die Bescheide von STELLA nochmals manuell in IHWS erfassen. Deshalb wurde eine Peer-to-peer-Schnittsstelle entwickelt, die Buchungsdaten direkt an IHWS übermittelt. Das Problem hierbei: Wurde eine Zahlung abgewiesen, so hatte STELLA davon keine Kenntnis. Wurde eine Zahlung ausgeführt, so änderte sich zwar in IHWS der entsprechende Wert auf der Haushaltsstelle. In STELLA werden diese Daten nicht automatisch mitgeführt. Die Datenbestände sind dadurch inkonsistent. Würde es in dem Bundesland nur ein Entscheidungssystem oder Vorverfahren geben, das auf das zentrale Haushaltssystem zugreift, wäre dieser Nachteil mit einem gewissen personellen Aufwand auszugleichen. Allerdings hat der Ausbau von eGovernment auch Auswirkungen auf die zentralen ERP-Systeme. Die Module reichen vom Travelmanagement, über Online-Portale mit ePaymentfunktion bis hin zu Dokumentenmanagementsystemen, in denen die zahlungsbegründenden Unterlagen elektronisch gespeichert sind.

Im Saarland will man deshalb das zentrale Verfahren IHWS schrittweise mit allen verbundenen Systemen von eGovernment integrieren. Dabei geht es darum, zwischen den verschiedenen Modulen die vollständigen Transaktionen medienbruchfrei zu integrieren. Hierfür hat sich der Begriff transaktionsbasierendes eGovernment (TeG) herausgebildet. Das Schnittstellenproblem in TeG lässt sich dabei nicht mehr durch individuelle Peer to peer Interfaces für jede Anwendung lösen. Dies würde angesichts der Informationsabhängigkeiten zwischen den verschiedenen Entscheidungssystemen und den Kernanwendungen wie Haushaltsverfahren, Dokumentenmanagement oder Online-Portalen zu einem nicht mehr beherrschbaren Chaos führen. Damit rückt die Integrationsplattform in den Mittelpunkt der Betrachtung. Um ein solches System umfassend aufzusetzen bedarf es der Kompatibilität, die über Datenintegration mittels standardisierter Datenstrukturen über XML realisiert wird.

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