Studie: „Digitale Kluft – wie digital ist der Öffentliche Sektor?“ Aus Sicht der Bürger denken!
Die Digitalisierung in der Öffentlichen Verwaltung hinkt deutlich hinterher. In einer Umfrage des IT-Beratungsunternehmens Kobaltblau räumen mehr als 90 Prozent der relevanten Führungskräfte und Mitarbeiter im Öffentlichen Dienst ein, dass ihre Institution aktuell nicht über eine Digitalstrategie verfügt.
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Das Beratungsunternehmen Kobaltblau hat rund 140 Entscheider in Bundes-, Landes- und Kommunalverwaltungen zum Thema Digitalisierung befragt. Das Ergebnis der Studie „Digitale Kluft – wie digital ist der Öffentliche Sektor?“ zeigt: Gut 80 Prozent der Behörden arbeiten zurzeit noch an einer Strategie für die digitale Entwicklung. Dabei ist das Thema für drei Viertel der Befragten klare Chefsache.
Jedoch haben mehr als zwei Drittel der befragten Organisationen aktuell keine entsprechende Rolle auf Führungsebene etabliert – obwohl 75 Prozent diese als wichtig ansehen. So gut wie alle Befragten (99 Prozent) bestätigen, dass es die jungen Mitarbeiter sind, die als Katalysatoren für die digitale Entwicklung der Öffentlichen Verwaltung wirken. Allerdings stammen bisher lediglich 25 Prozent der über das Vorschlagswesen eingebrachten Ideen von jungen Mitarbeitern aus der Altersgruppe bis 34 Jahre.
Zugleich sagen 80 Prozent, dass sie im Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt Schwierigkeiten haben, neue junge Mitarbeiter zu gewinnen. 54 Prozent machen die aktuelle Altersstruktur für Versäumnisse in der Digitalisierung verantwortlich.
Genervte Kunden, kaum Innovationen
„Zwei Drittel der vielerorts gestarteten Initiativen zur Digitalisierung haben noch einen sehr geringen Reifegrad. Gut die Hälfte der angestoßenen Initiativen haben einen externen Fokus. Dennoch ist eine Priorisierung zur Verbesserung der Schnittstelle zum Kunden, also dem Bürger, nicht erkennbar“, erklärt Peter Will, Studienverantwortlicher bei kobaltblau.
Nach Aussage von 90 Prozent der Verwaltungen, erhalten diese regelmäßig Bürgerbeschwerden aufgrund wenig kundenfreundlicher Prozesse. Die Konzentration digitaler Innovationen sollte demnach ganz klar auf der digitalen Schnittstelle zum Bürger liegen. Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, dass Innovationsmanagement generell nicht im Zentrum steht.
Digitales Verständnis fehlt
Digitalisierung beginnt in den Köpfen der Mitarbeiter und hat ihr Fundament in einer entsprechenden Kultur einer Organisation. 77 Prozent der Befragten bewerten die aktuelle Kultur ihres Arbeitgebers im Hinblick auf „digitale Veränderungsbereitschaft“ gegenwärtig als nicht positiv. Als einen der wichtigsten Schlüssel, um die Digitalisierung stärker voranzutreiben, nennen zudem mehr als zwei Drittel der Befragten eine nachhaltige Verbesserung der individuellen Entwicklungsmöglichkeiten. Gleichzeitig wird dies auch als wichtigster Faktor in Bezug auf die Steigerung der Arbeitgeberattraktivität beurteilt.
Außerdem fehlt es an einer flächendeckend wahrgenommenen Weiterbildung in digitalen Kompetenzen. „Adäquate Fortbildungen erachten 92 Prozent als wichtig, folgerichtig bieten 73 Prozent der Verwaltungen entsprechende Programme und Seminare an“, so Peter Will. Trotzdem nehmen mehr als die Hälfte (52 Prozent) diese Weiterbildungsmaßnahmen nicht regelmäßig in Anspruch. „Mit einer solchen Quote lässt sich digitales Wissen nur sehr schleppend aufbauen“, fügt Will hinzu.
Für die Verwaltungen sei es jetzt wichtig, ein gemeinsames Verständnis über die Ziele der digitalen Transformation zu entwickeln. Sie sollten aus der Sicht der Bürger denken. Zudem sei die Verankerung einer entsprechenden digitalen Führungsrolle in den Verwaltungen extrem wichtig. Ebenso käme es auf Mitarbeiter mit digitalem Verständnis an. „Hier müssen die Häuser an einer Strategie arbeiten, die die Berufsbilder in der Verwaltung attraktiver macht, etwa durch die Verbesserung der individuellen Entwicklungsmöglichkeiten, die gleichzeitig die digitale Kompetenz erhöhen. Der Aufbau einer attraktiven Arbeitgebermarke und ein professionelles Personalmarketing sind weitere wichtige Schritte, um die Altersstruktur der Organisationen kontinuierlich zu verändern“, empfiehlt der Experte von Kobaltblau.
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