Remote Learning Sieben Aspekte für erfolgreiches digitales Lernen
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Eine erfolgreiche digitale Transformation erfordert weitaus mehr als die Implementierung neuer Technologien. Die Anpassung von Prozessen und das Erlernen neuer Fähigkeiten stellen viele Einrichtungen vor große Herausforderungen. Dabei könnte der Bildungssektor auch nach der Pandemie ganz entscheidend von einer nachhaltigen Digitalisierungsstrategie und den Vorteilen des digitalen Lernens profitieren.

Die Corona-Pandemie hat die digitale Transformation erheblich beschleunigt und dafür gesorgt, dass entsprechende Projekte in kürzester Zeit auf den Weg gebracht werden mussten. Während es in einigen Arbeitsfeldern, wie etwa beim Modell der alternierenden Telearbeit, nahezu problemlos möglich war auf eine digitale Kommunikation umzustellen, war dies in anderen Bereichen, wie beispielsweise dem Schulwesen, oft nicht oder nur schlecht möglich.
Wie aus dem „Monitor für allgemeine und berufliche Bildung“ hervorgeht, gibt es bei der digitalen Bildung innerhalb der EU und zwischen ihren Mitgliedsstaaten nach wie vor große Unterschiede. Der EU-Bericht bescheinigt Lehrenden wie Lernenden Defizite bei digitalen Kompetenzen. So können viele Schüler nicht einmal mit den grundlegendsten IT-Anwendungen ihrer Region umgehen – in Deutschland sind das 33,2 Prozent, in Frankreich 43,5 Prozent und in Italien sogar 62,7 Prozent der Lernenden. Darüber hinaus fehlen vielerorts noch die nötigen Endgeräte. Lediglich ein Drittel der Schulen in Deutschland war auf den ersten Lockdown im März 2020 adäquat vorbereitet. Doch wie die Ergebnisse der Recherchen zu „Das Deutsche Schulbarometer“ zeigen, gibt es mittlerweile positive Lerneffekte zu verzeichnen. Demnach haben es digitale Tools bei rund 50 Prozent der Lehrkräfte auch in den Präsenzunterricht geschafft, die große Mehrheit setzt inzwischen auf digitale Lern- und Arbeitsplattformen.
Doch die Studie legt auch offen, wie viel Arbeit noch vor den Bildungseinrichtungen liegt. Denn nach wie vor ist man nur unzureichend auf den Fernunterricht vorbereitet. Gut die Hälfte der Befragten bemängelt die technische Ausstattung ihrer Bildungseinrichtung sowie Bereitschaft und Kompetenzen der Lehrkräfte für den Einsatz digitaler Lernformate. Dazu bereiten die Involvierung der Schüler beim Home-Schooling, der Balanceakt verschiedener Unterrichtsmethoden und die Übersicht über den Lernfortschritt einzelner Schüler Probleme. Auch wenn sich die Schulen landesweit darauf vorbereiten, die Schüler wieder auf dem Campus aufzunehmen, haben die Erkenntnisse des vergangenen Jahres die Vorteile des digitalen Lernens deutlich gemacht. Vom individualisierten Lernen über interaktive Tools sowie Echtzeit-Analysen des Lernerfolgs der Schüler bis hin zu adaptiven Tests werden die Schulen digitales Lernen über die Pandemie hinaus integrieren wollen.
Ganzheitlicher Ansatz
Um im digitalen Zeitalter Pädagogen, Mitarbeitern sowie Schülern ein besseres Arbeits- und Lernerlebnis gewährleisten zu können, benötigen Bildungseinrichtungen ein ganzheitliches und zukunftsfähiges Konzept zur Digitalisierung. Für den langfristigen Erfolg gilt es, folgende Aspekte zu berücksichtigen:
- 1. Digitaler Lehrplan: Ein digitaler Lehrplan erfordert strukturierte Inhalte in logischer Abfolge unter Einbeziehung didaktisch gestalteter Lernmaterialien, wie interaktiven Online-Lektionen, Animationen und On-Demand-Tutoring-Videos. Die erfolgreiche Umsetzung basiert auf einem ausgearbeiteten digitalen Curriculum, das durch eine Fülle an eLearning-Inhalten unterstützt wird, sowie strukturierten pädagogischen Methoden, die es den Lehrern ermöglichen, den Lehrplan in jeder Umgebung zu vermitteln. Auch im Präsenzunterricht kann ein digitaler Lehrplan den Klassenalltag ergänzen, da er personalisiertes und interaktives Lernen fördert. Besonders für Schüler, die visuelle, auditive oder kinästhetische Lerntypen sind, ermöglicht ein digitaler Lehrplan eine größere Freiheit, in dem für sie geeigneten Tempo zu lernen.
- 2. Schülerzentrierte pädagogische Methoden: Dank der Anwendungs- und Funktionsvielfalt moderner Kollaborations- und Videokonferenz-Tools lassen sich die Interaktion der Lernenden und das Einschätzungsvermögen der Lehrenden hinsichtlich der Lernfortschritte Einzelner fördern. Eine weitere Möglichkeit zur Optimierung des Lernprozesses sind Lernplattformen, die Schüler und Lehrer über digitale Geräte, wie Tablets und interaktive Whiteboards, im Klassenzimmer miteinander verbinden. Diese Plattformen fördern das Lernen in Echtzeit und entwickeln die Fähigkeiten der Schüler weiter, indem den Lehrer vor Ort Informationen über den individuellen Lernfortschritt zur Verfügung gestellt werden. Sie fördern auch die Vielfalt der Lehrmethoden, wie die aktive Beteiligung der Schulkinder am Unterricht, interaktive Quizspiele und kreative Projektarbeit.
- 3. Sichere und zuverlässige Infrastruktur: Eine sichere und zuverlässige IT-Infrastruktur ist die Basis für das eLearning: Pädagogen und Lernenden muss es möglich sein, ohne Unterbrechungen auf digitale Lerninhalte zuzugreifen und diese gemeinsam nutzen zu können. Da ein so großer Teil des Bildungswesens heute online geschieht, ist dessen Schutz ein sensibles und wichtiges Thema. Es stünde zu viel auf dem Spiel, wenn ein Cyberangriff den Betrieb stören würde. Daher müssen alle Werkzeuge, die Schulkindern einen Unterricht außerhalb des Klassenzimmers ermöglichen, wie zum Beispiel internetfähige Geräte und Kommunikationssoftware, angemessen geschützt werden.
- 4. Digitale Bildung: Tablets, Whiteboards und moderne Softwarelösungen reichen längst nicht aus, um das digitale Lernen erfolgreich zu gestalten. Online-Etikette und digitale Kompetenz spielen eine mindestens ebenso große Rolle. Zwar sind viele Lehrkräfte und Schüler an die tägliche Nutzung von Messenger-Diensten gewöhnt, allerdings folgt die Kommunikation auf Bildungsebene anderen Regeln als lockere private Chats. Höflichkeit, Respekt sowie der sorgfältige Umgang mit sensiblen Informationen sollten hier Voraussetzung sein. Darüber hinaus kommt den Lehrkräften die Aufgabe zu, ihre Schüler nicht nur zu befähigen, Kommunikations- und Informationstechnologien zu verwenden, sondern auch deren Grenzen und Risiken richtig einzuschätzen. Dazu braucht es eine aktive Auseinandersetzung mit und eine kreative Nutzung von digitalen Medien.
- 5. Bewertung und Nachbereitung: Für eine, von Erfolg gekrönte Lernerfahrung gilt es umso mehr, leistungsschwächere sowie fortgeschrittene Schüler zu identifizieren und entsprechend zu unterstützen. Hier kommen die Vorteile digitaler Lösungen ein weiteres Mal zum Tragen: So umfassen moderne Kollaborations- und Videokonferenz-Tools Anwendungen, die es den Schülern ermöglichen, ihr Wissen und Verständnis zu demonstrieren und beispielsweise kurze Videoantworten auf Lektionen aufzunehmen. Des Weiteren lohnt es sich, eine dedizierte Webseite für Schulpersonal, Schüler und Eltern zu installieren, die der Navigation durch den digitalen Lehrplan und dem Informationsfluss dient. Auf diese Weise ist die Schulleitung einfach und schnell in der Lage, Updates oder Tipps für den (Fern-)Unterricht mit allen Beteiligten zu teilen. Darüber hinaus kann sie als Plattform dienen, innerhalb derer Erfahrungen rund um die Verwendung digitaler Tools ausgetauscht oder Entwicklungsmöglichkeiten erörtert werden.
- 6. Lehrkraftfortbildung: Die Recherchen zur oben erwähnten Studie „Das Deutsche Schulbarometer“ legten Kompetenzlücken auf Pädagogen- und Einrichtungsseite offen. Knapp der Hälfte der Schulen fehlt bislang eine ganzheitliche Strategie, um in Fernunterrichtsphasen den Kontakt zu den Lernenden sowie deren Eltern aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus fühlt sich mehr als die Hälfte nicht ausreichend über die Risiken in puncto Datenschutz informiert. Umso höher ist der Stellenwert digitaler Fortbildungszentren für Lehrkräfte und Mitarbeiter von Bildungseinrichtungen zu bewerten, denn sie unterstützen bei der Erstellung eines sinnvollen Onlineunterrichts, einschließlich der Planung und Durchführung von Unterrichtseinheiten über Kommunikations-, Kollaborations- und Videokonferenz-Tools sowie dem Erlernen weiterer Fähigkeiten in der IT-Sicherheit für Bildungsplattformen. Die Klassenzimmer werden auf lange Sicht digital werden, weshalb die Lehrerausbildung nicht nur heute wichtig ist, sondern als Investition in die Zukunft gesehen werden sollte.
- 7. Förderung des Wohlbefindens von Schulpersonal und Schulkindern: Seit März 2020 pendeln Schüler und Schulpersonal zwischen Präsenz- und Fernunterricht. Lange Zeit mussten sie alle auf persönliche Kontakte verzichten, sodass Motivation, Engagement und eine gesunde Routine bisweilen schnell auf der Strecke blieben. Mehrere Umfragen haben gezeigt, dass Schüler zunehmend unter der Isolierung leiden. Eine Diversifizierung der Lernmethoden kann helfen, die Schüler weiterhin zu motivieren. Auch die Durchführung von Umfragen zum Wohlbefinden und regelmäßige Check-Ins sind ein wertvolles Instrument, um während des Fernlernens Feedback zu geben, während Beratungsprogramme dazu dienen können, relevante Themen wie Stressmanagement, Cyber-Awareness, Zeitmanagement oder den Umgang mit Emotionen zu vermitteln. Um die Schüler zur Bewegung zu animieren, können virtuelle Fitnesskurse, Entspannungsübungen oder Fitnesswettbewerbe außerhalb des Klassenzimmers eingesetzt werden.
Digitales Lernen als Prozess
eLearning meint nicht nur die Bereitstellung erarbeiteter Lehrinhalte über Kollaborationsplattformen. Die aktuelle Situation, die Bildungseinrichtungen dazu zwingt, die digitale Transformation voranzutreiben und Lernmodelle neu zu erfinden, sollte als Chance für die Schüler betrachtet werden, unabhängiger sowie kreativer zu lernen und selbst aus schwierigsten Situationen etwas Positives zu ziehen – über die Pandemie hinaus. Dass die Schulen dies verstanden haben, zeigt nicht zuletzt „Das Deutsche Schulbarometer“: Demnach haben viele die herausfordernde Zeit als Chance genutzt, sodass zahlreiche Ideen entstanden sind, die das Potenzial haben, das Lehren und Lernen langfristig zu verändern.
Da die Schulen nun wieder zum Lernen vor Ort zurückkehren, ist es für die Pädagogen wichtig, nicht in alte Gewohnheiten zurückzufallen, sondern die digitalen Instrumente im Einsatz zu behalten.
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