Chance oder Risiko für DMS-Anwender? Microsofts neue SharePoint-Strategie
Was bedeutet Microsofts neue SharePoint-Strategie für den DMS-Anwender? Und wer ist stärker betroffen: Sharepoint-Einsteiger oder die alten Hasen? Ulrich Gerke und Jürgen Rentergent von Zöller & Partner geben Auskunft.
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Die SharePoint Community ist derzeit gespalten. Die einen finden die Produktstrategie Richtung Cloud, die von Seth Patton (Microsoft Senior Direktor SharePoint und OneDrive) im Mai 2015 auf der Ignite in Chicago vorgestellt wurde prima, weil Microsoft Innovationen vorantreibt. Die anderen sind eher skeptisch, weil sie durch die angekündigten Richtungswechsel und die damit einhergehenden vielen offenen Fragen befürchten, als DMS-Anwender auf der Strecke zu bleiben.
Wir wollen in diesem Artikel beleuchten, was Microsofts neue SharePoint-Strategie für den DMS-Anwender bedeutet, der SharePoint bereits im Einsatz hat oder sich für einen Einsatz interessiert.
Historie und Ankündigungen
Microsoft hat seit 2001 mit SharePoint eine Anwendungsplattform an den Markt gebracht, die – mit dem angeblich größten Umsatzwachstum im Microsoft Produktportfolio – eine recht gute Verbreitung auch im DMS-Segment gefunden hat. Zunächst waren es meist abteilungsweite Anwendungen, seit SharePoint 2010 mit zunehmender Skalierbarkeit auch häufiger unternehmensweit genutzte SharePoint-Farmen.
SharePoint wird bis zur Version 2013 ausschließlich im „On-Premises“ Lizenzmodell angeboten, das heißt der Kunde erwirbt das Recht, SharePoint auf eigener Hardware zu installieren und zu betreiben. Das erfordert natürlich eine gut aufgestellte IT-Abteilung oder externe Dienstleister mit entsprechendem Know-how.
Spätestens seit Jeff Taper (als verantwortlicher Manager für die Office-Produkte und SharePoint Server und später Microsofts Chefstratege) auf der Sharepoint-Konferenz 2014 die neue Cloud-basierte Strategie für MS-Office und SharePoint als „Office 365“ verkündete, ist klar geworden, dass Microsoft eventuell künftig nicht mehr regelmäßig alle drei Jahre eine neue On-Premises-Version von SharePoint ausliefern wird. Die Computerwoche titelte gar „Microsoft stellt SharePoint aufs Abstellgleis“. Von Microsoft bestätigt wurde, dass neue Funktionen zuerst – und zum Teil auch ausschließlich – in Office 365 zu finden sein werden.
Stand heute
Auch auf der diesjährigen Ignite-Konferenz (Anmerkung: Microsoft veranstaltet keine SharePoint-Konferenz mehr) wurde, obwohl die Fortführung von SharePoint Server immer wieder betont wurde, um die Kundenbasis zu beruhigen, der strategischen Fokus auf Cloud-basierte Lösungen sehr deutlich. Das Angebot von Microsoft besteht darin, dem Anwender die komplette Infrastruktur und die Anwendung selbst gegen Entgelt zur Verfügung zu stellen, sodass eine Vielzahl von bisherigen Aufgaben entfallen:
- Die Hardwarebeschaffung entfällt, eventuelle Hardwareprobleme werden durch Microsoft behoben.
- Es muss keine Serversoftware (Betriebssystem, SharePoint, Werkzeuge, Add-ons) mehr installiert und im Netzwerk eingebunden werden.
- Ausfallschutz und Backup müssen nicht geplant, durchgeführt und überwacht werden.
- Microsoft garantiert die Verfügbarkeit und schützt Daten vor nicht autorisierten Zugriffen.
- Richtlinien für einen ordnungsgemäßen Betrieb, sowie deren Umsetzung und Überwachung entfallen.
- Es müssen keine Updates, Service Packs und Migrationen auf neue Versionen mehr geplant und umgesetzt werden, das erledigt Microsoft im Hintergrund, völlig transparent für die Anwender.
- Customizing soll durch bessere Vorlagen für typische Anwendungsszenarien, z. B. Mitarbeiterportal weitgehend überflüssig gemacht werden.
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