Studie Klinische Dokumentation stört Arzt-Patientenverhältnis
Fieberkurven, Medikamenten- und Behandlungspläne erfassen, das bestimmt immer häufiger den Alltag von Ärzten und Pflegepersonal. Und immer häufiger klagen Ärzte, dass schriftliche Dokumentation und bürokratische Auflagen keine Zeit mehr lassen für die Arbeit am und mit dem Patienten. Können elektronische Diktiersysteme aus diesem Dilemma befreien?
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Der finanzielle Druck der Krankenhäuser in Deutschland steigt immer weiter und der administrative Aufwand wird verschärft, wodurch für Pflegepersonal und Ärzte weniger Zeit bleibt, sich den Patienten zu widmen. Um herauszufinden, wie hoch dieser Aufwand in Krankenhäusern tatsächlich ist, hat HIMSS Europe im Auftrag von Nuance Healthcare eine Erhebung in deutschen Akutkrankenhäusern durchgeführt.
Ziel der Studie war es, Transparenz über das Volumen der Dokumentation zu schaffen und einen besseren Überblick zum Ressourceneinsatz zu gewinnen. Dabei wurde der Dokumentationsaufwand inklusive aller dabei anfallenden Abläufe beim Arzt beziehungsweise Pflegepersonal im Verlauf eines Falles ermittelt, sowie das Einsparpotenzial durch die Verwendung IT-gestützter Lösungen berechnet.
Der zeitliche Aufwand für die Dokumentation von Ärzten wurde 2003 in einer Studie des Deutschen Krankenhaus Institutes erstmals erhoben. 12 Jahre später konnte jetzt eine Steigerung des Aufwandes bei 8 von 11 Prozessen in der Chirurgie und 6 von 10 Prozessen in der Inneren Medizin festgestellt werden. Die Ergebnisse sprechen eine deutliche Sprache.
Alle Befragten unterschätzten den tatsächlichen Dokumentationsaufwand. Der Gesamtaufwand für die Dokumentation beträgt im Ärztlichen Dienst vier Stunden. Für Chefärzte ist die zeitliche Belastung mit 5,5 Stunden am höchsten.
Der Pflegedienst benötigt täglich knapp drei Stunden zur Dokumentation. Schichtwechselübergabe und Patientendatensuche dauern jeweils länger als 20 Minuten.
Auch die entstehenden Kosten zeigen deutlich, was der Dokumentationsaufwand bewirkt. 2013 hatten Personalkosten mit 53,8 Milliarden Euro einen Anteil von 61 Prozent an den Gesamtkosten der Krankenhäuser. Knapp 62 Prozent davon entfielen auf den Ärztlichen und Pflegedienst . Dies sind knapp 26 Millionen Euro in einem 450 Bettenhaus. Davon werden 21 Prozent durch Dokumentation verursacht.
„Bisher gibt es nur sehr wenig quantitative Informationen über den tatsächlichen Zeit- und Kostenaufwand, den die Dokumentation im deutschsprachigen Krankenhausbetrieb vereinnahmt“, erklärt Frank Fritzsche, Consultant bei HIMMS Europe.
„[…] Oft werden die Informationen der Medikamentenverordnung (Kurve) noch digital und handschriftlich erfasst, wodurch ein doppelter Arbeitsaufwand besteht. Würde sich die digitale Kurve als alleinige Dokumentationsform sowohl beim Pflegepersonal als auch bei den Ärzten durchsetzen, würde eine große Zeitersparnis erreicht werden, die Kurvenführung wäre einheitlicher, leichter für alle Beteiligten nachvollziehbar und zuverlässiger“, so einer der Befragten.
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