Proprietäre vs. Open-Source-Software Die Vorteile offener Quellcodes

Redakteur: Julia Mutzbauer

Viele Unternehmen wünschen sich Software, die sicher ist und langfristig zur Verfügung steht. Ist Open-Source-Software (OSS) dafür eine geeignete Lösung? Welchen besonderen Nutzen bietet sie? Elmar Geese, Chief Operating Officer bei Greenbone Networks, nennt fünf wichtige Gründe für den Einsatz von OSS.

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Elmar Geese, Chief Operating Officer bei Greenbone Networks: „Wenn eine Software einmal unter einer Open Source veröffentlicht wurde, bleibt ihr Quellcode dort auch in Zukunft frei verfügbar“
Elmar Geese, Chief Operating Officer bei Greenbone Networks: „Wenn eine Software einmal unter einer Open Source veröffentlicht wurde, bleibt ihr Quellcode dort auch in Zukunft frei verfügbar“
(© gustavofrazao – stock.adobe.com)

Bei Open Source handelt es sich um eine Software, bei der der Quellcode öffentlich eingesehen, genutzt und sogar verändert werden kann. Im Vergleich zu proprietärer Software besteht dabei keine Abhängigkeit zu einem bestimmten Hersteller. Trotzdem kann OSS auch ein kommerzielles Produkt sein, das von einem Hersteller entwickelt, verkauft und supported wird.

„Wie bei proprietärer Software erhalten Kunden, die eine Lizenz erwerben, eine schlüsselfertige Lösung, die sie sofort in Betrieb nehmen können. Der zugrundeliegende Open-Source-Gedanke macht jedoch einen großen Unterschied und bringt viele Vorteile für Unternehmen“, erläutert Elmar Geese, COO bei Greenbone Networks. Der Experte zählt folgende Gründe auf, die nach seiner Darstellung für OSS sprechen:

Offene Quellen schaffen Transparenz

Weil der Quellcode bei OSS offen liegt, ist er von jeder Person einsehbar. Anwender können sich dann zum Beispiel sicher sein, dass in der Software keine versteckten Funktionen eingebaut sind, mit denen jemand heimlich Daten abgreift. Gerade wegen solcher Vorwürfe standen große US-Hersteller schon häufig in der Kritik. Bei OSS lässt sich dagegen genau nachvollziehen, wie die Software funktioniert und was sie tut. Entwickler können den Quellcode auch verändern und an die individuellen Unternehmensbedürfnisse anpassen. Das schafft hohe Flexibilität.

OSS ist immer verfügbar und nachhaltig

Wenn eine Software einmal unter einer Open Source veröffentlicht wurde, bleibt ihr Quellcode dort auch in Zukunft frei verfügbar. Das gilt auch dann, wenn der Hersteller, der sie entwickelt hat, seine Lizenzbestimmungen einmal ändert. Unternehmen können die zuletzt veröffentlichte Version weiterhin wie gewohnt nutzen. Die Wahrscheinlichkeit ist zudem groß, dass die Software auch unabhängig von einem einzelnen Hersteller in der Community gepflegt und weiterentwickelt wird.

Eine starke Community sichert die Qualität

Hersteller, die den Open-Source-Gedanken leben, sind in engem Austausch mit ihrer Community. Sie diskutieren mit anderen Entwicklern und Anwendern in Foren und haben ein gemeinsames Interesse daran, die Software kontinuierlich zu verbessern. Transparenz macht OSS qualitativ hochwertig. Aus der Community erhalten Hersteller zudem kontinuierlich Feedback und Anregungen zu ihrer Software.

Schwarmintelligenz sorgt für hohe Sicherheit

Der offene Quellcode und die Community sind auch Gründe dafür, dass OSS besonders sicher ist. Das klingt zunächst einmal widersprüchlich, denn wenn jeder den Quellcode einer Software verändern kann, haben es dann nicht auch Cyberkriminelle leicht, schädlichen Code einzuschleusen? Dabei wird jedoch übersehen, dass auch kommerzielle Open-Source-Produkte heutzutage üblicherweise durch ein professionelles Supply-Chain-Management abgesichert werden, zusätzlich zur eingebauten Transparenz. Bei proprietärer Software sind Anwender dagegen in der Regel von den Sicherheitsprozessen eines einzigen Herstellers abhängig. Wie gefährlich das sein kann, hat vor Kurzem die massive Sicherheitslücke in der Groupware „Exchange“ gezeigt. Cyberkriminelle hatten mehr als genug Zeit, die Sicherheitslücke auszunutzen. Zehntausende Systeme waren betroffen. Eine Kompensation für den Schaden erhalten Kunden nicht.

OSS fördert digitale Souveränität

Nicht nur in puncto Cybersecurity ist die Abhängigkeit von einzelnen Herstellern bedenklich. Immer wieder wird auch über die politischen und rechtlichen Gefahren diskutiert, die durch die Nutzung von Produkten globaler, meist US-amerikanischer, Anbieter entstehen. Unternehmen setzen dadurch ihre digitale Souveränität aufs Spiel – mit weitreichenden Folgen. Denn in Folge der Digitalisierung geht es hier längst nicht mehr nur um Software, sondern um alle Geschäftsprozesse, die damit verbunden sind.

Wer abhängig von globalen Herstellern ist, muss sich deren Bedingungen diktieren lassen. Diese können auch politisch motiviert sein oder den Datenschutz aushebeln.

Nicht umsonst hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) im vergangenen Jahr das transatlantische Datenschutzabkommen Privacy Shield für ungültig erklärt. Der Grund: US-amerikanische Unternehmen können die darin vereinbarten Standards ohnehin nicht garantieren, weil sie dem CLOUD Act unterliegen.

Dieser Erlass verpflichtet US-amerikanische Organisationen, Daten an die US-Behörden herauszugeben, egal in welchem Land sie gespeichert sind. Deutsche Unternehmen, die die Cloud-Services großer US-Anbieter nutzen, bewegen sich also auf rechtlich unsicherem Terrain.

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