Wirtschaftspolitik in Europa Wirtschaftswachstum durch Stärkung des IT-Sektors
Der NSA-Skandal der vergangenen Monate hat auf erschreckende Weise gezeigt, dass der Europäischen Union an Autarkie im Bereich der Informationstechnologie fehlt. Wie es dazu kommen konnte und welche Möglichkeiten sich Europa bieten, um dieser Abhängigkeit zu entfliehen, untersucht , unser Autor Helmut Fallmann in seinem Beitrag.
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In Europa ist die 2008 durch das Platzen der amerikanischen Immobilienblase und die Insolvenz der Investmentbank Lehman Brothers losgetretene Krise der globalen Realwirtschaft noch nicht zur Gänze überwunden. Obwohl in den letzten fünf Jahren wirtschaftspolitische Fortschritte bei der Bewältigung der ökonomischen Talfahrt erzielt wurden, die einen Zerfall der Währungsunion in nunmehr 18 Mitgliedsstaaten erfolgreich abwendeten – unter anderem durch die Verabschiedung des ESM (Europäischer Stabilitätsmechanismus) und die Etablierung der Bankenunion – konnte das Vertrauen in den europäischen Finanzsektor noch nicht gänzlich restauriert werden.
Die Zurückhaltung bei unternehmerischen und privaten Kreditlinien sowie Einkommensverluste und sozialstaatliche Leistungskürzungen haben die für einen Aufschwung erforderlichen Investitionen der Wirtschaft und auch der Öffentlichen Hand abgeschwächt und die Konsumnachfrage der Privathaushalte gedämpft.
Neues Wirtschaftswachstum in Europa kann mit ausschließlicher Disziplinierung der Haushaltspolitik in den Mitgliedsstaaten nicht in Gang gesetzt werden.
Vor dem Hintergrund erklärt sich auch, warum gerade die europäische Wirtschaft beim Tempo der Erholung mit der US-Wirtschaft oder dem asiatischen Raum nicht mithalten kann. Für heuer sagt das Trend-Barometer der OECD für die Euro-Zone mit bescheidenen 1,1 Prozent Wirtschaftswachstum eine eher schleppende Entwicklung voraus, während in Amerika das BIP bereits wieder um 2,8 Prozent zulegen dürfte.
Der größte Wachstumsschub wird in den aufstrebenden Wirtschaftsregionen erwartet, allen voran in China und in Indien, wo die Prognosen von 8,4 beziehungsweise 6,4 Prozent Zunahme ausgehen.
Der wahrscheinlich schmerzlichste „Pfahl im Fleisch“ der europäischen Wirtschaft ist aber die horrende Arbeitslosigkeit, die mit 11 Prozent im EU-Durchschnitt zum Jahreswechsel einen historischen Höchstwert erreicht hat.
Noch schlimmer für die angestrebte Wettbewerbsstärkung und die langfristige Zukunftssicherung des Kontinents ist aber, dass rund 7,5 Millionen junge Europäer zwischen 15 und 24 Jahren ohne Beschäftigung sind.
Bedingt durch den rasanten gesellschaftlichen Wandel hin zu einer Netz-basierten Wissensgesellschaft in den letzten zwei Dekaden haben sich die Anforderungen der Wirtschaft an die Bildung radikal verändert. Europa hat es über Jahre versäumt, die richtigen strategischen Weichenstellungen für die Aneignung der erforderlichen Kompetenzen bei den in die Berufswelt hineinwachsenden Generationen zu stellen.
Die Informations- und Kommunikationstechnologien sind heute ohne Übertreibung das „zentrale Nervensystem“ moderner Gesellschaften. Ohne flächendeckende Breitbandinfrastrukturen im gesamten Wirtschaftsraum der Europäischen Union können auch andere Zukunftstechnologien ihr tatsächliches Potenzial nicht entfalten.
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