Gartner-Studie 2016 Top 10 strategisch relevanter Technologien für Behörden

Autor Manfred Klein

„Mehr mit weniger erreichen“ war fast ein Jahrzehnt das Motto für viele CIOs. Auch jetzt sind die CIOs in öffentlichen Einrichtungen weiterhin unter Druck, die IT zu optimieren und Unternehmenskosten zu senken. Gleichzeitig sollen sie digitale Innovationen im öffentlichen Sektor einführen.

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Was CIIOs in der Öffentlichen Verwaltung beachten müssen
Was CIIOs in der Öffentlichen Verwaltung beachten müssen
(Bild: © Zerophoto - Fotolia)

Laut dem IT- und Research-Beratungsunternehmen Gartner stehen CIOs, die für die Regierung arbeiten, organisatorischen und kulturellen Herausforderungen gegenüber, die es verhindern, das Potenzial von Social Media, Mobiltechnologien, Data Analytics, Cloud und Internet of Things (IoT) wirklich voll auszuschöpfen.

Rick Howard, Research Vice President bei Gartner, sagt, dass Altlasten von lange verwendeten Systemen und Daten und herkömmliche Arbeitsprozesse das Prinzip „Business as usual“ fördern. Diese Denkhaltung verhindert die aktive Mitarbeit in größeren Partner-Netzwerken, durch die man den Bürgern umfängliche digitale Dienstleistungen anbieten könnte.

„Regierungen und Behörden müssen strategische Investitionen in die IT ermöglichen. Dies ist unerlässlich in einer digitalen Dienstleistungsgesellschaft. Andernfalls besteht die Gefahr, dass mittelmäßige Geschäftsmodelle und Serviceleistungen weitergeführt werden, die finanziell auf lange Sicht nicht tragbar sind“, erklärt Howard.

„Wenn CIOs technische Innovationen aus dem privaten Sektor nur zögerlich für ihre Arbeit in den Behörden übernehmen, hat dies ein höheres Geschäftsrisiko und steigende Kosten zur Folge. Damit gefährden sie schlussendlich die erfolgreiche Arbeit ihrer Organisationen.“

Die weltweiten Ausgaben von nationalen, föderalen und lokalen Regierungen und Behörden für Technologie-Produkte und Services werden laut einer Prognose von Gartner in diesem Jahr um 0,3 Prozent auf gut 430 Milliarden Dollar steigen. Bis 2020 werden diese Ausgaben gut 476 Milliarden Dollar betragen. Das bedeutet gegenüber 2015 eine Kehrtwende, wo es einen Rückgang von 5,2 Prozent gab.

Um die Transformationsinitiativen in Behörden zu unterstützen, stellt Gartner die zehn wichtigsten strategischen Technologien für dieses Jahr vor und gibt CIOs und IT-Managern Empfehlungen zur richtigen Umsetzung.

Hierbei handelt es sich nicht um eine Liste, die aufzeigt, wofür CIOs in Behörden die meiste Zeit und das meiste Geld aufwenden. Vielmehr ist es eine Auflistung von strategischen Technologien, für die Gartner eine Umsetzung 2016 empfiehlt.

Die zehn Trends im Überblick

  • 1. Digitaler Arbeitsplatz: Immer mehr Mitarbeiter im öffentlichen Sektor, vom Sachbearbeiter bis hin zum Top-Manager, kennen sich mit digitalen Anwendungen aus. Der „digital workplace“ ist eine Unternehmensstrategie, die das Engagement und die Flexibilität der Mitarbeiter durch eine konsumerisierte Arbeitsweise steigern soll. Der digitale Arbeitsplatz begünstigt einen kollaborativen Arbeitsstil und unterstützt eine dezentrale, mobile Arbeitsumgebung. Außerdem können auch die Technologien berücksichtigt werden, die die Mitarbeiter selbst gern verwenden.
  • 2. Engagement auf allen Kanälen: Um ein effektives Ergebnis für den Bürger zu erlangen, bedarf es eines ganzheitlichen Ansatzes. Daten sollten zum einen genutzt werden, um die Bedürfnisse und Wünsche der Bürger zu verstehen. Zum anderen sollte die Kommunikation über Social Media ausgeweitet werden, um den Bürger aktiv miteinzubeziehen. Dem Bürger sollte ein Engagement in eigener Sache ermöglicht werden. Die Verwaltung muss die bevorzugten Kommunikationswege der Bürger verstehen und es muss ein nahtloser Übergang zwischen den einzelnen Kanälen ermöglicht werden. Und schließlich sollten ausreichende Interaktionsmöglichkeiten für die Bürger vorhanden sein. Eine auf den Bürger ausgerichtete Informationsmanagement-Strategie mit der Möglichkeit über viele Kanäle hinweg Kontakt aufzunehmen, wird messbare Vorteile zur Folge haben.
  • 3. Zugriff auf alle Daten: Wenn Daten in einer Behörde zugänglich gemacht werden, sind diese etwa standardmäßig oder auf Wunsch einsehbar. Dieses Vorgehen stellt lizenzfreie Daten in maschinenlesbaren Formaten für jeden zur Verfügung, der die entsprechenden Zugriffsrechte hat. Open data macht die gesammelten Roh-Daten in der niedrigsten Granularität verfügbar, entsprechend der geltenden Richtlinien für Datenschutz, Sicherheit und Qualität der Daten. Open Data ist zugänglich über offene APIs und unterliegt keinem Urheberrecht.
  • 4. Elektronische ID: Weil Behörden immer digitaler arbeiten, wird auch die digitale Identität immer mehr zum Kernstück für alle digitalen Transaktionen. Deshalb muss ihre Verlässlichkeit erhöht werden. Die elektronische ID geht Hand in Hand mit den Prozessen und Technologien, die von Regierungen und Behörden eingesetzt werden, um den Bürgern ein sicheres und serviceorientiertes Portal zur Verfügung zu stellen. Behörden sollten dabei Online-Authentifizierungen und Identitäts-Checks verlangen. Eine persönliche Überprüfung vor Ort ist immer weniger geeignet, wenn man Bürgern einen umfassenden und nahtlosen Zugriff auf Informationen und Serviceangebote geben möchte. Dieses „keine falsche Tür“-Geschäftsmodell muss jeden Bürger mit einem bestimmten und einzigartigen Identifizierungszeichen verknüpfen – natürlich innerhalb des kulturell akzeptierten und gesetzlichen Rahmens.
  • 5. Analytics überall: Analytics beinhaltet das Sammeln und Analysieren von Daten, um Einblicke zu gewinnen. Basierend auf diesen Einblicken können Maßnahmen ergriffen werden, um Arbeitsschritte und Programme effektiver zu gestalten. Die allgegenwärtige Nutzung von Analytics auf allen Dienstebenen ermöglicht es führenden Behörden, weg vom Dashboard-Reporting mit Spätindikatoren hin zu unabhängigen Geschäftsprozessen zu kommen. Diese neuen Möglichkeiten befähigen Mitarbeiter, bessere, schnellere kontextbasierte Entscheidungen zu treffen.
  • 6. Intelligente Maschinen: In der Praxis sind intelligente Maschinen eine Kombination von verschiedenen digitalen Technologien, die Arbeiten erledigen können, von denen man bisher dachte, dass nur Menschen sie tun können. Die Fähigkeiten dieser Maschinen werden immer besser; mittlerweile gehören schon selbstlernende Netzwerke, selbstfahrende Autos, virtuelle Assistenten und Berater dazu, die auf intelligente Weise mit Menschen und Maschinen interagieren. Auch die IT-Führungskräfte in Behörden sollten intelligente Maschinen zur Verbesserung von bestehenden Geschäftspraktiken einsetzen. Und gegebenenfalls auch als Grundlage für neue öffentliche Dienstleistungen oder als eine Unterstützung, um die Geschäftsziele zu erreichen.
  • 7. Internet der Dinge (IoT): Das Internet der Dinge (Internet of Things/IoT) ist ein Netzwerk von physikalischen Objekten (fest oder mobil), das über eingebaute Technologien für die Kommunikation, fürs Monitoring oder fürs Interagieren mit verschiedenen Umgebungen verfügt. Die Architektur des IoT operiert in einem Netzwerk, das Objekte, Kommunikation, Anwendungen und Daten-Analyse umfasst. Es ist ein wichtiger Enabler von digitalen Geschäfts-Anwendungen sowohl im privaten wie auch im öffentlichen Sektor. Die Anwenderbeispiele und die Zahl der Anwender in Behörden variieren je nach Tätigkeitsfeld oder Aufgabenbereich. Die Geschäftsmodelle von Behörden, die das IoT benutzen, werden immer zahlreicher. Beispielsweise das verbrauchsbasierte oder das unterschriftsbezogene Steuermodell, eine smarte Müllabfuhr oder die Fern-Überwachung von älteren Patienten in betreuten Wohnungen.
  • 8. Digitale Plattformen für Behörden: Regierungsbehörden sind permanentem Druck ausgesetzt, ihren Service zu verbessern und gleichzeitig Kosten zu sparen. Durch das Arbeiten mit digitalen Plattformen wird der Arbeitsaufwand reduziert und ein benutzerorientiertes Design wir ermöglicht. Diese Plattformen bieten Services wie Identitätsmanagement und Verifizierung an, Bezahlungen, wiederverwendbare Anwendungsservices und Benachrichtigungen (beispielsweise über SMS oder eMail), die üblicherweise bezirksübergreifend genutzt werden. Behörden weltweit vereinfachen inzwischen ihre Arbeitsprozesse durch die Benutzung von Plattformen, verbessern dadurch die Zusammenarbeit mit den Bürgern und reduzieren ihre Ausgaben.
  • 9. Softwarebasierte Architekturen: Eine Softwarebasierte Architektur ist ein Vermittler zwischen dem Anbieter und dem Nutzer eines Serviceangebots, so dass sich diese Angebote dynamisch verändern können. Mit anderen Worten ausgedrückt, bedeutet dies für die IT die Möglichkeit, quasi während der Fahrt die Reifen zu wechseln. Eine Softwareschicht zur Abstrahierung und Virtualisierung von Netzwerken, Infrastruktur oder Sicherheitsanwendungen hinzuzufügen, hat sich als sinnvolle Methode für die Anwendung einer Infrastruktur erwiesen. Wenn man dieselbe Technik auch auf eine Software-Architektur anwendet, wird dies die Handhabung und Agilität eines Codes verbessern. So können die Behörden einfacher auf die sich ändernden Herausforderungen von digitaler Behördenarbeit und dem IoT reagieren. Einige Regierungs-Organisationen haben bereits damit begonnen, Softwarebasierte Infrastrukturen zu implementieren, aber die meisten arbeiten noch mit traditionellen Rechenzentren.
  • 10. Risikobasierte Sicherheitsstrategien: Die Bedrohungen durch Cyber-Angriffe nehmen immer mehr zu und es gibt noch viele weitere, komplexe Bedrohungen und Risiken. CIOs in Behörden müssen deshalb eine risikobasierte Sicherheitsstrategie entwickeln. Diese ermöglicht es den Behörden, umsichtige und verantwortungsbewusste Entscheidungen hinsichtlich möglicher Risiken oder Auswirkungen auf ihre Tätigkeitsfelder, ihre Arbeit, die Mitarbeiter und ihre Ressourcen zu treffen. 2016 haben sich vier neue Trends herauskristallisiert, die das Potenzial haben, die Performance von Behörden im Laufe der nächsten drei bis fünf Jahre wesentlich zu steigern. Die Trends „Analytics überall“, „intelligente Maschinen“, „Softwarebasierte Architektur“ und „risikobasierte Sicherheitsstrategien“ sind eine Herausforderung sowohl für die Verwaltungen, Personalabteilungen, die Materialbeschaffung und die entsprechende Finanzierung. „Viele dieser Technologie-Trends verändern Geschäftsmodelle so sehr, dass auch einige Richtlinien modernisiert werden müssen, vor allem solche in Bezug auf Datenschutz und Regulierungen“, erläutert Rick Howard. „CIOs müssen an vorderster Front stehen, wenn es darum geht, Ratschläge an gesetzgebende Organe zu geben und sie sollten mit Industrie-Experten die Auswirkungen und mögliche Optionen beraten.“

Weitere Informationen sind unter folgendem Link zu finden: “The Top 10 Strategic Technology Trends for Government in 2016.”

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